Ein Winter in Sindelsaum - Zwei junge Ritter

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Winter 1033, Angbar

Praiodane von Stielzbruk fluchte innerlich. Wann würde diese Kälte endlich enden? Sie gab sich selbst die Antwort. Es würden noch Wochen vergehen, bis die Temperaturen den Aufenthalt unter freiem Himmel wieder angenehm machen würde. Aber was nutze all das fluchen. Immerhin war sie gerade auf dem Rückweg von dem Schmied, bei dem sie den neuen Brustpanzer anfertigen ließ, und war auf dem Weg nach Thalessia. Seitdem ihr Lehnsherr, der Baron Erlan von Sindelsaum, Säckelmeister geworden war, hielt er dort Quartiere für seine Gefolgsleute bereit.
Jetzt im Winter waren die Bauarbeiten auch weitgehend eingestellt worden. Wenn es nicht nach der pingeligen Thalessia vom Eberstamm ginge, wäre das Schloss ohnehin schon lange fertiggestellt worden. So aber ging es immer wieder hin und her, und schon so mancher Steinmetz hatte entnervt aufgegeben.
So in ihre Gedanken versunken eilte Praiodane das Fürstenufer entlang und sah den anderen Fußgänger nicht, der ebenfalls, völlig in Gedanken versunken, vor sich her stapfte.
Mit einem dumpfen Laut stießen die zusammen und beide gingen zu Boden. Während Praiodane noch überlegte was da gerade passiert war, zeigte sich über ihr ein Gesicht. Sie kannte den jungen Mann nicht, doch dieser streckte ihr eine Hand hin, um ihr aufzuhelfen.
„Verzeiht edle Dame“, sprach er galant. „Ich war ganz in Gedanken versunken gewesen. Mein Name ist Wilbur von Nadoret. Lasst mich euch aufhelfen.“
Gerade wollte Praiodane die Hand Wilburs ergreifen, als dieser seinen Namen preisgab. „Pah!“ rief sie, „von einem Nadoreter lasse ich mir nicht aufhelfen. Ihr habt das Banner meines Lehnsherren von der Burg Albumin geworfen.“
„Und wäre es nach eurem Herrn gegangen, stünde das Heer noch heute vor der Burg!“ erwiderte der junge Nadoreter ebenso hitzig.
Praiodane gab ihm keine Antwort, sondern griff in den Schnee und warf ihn auf den Nadoreter.
Der sprang überrascht zurück. Praiodane nutze die Zeit um sich aufzurappeln, und formte einen weiteren Schneeball, doch schon war ihr Wilbur zuvor gekommen und warf ihr einen Schneeball an den Kopf.
Praiodanes ließ nicht lange auf sich warten, und so flogen Schneebälle über das Fürstenufer. Einige Kinder sahen das Spiel und machten sich daran, einen der beiden Kontrahenten zu unterstützen. In kürzester Zeit bewarfen sich je ein dutzend Kinder mit Schneebällen und die beiden Adligen waren mittendrin.
Nach einem halben Stundenglas zerstreute sich schließlich die Kinderschar und die beiden jungen Ritter blickten über den aufgewühlten Schnee.
Kopfschüttelnd klopfte sich Praiodane den Schnee aus der Kleidung, als Wilbur an ihre Seite trat.
„Ihr werft gar nicht schlecht für eine Hügelländerin“, sagte er und streckte ihr grinsend die Hand hin. Praiodane ergriff sie.
„Für einen Nadoreter habt ihr eine gute Wurfhand“, erwiderte sie das Kompliment.
Beide drehten sich um und setzten ihren Weg fort. Praiodane hatte gerade hundert Schritt hinter sich gebracht, als sie ein Schneeball an der Schulter traf. Überrascht drehte sie sich um und sah, wie ihr Wilbur schelmisch zuwinkte.
Praiodane hob drohend die Hand, doch sie lächelte dabei.
Das war schon eine koschere Fehde.