Die Zweite Neufarnhainer Tafel - Waidmanns Heil

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1033, Neufarnhain

Gern hätte Edelbrecht ganz allein auf sich gestellt um das alte Familienstück gerungen, doch zur Sicherheit scharte er noch seinen zwergischen Freund Etosch Gabelbart und den fünfzehn Götterläufe zählenden Jalosch Sauerbrodt um sich, würde ihn sein Weg doch in den südwärts gelegenen Sumpf führen, wo er guter Hoffnung war, einen kapitalen Eber zu erlegen, hatte er dort doch schon des Öfteren die ein oder andere Rotte Wildschweine gesehen.
Doch nachdem die drei Gefährten Stunden um Stunden durch den trügerischen Sumpf gestapft waren, ohne auch nur die leiseste Spur eines Wildschweins zu entdecken, war Edelbrecht bereit, sich ihr Scheitern einzugestehen und den Pokal abzuschreiben. Immer wieder waren sie in dem tückischen Untergrund eingesunken, der ungestüme Jalosch einmal gar bis zur Hüfte. Längst schon waren sie vom ursprünglich ausgewählten Weg abgekommen und schon bald würden sie zur Umkehr genötigt sein, wenn sie noch rechtzeitig in Neufarnhain eintreffen wollten. Edelbrecht konnte nur hoffen, dass die anderen ebensoviel Pech gehabt hatten wie sie, auch wenn das bedeutete, auf so manche Bereicherung ihres abendlichen Speiseplans zu verzichten.
”Schöner Mist”, murmelte er vor sich hin und blickte verdrießlich auf Jalosch, der sich sichtlich abmühte mit den beiden ausgewachsenen Männern Schritt zu halten, ”der Becher ist futsch! Kommt ihr zwei, machen wir…”
Da erklang ein lang gezogenes Heulen durch den dichten Nebel und unterbrach den Herren von Neufarnhain. Kaum war es verklungen, als aus einer anderen Richtung ein zweites, ein drittes und ein viertes Heulen ertönte, das jeweils aus unterschiedlichen Kehlen zu stammen schien. Rasch drängten sich die Gefährten enger aneinander, bedeckten gegenseitig ihre Rücken und machten sich kampfbereit, als Edelbrecht auch schon einen huschenden Schemen aus den Augenwinkeln bemerkte, der plötzlich durch die Luft direkt auf Jalosch zuflog.

Cordo Sauerbrodt bestand darauf, Stöcke und bunte Fetzen mitnzunehmen und damit den Weg zu kennzeichnen. Dies verzögerte den Aufbruch von Olgoschs Gruppe um einige Zeit, doch der Weber beschwichtigte die beiden wartenden Zwerge: "Nur Geduld. Wer langsam in den Sumpf geht, kommt auch zurück."
Zur Freude Olgoschs bedurfte es danach keiner langen Diskussion über den besten Weg. Sie wählten den östlichen Ausgang Richtung Herbonia, der der Kate der Sauerbrodts am nächsten stand und in dessen Nähe sich der Ingerimmschrein befand. Hier gab es eine gute Strecke lang sicheren Boden. Um nicht dem Steinkreis zu nahe zu kommen, vor dem der Weber ausdrücklich gewarnt hatte, bogen sie bald nach Südosten ab.
Einige Stunden später war Olgosch durchaus zufrieden mit der Ausbeute. Zwar hatten sie nur einige Kaninchen gefangen und kein Großwild, so wie Edelbrecht es in Aussicht gestellte hatte, aber es würde immerhin den Speiseplan der Siedler ein wenig angenehmer gestalten. Außerdem wäre es nicht gut, allzu erfolgreich zu sein, wollte man den Becher in Neufarnhain behalten ... es kam dem Sohn des Ogrim immer noch nicht in den Sinn, ein altes Familienerbstück einfach so zu übernehmen.
Ingramosch hatte sich wider Erwarten recht gut gemacht, war während der gesamten Jagd still geblieben, so wie es erforderlich war, und hatte die Anweisungen Olgoschs ohne zu murren ausgeführt. Tatsächlich schien der junge Angroscho recht geschickte Finger zu haben - nun gut, er stammte ja auch aus einer ehrbaren Handwerkerfamilie. Cordo Sauberbrodt war es nicht schwer gefallen, stumm zu bleiben. Sie schickten sich gerade an, den Weg zurück in die Siedlung anzutreten, als sie ein Heulen vernahmen.
Sofort blickte sich der Weber hektisch um.
"Wölfe", stellte Olgosch trocken fest, "oder Schlimmeres."
Während er versuchte, die Richtung festzustellen, aus der das Geheul kam, sammelte er seine Begleiter um sich.
"Ingramosch, an meine Seite. Und Ihr auch. Wenn wir dicht beieinander stehen, können wir uns besser verteidigen."
Der junge Grambart fügte sich, fuhr sich jedoch mit der Zunge über die Lippen und kraulte seinen Bart.
"Hm, was immer es ist, es scheint von uns aus gesehen genau südwestlich zu sein."
Sauberbrodt begriff.
"Dorthin ist seine Wohlgeboren gegangen! Und mein Sohn! Wir müssen etwas tun!"
"Ja, das werden wir, aber überlegt. Es nützt den anderen nichts, wenn wir im Sumpf versinken, weil wir nicht aufgepasst haben."
Prüfend stellte Olgosch seinen Fuß einen Schritt Richtung Süden, um festzustellen, ob der Boden ihn tragen würde.

”Leise jetzt!”
Alma flüsterte.
”Da vorn ist es.”
Rainfried konnte durch die Bäume das Tier sehen, dessen Fährte sie nun schon seit mehr als einer Stunde folgten. Ein stattlicher Rehbock, wie man ihn sich nur wünschen konnte.
”Wenn das mal nicht der Pokal ist…” raunte der Grimsauer zwischen den Zähnen, während Rambox bereits die Armbrust anlegte. Die Atmung des Zwerges wurde immer ruhiger, er atmete langsam aus, ließ dabei die Armbrust von oben in Richtung des Ziels gleiten. Sein Finger blieb ruhig am Abzug. Der Bolzen zeigte nun direkt zum Herzen des Bocks.
Rambox drückte in dem Moment ab, als ein markerschütterndes Heulen ganz in der Nähe die Stille zerriss. Der Rehbock sprang panikartig davon und der Bolzen rammte wirkungslos in die unschuldige Borke eines Baums.
Rainfried zog sofort seine Seitenwaffe. Ein Blick in Richtung Almas machte ihm deutlich, dass sie ebenfalls wie der Rehbock fliehen wollte.
”Alma, bleib ganz ruhig. Wir müssen zusammenbleiben.”
Er legte eine Hand auf ihre Schulter.
”Bah! Wölfe! Die kann man nicht wirklich essen.”
Die Armbrust an Rambox Seite knarzte, als er sie wieder spannte und einen weiteren Bolzen auflegte. Er ging zu dem Baum, den er versehentlich abgeschossen hatte, brach den Bolzen aus der Rinde und inspizierte ihn.
”Und einen Bolzen hab ich jetzt auch noch verloren, denn der ist hin. Ob der werte Edelbrecht einen Borkenkäfer als würdige Jagdbeute ansieht? Dann haben wir den Pokal wohl gewonnen.”
”Für Scherze ist später Zeit, Rambox. Wir sollten zurück zur Siedlung.”
Rainfried verstärkte den Griff an der Waffe und Alma. Vorsichtig begannen sie, den Weg zurück zu suchen.

So schnell Edelbrecht es vermochte, spannte er seine leichte Armbrust – ein Geschenk Etoschs – und doch kam es ihm wie eine kleine Ewigkeit vor, ehe der Bolzen aus seinem Schaft hervorschoss und krachend in den Körper des Ungetüms einschlug, das Jalosch nur um Haaresbreite verfehlt und sich drohend vor ihm aufgebaut hatte.
”Achtung, Edelbrecht, hinter dir”, schrie Etosch Gabelbart auf und während der Borkinger noch herumfuhr, packte ihn etwas Großes, Pelziges an seinem rechten Bein und zerriss den Stoff seines Beinkleids. Als ob ihn tausend Messer durchführten, so brannte es, als das Untier erneut zuschnappte und sich die fingerlangen Reißzähne tief in den Unterschenkel des Borkingers bohrten.
Schon drohte es ihm schwarz vor den Augen zu werden, als Etoschs Zwergenskraja auf das Haupt des pelzigen Gegners niederfuhr und sich das Gebiss löste, das sein Bein umklammert gehalten hatte. Mit einem Satz wich Edelbrecht ein Stück zurück und kehrte sich erneut um, um nach Jalosch zu blicken, der sich zitternd mit einem eichernen Knüppel zweier Angreifer erwehrte.
”Wölfe”, schoss es ihm durch den Kopf, ohne dass er die dreisten Kreaturen genauer hätte klassifizieren können. Sicherlich war es, nach allem was er wusste, ungewöhnlich, dass diese Tiere sich an eine Gruppe Menschen heranwagten, aber immerhin war der Winter noch nicht gänzlich vorbei und ausgesprochen hart gewesen in diesem Götterlauf. Vermutlich waren die Bestien vollkommen ausgehungert und zu allem fähig.
Und noch ein Gedanke kam ihm, während er sich daran machte, Jalosch zur Hilfe zu eilen, und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Ein Wolf mochte zwar keine ausgezeichnete Jagdbeute sein, doch war es immer noch besser als mit leeren Händen zurückzukehren. Edelbrecht jauchzte laut auf ”Für Firun!” und stürzte sich ins Gefecht…

Nur eine halbe Meile weiter nördlich ...
Allzu glücklich war Roban nicht, auch wenn ihm Firun bereits eine Jagdbeute beschert hatte. Der kleine Rotpüschel wäre aber vermutlich demnächst Hungers gestorben, wenn ihn Dorwins Bolzen nicht erwischt hätte. Eine prächtige Jagdbeute sah anders aus.
”Der Spatz in der Hand ...”, sinnierte Roban, der sich ohnehin nicht besonders viel Hoffnung auf den Pokal gemacht hatte. Nicht, solange der Weidener Erborn im Rennen war, wahrlich ein Waidmann nach Firuns Geschmack. Der hatte sogar mal ein Reh in Moorbrück erwischt – ein leibhaftiges Reh, und das Vieh hatte sogar geschmeckt! Seit diesem Tag hatte Roban kein einziges Stück Rotwild mehr in dieser Gegend gesehen. Man hätte wohl eines auf dem Rücken hierher tragen müssen! Das sagte ihm mehr als genug über Erborns Jagdglück, und er gönnte es ihm.
Immerhin, ganz mit leeren Händen kam er nicht zurück. Und Danja hatte sich bereits einen neuen Spitznamen zugelegt. Daheim schimpfte Thurescha sie ”Draxgroschna” – ”Drachentochter”! Da sie auf ihrer Jagd schon zwei Schnecken mit merkwürdig gewundenen Fühlern gefunden und in einem mitgeführten Glas eingekerkert hatte, nannten die zwei Angroschim sie seitdem ”Schneckenschwester”, ein Wort, dass auf Rogolan einen fürchterlichen Zungenbrecher darstellte. Und vielleicht hatte man ja doch noch etwas Glück und fand doch noch ein passendes Stück Wild.
”Da, Wohlgeboren – eine Fährte!” meldete Dorwin und deutete auf den Boden. Roban trat näher.
”Ja, das ist ein Prachtexemplar”, grinste er. ”Koscher Edelmann, würde ich sagen, stattlich von Statur und gut genährt! Hängen wir ihn über den Kamin oder legen wir ihn davor?”
Der Zwerg blinzelte verwirrt zu ihm empor, ehe er verstand.
”Ach, das sind...”
”Die Stiefel eures Dienstherren”, lächelte Roban. ”Ja, ich denke schon. So große Latschen hat in Neufarnhain wohl nur einer, und das ist ...”
Ein langgezogener Laut zerriss die Luft und ließ die vier zusammen fahren.
”Canis lupus”, stellte Danja fest, etwas blass, aber um Fassung bemüht.
”Was für eine Kanne?” schnappte Roban und fingerte bereits am Schwertgriff.
”Wolf, Ro...Wohlgeboren!” rief die Maga erregt. ”Irgendwo hier in der Gegend ist ein Wolf, oder wohl eher ein ganzes Rudel! Wir sollten stehenden Fußes zur Siedlung zurück. Nach dem Winter könnten die Tiere ausgehungert genug sein, um auch die Nähe des Menschen nicht mehr zu scheuen.”
Erneutes Heulen, aus der gleichen Richtung.
Robans Blick glitt noch einmal zu Boden. Wie ein Wegweiser zeigte die Stiefelspitze in Richtung des Geheuls, dass jetzt mehrfach beantwortet wurde. Das war nicht das Heulen in Richtung Madamal – da brachte sich ein Rudel in Angriffsposition.
Oger, Arsch und Wolkenbruch! Ladet die Waffen, Angroschim, jetzt gilt es, euren Herrn zu verteidigen!"
Der Ritter riss die zerschlissene Jacke von den Schultern und wickelte es mit einigen schnellen Bewegungen um den Arm. In Tobrien hatte er schon gegen dämonisch verseuchte Hunde gekämpft, keine besonders angenehme Erfahrung, aber jetzt vielleicht hilfreich.
Kaum, dass er den Arm gegen Bisse geschützt hatte, rannte er los, immer der Spur hinterher. Das Geheul war einer Mischung aus Kläffen, Knurren und Winseln gewichen, immer wieder unterbrochen von den Rufen menschlicher und zwergischer Kämpfer.
Jetzt schälte sich das erste Tier aus dem Dunst. Es wirkte mager, aber das machte es wohl nur noch gefährlicher. Und tatsächlich, kaum, dass es den heran stürmenden Ritter bemerkt hatte, sprang es schon los.
Roban riss den Arm hoch. Lange Fangzähne bohrten sich in das Leder, er spürte den Druck auf dem Arm, fest wie eine zuschnappende Bärenfalle. Dann rammte er dem Tier schon das Schwert in den Leib, so tief, dass die Spitze auf der anderen Seite wieder ans Tageslicht trat. Blut spritzte ihm auf die Kleider, als er die Klinge aus dem erschlaffenden Leib riss. Das Todesgeheul des Wolfes, dessen Kiefer sich fast widerwillig langsam lösten.
Und schon konnte er weitere Wölfe ausmachen, die vor ihm im Nebel umher sprangen, ob im Angriff oder in der Abwehr, dass konnte er nicht erkennen. Hinter sich hörte er die dumpfen Schläge von Zwergenstiefeln und die leichteren Danjas, als er seine zerrissene Jacke zurecht rückte und sich gröhlend ins Gefecht warf.

Als die Gruppe um Olgosch den Kampfplatz erreichte, war das Gefecht bereits in vollem Gange. Edelbrecht und Jalosch stritten Seite an Seite, wobei letzterer sich mit seinem Knüppel nur mit Mühe zur Wehr setzen konnte. Mitten im Geschehen war der Grobhand, der ohne Rücksicht auf Verluste auf alles eindrosch, was einen grauen Pelz trug. Die Magierin schien sich auf etwas zu konzentrieren und benötigte Deckung durch Dwarrin und Dorwin, um nicht in den Nahkampf zu geraten. Etosch Gabelbart hatte es gleich mit zwei Wölfen zu tun, die er mit gewaltigen Axtschwüngen nur mühsam auf Distanz hielt. Auch ein kräftiger Angroscho würde dies nicht lange durchhalten. Daher griff Olgosch zunächst einen von ihnen an, gedeckt durch Ingramosch und Cordo, denen er eingeschärft hatte, nicht von seiner Seite zu weichen.
Und tatsächlich brauchte es nicht lange, um den ersten Angreifer zu erledigen, hatte er doch der neu aufgetauchten Gruppe den Rücken zugewandt. Olgosch nickte Etosch zu, der sich nun ganz um den verbliebenen Wolf kümmern konnte, und wandte sich Richtung Edelbrecht und Jalosch.
Auch an dieser Front war es mittlerweile gelungen einen Wolf schwer zu verwunden, so dass er zähnefletschend und heulend das Weite suchte. Allmählich erlangten Menschen und Angroschim die Oberhand und schlugen die übermütigen Wölfe in die Flucht.
Leise fluchend wischte sich der sichtlich erblasste Edelbrecht das Blut ab, welches sein Bein hinab und allmählich in den Stiefel lief.
”Danke Freunde, das war wirklich Rettung in letzter Sekunde möchte ich meinen,” fand Etosch Gabelbart die passenden Worte gegenüber den sieben Hinzugekommenen ”lange hätten wir allein sicherlich nicht mehr gegen das Rudel durchhalten können. Immerhin”, der Zwerg schaute sich um ”ist es uns gelungen diese widerlichen Pelzknäuel in die Flucht zu schlagen und diese hier”, er wies auf drei erschlagene Graupelze ”werden nun keinen Schaden mehr anrichten können!”
Auch Edelbrecht, der zwischenzeitig die Wunde notdürftig abgebunden hatte, sprach seinen tief empfundenen Dank aus und bat Cordo und Jalosch darum, die Kadaver zusammenzutragen und zu -binden, auf dass man sie besser transportieren könne.
Anschließend machten sich alle gemeinsam auf den Rückweg nach Neufarnhain, wobei sie das Gefühl nicht loswurden aus den schummrigen Nebeln, die nunmehr immer dichter wurden, heraus feindselig beobachtet zu werden.

Reto und Erborn waren schon eine ganze Zeit unterwegs und Erborn hatte schon eine Menge Spuren gefunden. Eine Rotte Wildschweine schien sich auf den Weg in den Sumpf gemacht zu haben, aber Reto wollte die Pferde nicht unbeaufsichtigt am Rande des Sumpfs zurücklassen oder einen allein in den Sumpf schicken. Also suchten sie weiter. Erborn entdeckte die Schlafmulde eines Hasen, aber dieser Spur wollte Reto nur folgen, wenn sich nicht etwas Besseres ergab, gleiches galt für den Kaninchenbau den Erborn kurz darauf aufspürte. Dann fand Erborn endlich eine lohnenswerte Spur von einigen Rehen und diese führten in einen lichten Birkenhain und nicht in den Sumpf.
Etwa zur 2. Mittagsstunde saßen beide ab und banden Erborns Pferd an einen Baum, Retos Streitross brauchte man nicht anzubinden, es würde auf Erborns Pferd aufpassen. Langsam und leise verfolgten sie die Spuren und als das erste Reh in mehr als hundert Schritt Entfernung in Sicht kam, blieb Reto mit gespanntem Bogen zurück und Erborn pirschte sich in einem leichten Bogen näher heran. Reto sah Erborn gar nicht mehr und wartet nervös darauf, einem der flüchtenden Tiere vielleicht einen Pfeil nachschießen zu können, als plötzlich eines der Tiere von einem Pfeil getroffen zu Boden sank. Die anderen flüchteten und Phex sei’s gedankt sogar in Retos Richtung. Reto sprang auf, spannte den Bogen und schoss, aber der Pfeil verfehlte sein Ziel und als Reto den 2. Pfeil aufgelegt hatte, waren die Rehe schon nicht mehr zu sehen. Erborn hatte den Bock schon verschnürt und transportfertig bis Reto bei ihm war. Der junge Bock wog nicht mehr als 15 Stein, aber für die kleine Festgesellschaft mochte es reichen.
”Reto, ich habe vielleicht beunruhigende Entdeckung gemacht”, eröffnete Erborn das Gespräch, als sie sich auf dem Rückweg zu ihren Pferden befanden.
”Ach ja, welche denn?”
”Als ich mich durchs Unterholz anpirschte, entdeckte ich ein paar Fellfetzen und Spuren von einigen Wölfen. Die scheinen mir Recht ausgehungert zu sein, wenn sie so wenig von ihrer Beute übrig lassen. Vielleicht sollten wir Wohlgeboren von Borking informieren?”
Reto strich sich durch seinen Kinnbart, wie üblich wenn er nachdachte.
”Hm, nicht dass wir ihn und Neufarnhain damit in Angst und Schrecken versetzen. Waren die Spuren sehr frisch? Könnte man zur Wolfshatz blasen?”
” Die Spuren sind schon einige Tage alt, mag sein, dass die Wölfe schon wo ganz anders unterwegs sind.”
”In diesem Fall will ich den Borkinger nicht unnötig nervös machen, vielleicht spreche ich ihn heute Abend mal vorsichtig darauf an. Also erst mal borongefälliges Schweigen gegenüber den Dörflern, dann sehen wir weiter.”
Erborn nickte nur und dann waren sie auch schon bei ihren Pferden angekommen, Jolande hatte schon die Ohren gespitzt. Gutes Tier, dachte Reto, und die beiden machten sich auf den Rückweg nach Neufarnhain.