Ein Recke für Roterz

Aus KoschWiki
Version vom 24. April 2021, 17:53 Uhr von Kunar (D | B)
(Unterschiede) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschiede) | Nächstjüngere Version → (Unterschiede)
Zur Navigation springen Zur Suche springen


Kosch-Kurier36-.gif

Ausgabe Nummer 53 - Praios 1034 BF

Ein Recke für Roterz

Gisbrun von Treublatt zum Vogt ernannt

EISENHUETT/ROTERZ. Eisenhuett war in Trauer. Der langjährige Baron Karras von Roterz war im Wengenholm gefallen. Vom grausamen Oger Goro soll der tapfere Baron regelrecht zerfetzt worden sein, so munkelte man – und in jeder Taverne erzählte man sich eine andere grausame Variante. Der Sohn des Barons, der junge Recke Ungolf Refardeon, ist nun bereits seit langer Zeit auf Abenteuerfahrt ausgezogen und sein Schicksal ist nach wie vor ungewiss.

Doch ungeführt wollte Graf Growin die wichtige Baronie an der Grenze zu Almada freilich nicht lassen. Wen sollte er nun als Vogt einsetzen? Mancher rechnete mit der Einsetzung der Zwergin Matrescha Mortra Mur, einer Nachfahrin eines Baronshauses aus den Kaiserlosen Zeiten, die allerdings erst 1036 ihre Feuertaufe erhalten würde. Von diesen Gerüchten angespornt, sprach sich der Bund der Alttreuen für Feron von Nadoret aus, der einst als Page am Roterzer Hof diente. Eine Ausweitung des ohnehin „allzugroßen Einflusses der Zwerge im Ferdokschen“ sähe der Adelsbund dagegen mit Unmut.

Die Wahl des Grafen fiel letztlich auf ein Geschlecht aus einer anderen Grafschaft – wohl um Streit zu vermeiden. Er ernannte keinen geringeren als Gisbrun von Treublatt, der sich erst jüngst auf der Prinz-Erlan-Turnei als fähigster Streiter im Koscherland hervorgetan hatte. Er sollte nun über den Roterzpass und die Lande darum bis zur Klärung von Ungolfs Schicksal wachen. Der Einzug des Vogtes wurde im Hauptort der Baronie, Eisenhuett indes eher verhalten aufgenommen, galt der Tjostensieg des Treublatters doch als nicht ganz frei von Makel. So jedenfalls mag man erklären, dass der neue Statthalter nur von einer kleinen Delegation begrüßt wurde. Die übrige Bürgerschar beäugte die Neuankömmlinge lieber aus der Ferne und ohne Jubel, warf stattdessen murmelnd den einen oder anderen erstaunten Blick auf den Haufen Soldknechte unter Barmine von Rüpeln, die gemeinsam mit dem neuen Herren auf Burg Adlerstein Quartier bezogen.

Die Antwort des neuen Verwalters auf die ihm entgegenschlagenden Zweifel war frischer Eifer, mit dem er das „allzulang vernachlässigte“ Volk von seinen Qualitäten zu überzeugen anschickte. Bereits am ersten Tag seiner Herrschaft sandte Vogt Gisbrun seine Leute aus, um den Zustand der Baronie mit unverstellem Blick zu überprüfen.

Was Hauptfrau Barmine auf ihrem Ritt erkundete war indes wenig erfreulich: Willkür und Missstand allenthalben. Bauern, die seit Jahren ihren Zent nicht zahlten, bestechliche und müde Grenzwächter, als Steinbruch dienende einstige Grenzfestungen, Bürger wie Krämer, die regen Kontakt mit Almada pflegen und dabei Schranken und Zölle umgehen. Ja, selbst vor gelegentlichem Austausch von Waffen und geheimnisvoller Depeschen zwischen dem rohajatreuen Kosch und der selindianischen Südprovinz war die Rede... von Umtrieben wider die Kaiserin! Daraufhin ließ Vogt Gisbrun verlauten, dass er hart gegen die schändlichen Schmugglerumtriebe vorgehen und Übergriffe aus Almada nicht dulden würde. In diesen Tagen bezieht die vom Jungvogt angeforderte Fürstliche Kompagnie „Marschall Geldor“ unter Junker Reto von Bodrin-Hardenfels in Eisenhuett Quartier. Die Truppen haben Befehl von Fürst Blasius persönlich erhalten die Grenze nach Almada und vor allem den wichtigen Roterzpass zu bewachen. Den braven Roterzern wird die starke Trppenpräsenz in ihrer Heimat bereits unheimlich. Bisher halten aber sowohl die Soldknechte des Vogtes, als auch die Fürstlichen Truppen eine vorbildliche Disziplin aufrecht.

Garubold Topfler, Losiane Misthügel


Ein Stimmungsbild aus Roterz

„Es war, als schwiegen die sonst so rührigen Werkstätten und Stollen für einen Moment, und noch die tüchtigsten Bergleute kamen für einen Moment ans Tageslicht, um sich einzugliedern in die Reihe der wartenden Menschen und Zwerge von Roterz. Sie hatten neugierig aufgereiht, lugten aus ihren Fenstern und Türschlitzen, um der Ankunft ihres neuen Herrn zu harren. Herr Gisbrun von Treublatt war es, den Graf Growin auf Anraten Seiner Durchlaucht und seines Beraters Gerling zum Verweser von Roterz bestellt hatte (und nicht der Falkenritter Feron von Nadoret, den ihm einige seiner Vasallen angeraten hatten, die mächtige Baronin von Nadoret vorweg). So sahen die Roterzer nun den Sohn des alten Landvogts von Fürstenhort an ihnen vorbeireiten. Vorweg und hintendrein zog eine ganze Schar Söldlingsvolk in Waffen und Panzer - in diesen Tagen, da jenseits des Roterzpasses im Land Almada der eigensinnige König Selindian Hal herrscht, ein Beweis kluger Vorsicht des Herrn Gisbrun. Stolz und streng war sein Blick, bis ihm Ratvertreter und Zunftobere entgegentraten und den Schlüssel zu ihrer Stadt überreichten. Zugegen war auch die junge Zwergin Matrescha, die manch Eisenhuetter bereits als künftige Baronin sieht, wenn sie in zwei Jahren die Feuertaufe erhält. Das Kissen mit dem Schlüssel übergab aber Selissa von Roterz, die Witwe des bisherigen Barons Karras, und bei diesem Anblick trat ein Lächeln ins Gesicht des neuen Vogts.“

Brief von Sephira Markwardt an ihre Schwester, gefunden an der Neuwe Mur in Angbar