Dreister Einbruch in Steenback - Überraschungen unterwegs

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Zwischenwasser, 1033

Schließlich ritten sie gemeinsam auf der Straße nach Gôrmel. Die Straße zwischen Falkenhag und dem Gormeler Grün war in einem guten Zustand.
Streitbald gab sich redliche Mühe, seinen Schnitzer durch besonderen Eifer wieder gut zu machen. Wann immer man Wanderer auf dem geschotterten Pfad gen Gôrmel traf oder Bauern auf dem Feld sichtete, war er stets allen voran, um nach dem verdächtigen Fuhrwerk und dessen Besatzung zu fragen, und hatte tatsächlich Erfolg: zwei weitere Personen konnten von aufmerksamen Beobachtern beschrieben werden, denn gerade in diesen unruhigen Zeiten achtete man auf Fremde.
Ein semmelblonder Jüngling mit abstehenden Ohren war einem Waldbauern aufgefallen, der am Rand des Gormeler Grüns Klaubholz auflas, und der Knecht eines Bauern beschrieb ein dickliches Weibsbild mit blonden Zöpfen, die das Gesicht voller Sommersprossen hatte. Zusammen mit der bereits bekannten Anführerin wusste man jetzt um das Aussehen von dreien der Täter.
Als Streitbald erneut eine Bäuerin fragte, die mit ihren Kindern auf einem Feld abseits des Pfades Unkraut ausraufte, blickte diese auf und nickte eilfertig.
„Gewiss, hoher Herr, das Fuhrwerk habe ich gesehen. Seit Sonnenaufgang bin ich auf dem Felde, und das Fuhrwerk kam, kaum dass wir mit unserem Tagewerk begonnen hatten. Es rumpelte an uns vorbei und bog dort vorn vom Weg ab in das Gormeler Grün. Dort zweigt ein schmaler Waldpfad ab, der gen Praios führt. Mir fiel das auf, weil dort eigentlich niemals ein Fuhrwerk abbiegt. Außer einigen Weilern liegt nichts am Wege, wohin man mit einem Wagen ziehen könnte.”
Streitbald unterdrückte einen triumphierenden Ruf, fingerte statt dessen einen Heller aus dem Wams und warf ihn der Bäuerin zu.
„Nimm dies für deine Hilfe, gute Frau”, lachte er zufrieden, „und hab Dank! Die Zwölfe mit euch allen!”
„Und mit Euch, hoher Herr!” rief die Bäuerin im nach, als Streitbald sein Tier zurück zu den anderen lenkte, um von seinem Erfolg zu berichten.
Halmar vom Kargen Land überlegte laut. „Die Beschreibung der beiden gesichteten Personen klingt, als ob die beiden keine abgebrühten Räuber seien. Doch heißt es aufpassen, denn wir wissen nicht, wie gut sie bewaffnet und gerüstet sind. Die Begegnung mit dem Strolch in Lutzenstrand war mir Warnung genug!“
„Aber wir wissen doch, dass ein Teil der Sammlung gestohlen wurde! Damit wären sie bis an die Zähne bewaffnet!“, fuhr einer der Begleiter dazwischen.
Der Magier wurde etwas deutlicher: „Das ist richtig, doch wir haben gesehen, dass die Aufteilung der Beute nicht unbedingt gleichmäßig war. Wenn die Räuber den größten Teil weiterhin auf dem Wagen haben und nur jeweils ein oder zwei Handwaffen tragen, und wenn sich einige von ihnen zu sehr in Sicherheit wiegen und mangels Erfahrung sich zu weit von der Gruppe bewegen, haben wir eine Chance, diese in Unterzahl zu überwältigen! Schlaue Schurken hätten sich jedenfalls nicht beim Holzsammeln beobachten lassen, zumal sie das auch tiefer im Wald hätten erledigen können!“
Nun war es Zeit für einen Vorschlag. „Wenn wir alle gemeinsam den Weg entlang kommen, nehmen die Räuber reißaus. Kommen aber nur zwei von uns, locken wir sie vielleicht heraus. Wenn mir einer der Herren Geleitschutz gibt“, er wandte sich an Ritter und Knappen, „wäre ich bereit, voran zu gehen. Einen Gegner könnte ich eine Weile aufhalten!“
Halmar von Sindelsaum erwachte aus seiner Passivität. Bisher hatte er den älteren und erfahreneren Recken den Vortritt gelassen, doch nun sah er seine Stunde kommen. Ein Spähauftrag war genau nach der Art eines Knappen. Mittlerweile war er auch nur noch einige Monate von seinem Ritterschlag entfernt und war daher durchaus ein angemessener Geleitschutz für den Magier und Namensvettern.
„Bei Ingerimm!” rief er aus. „Ich werde euch begleiten und die Schurken auf Abstand halten. In Albernia und Dohlenfelde wusste ich mich meiner Haut zu erwehren und so werde ich euch auch gegen eine Hand voll Strolche schützen können, zumal die direkte Konfrontation nicht unser Ziel ist.”
Sprach's und ritt an der Seite des Magiers den Weg hinab.
Die beiden Halmars waren noch nicht weit gekommen, als sich vor ihnen eine grobschlächtige Frau mitten auf den Weg stellte und ihn versperrte. Gleichzeitig kam hinter ihnen ein junger Kerl aus dem Wald hervor und schnitt ihnen den Rückweg ab. Er sah wie ein etwas heruntergekommener Knecht aus, während sie etwas abgebrühter wirkte und offensichtlich ihre Rolle als Befehlshaberin genoss. Die Kleider der beiden Räuber, welche schon deutliche Gebrauchsspuren aufwies, stand im krassen Gegensatz zu ihren blinkenden Waffen.
„Die Hände hoch und das Geld raus!“, rief sie den beiden Reitern grinsend zu. „Kümmer Du Dich um den in der Robe, ich übernehme den anderen!“, fügte sie hinzu, an ihren Gefährten gewandt.
Der Magier war kein geübter Reiter und der Waldpfad, den sie geritten waren, erschien ihm zu schmal für waghalsige Manöver. Außerdem war der blonde Jüngling zu nah an ihm ran, um ihn einfach niederzureiten. Also hob er tatsächlich langsam die Hände, allerdings aus einem Grund, als die Räuber wohl dachten. Augenblicklich begann sein Pferd an zu tänzeln, da er die Zügel nicht mehr hielt.
„Vielleicht gestattet Ihr mir, doch wenigstens eine Hand zu verwenden“, wandte er sich an den Burschen mit den abstehenden Ohren. Dieser schaute zur sommersprossigen Räuberin herüber, die wohl nickte, denn er tat es nun auch.
„Ausgezeichnet.“, freute sich Halmar vom Kargen Land, senkte seine linke Hand, mit der er nun auf seinen Gegner wies, und fügte noch einige ganz besondere Worte hinzu.
Einen Augenblick später fing der Blondschopf an zu schreien, hielt sich eine Hand vors Gesicht und ließ den Waffenarm sinken.
„Ah, meine Augen! Bei den Göttern, ich kann nichts mehr sehen!“
In dem Vertrauen, dass sein Namensvetter allein zurechtkommen würde, kümmerte sich der Magier nicht um die Geschehnisse in seinem Rücken, sondern packte die Zügel, schnellte auf den magisch Geblendeten zu und holte ihn mit einem gezielten Schlag mit dem Stab auf den Brustkorb von den Beinen. Dann stieg er ab beeilte sich, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen und ihm dann den Stab auf die Kehle zu setzen, um ihn so am Boden zu halten.
Halmar von Sindelsaum hatte das Verhalten des Magiers verwirrt verfolgt. Er für seinen Teil hätte eher schon früher losgeschlagen, doch als sein Namensvetter solcherart einen Banditen ausgeschaltet hatte riss er das Schwert aus der Scheide und gab seinem Ross die Sporen. Der Weg war kurz und das war nun von Vorteil. Zwar konnte er die Wegelagerin nicht einfach niederreiten, dafür hatte sie aber auch keine Chance im auszuweichen.
Sein Schwert sauste nieder und erwischte die Frau an der Schulter, doch dann war er schon an ihr vorbei. Auf dem engen Pfad konnte er nicht wenden und so sprang er behände vom Pferd und machte sich bereit die ihn verfolgende Frau zu empfangen.
Schläge wurden ausgetauscht. Alter traf auf Jugend, Erfahrung auf Gelenkigkeit. Doch die Wunde machte der Frau mehr und mehr zu schaffen. Immer heftiger drang sie auf den Knappen ein, um die Entscheidung zu erzwingen. Eine einfache Finte genügte und die Frau lief ins Leere. Die `Wengenholmer Sichel` schickte sie zu Boden.
Sie lebte noch und wäre wohl wieder aufgestanden, um weiterzukämpfen, als ihr jedoch das Schwert Halmars an die Kehle gesetzt wurde.
„Eine falsche Bewegung und ich schicke sie dorthin, wo sie hingehörst. Sie ist nun meine Gefangene.”