Die Zweite Neufarnhainer Tafel - Der restliche Tag

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1033, Neufarnhain

Gleichzeitig draußen...

Es war für Danja keine große Überraschung, dass Robans Interesse sich zunächst nicht auf die Häuser von Neufarnhain richtete. Häuser hatte man in Hohentrutz auch, eine Palisade nicht, also inspizierte der Ritter die hölzerne Befestigung mit sichtbarer Neugier. Hier und dort ruckelte er gar an den eingerammten Baumstämmen, als wolle er prüfen, ob man sie nicht einfach umwerfen konnte.
”Wir haben anständig gearbeitet, Wohlgeboren”, erklang da eine tiefe Stimme aus dem Hintergrund. Als sie sich umwandten, stand ein Zwerg hinter ihnen, den sie schon bei ihrer Ankunft gesehen hatten.
Etosch Gabelbart, Verwalter von Neufarnhain”, stellte er sich vor. ”Ich habe auch die Arbeit an den Palisaden beaufsichtigt.”
”Soso”, murmelte Roban, strich sich über den Bart und betrachtete noch einmal die Konstruktion. Anschließend löcherte er den Angroscho mit zahlreichen Fragen, wollte wissen, welche Holzart man gewählt hatte, wie tief die Stämme eingerammt waren, ob man sie behandelt hatte, um sie gegen die allgegenwärtige Feuchtigkeit zu schützen, und zahlreiches mehr.
Etosch, offenbar recht angetan von derlei Fachsimpelei, gab umfassend Auskunft, Grund genug für Danja, sich noch sehr viel umfassender zu langweilen und den Blick so weit schweifen zu lassen, wie es der Nebel zuließ. Die Häuser von Neufarnhain waren eher Katen, fast genauso wie auf Hohentrutz. Auch die Blicke, mit denen die Menschen sie schon bei ihrer Ankunft bedacht hatten, erinnerten sie an ihre ersten Tage in Moorbrück.
‚Außerkoscher’ rief sie sich in Erinnerung. Ihr bornischer Akzent verriet den Einheimischen dieses Stigma natürlich sofort.
Gerade eben eilte eine knapp zwanzigjährige Frau zu einem der Häuser. In einem Tuch trug sie einen schlafenden Säugling vor der Brust. Sie warf Danja einen Blick zu, in dem sich Argwohn mit Angst mischte. Die Magierin starrte der Frau nach, bis sie im Haus verschwunden war. Nur die so weit verbreitete Furcht vor Zauberei, die düstere Präsenz dieses Ortes, oder hatte die Dame wirklich Grund, ihre Anwesenheit zu fürchten?
”... müssen wir wohl abwarten, wie sehr die Feuchtigkeit den Stämmen zusetzt”, schloss Etosch in diesem Moment seine Ausführungen. Roban nickte zustimmend und schien erst jetzt zu bemerken, dass Danja überhaupt noch da war.
”Falls Ihr noch ein oder zwei der Behausungen von innen zu sehen wünscht, würde ich unsere Schenke ‚Zum Findling‘ empfehlen”, bot Etosch an. ”Im Moment dient sie noch den Angroschim des Ortes als Behausung, dennoch könnt Ihr gern ein Bier dort trinken.”
”Ein Bier.”
Der Ritter grinste breit.
”Dann auf, Etosch Gabelbart. Trinken wir uns das Wetter schön!”
”Ich bedaure, Wohlgeboren”, antworte der Zwerg lachend, ”aber so viel Bier haben wir denn auch nicht!”

Kaum waren sich Edelbrecht und Reto in den Grundzügen handelseinig geworden, da traten sie gemeinsam mit Erborn hinaus vor die Tür und ließen ihren Blick suchend über das Gelände schweifen, ob sich der Grobhänder irgendwo zeigen wollte. Doch sowohl Roban als auch Danja hielten sich nirgendwo im Freien auf. Zufrieden nickte Edelbrecht.
”Die beiden werden im ‚Findling’ sein, eine andere Art des Vergnügens gibt es hier ja leider noch nicht. Kommt mit ihr zwei, dann kann ich euch gleich zeigen, woher unsere Schenke ihren Namen hat.”
Gemeinsam gingen die drei Männer gemächlichen Schrittes auf eine Kate im Osten des Dorfes zu, an deren Flanke ein imposanter Gedenkstein lag und von der Lehensvergabe durch Vogt Morwald Gerling vor einem Götterlauf kündete. Andächtig blieben sie vor dem Stein stehen und traten erst nach einer Weile in die Schenke ein.
Dort saßen Danja und Roban umringt von den vier Angroschim Etosch, Dorwin, Dwarrin und Xolberon, jeder einen Bierkrug in der rechten Hand.
”... und war über und über mit Schlamm bedeckt” beendete Roban gerade unter Prusten eine Erzählung, die auf ebenso erfreutes Glucksen der Zwerge stieß, während Danja entrüstet ihre Arme in die Seiten stemmte.
”Wunderbar”, rief Edelbrecht in die lustige Menge hinein ”wenn ihr euch so gut versteht, wärest du, Roban, einverstanden, für die Dauer des Festes gemeinsam mit deiner Begleitung im ‚Findling’ dein Lager aufzuschlagen?”
Roban warf einen Blick in den Humpen, dann zu seiner Begleiterin, die ihn angesichts der eben erhaltenen Demütigung kurzfristig mit Verachtung strafte und dann energisch nickte.
”Sicher, warum nicht! Die Unterkunft ist gemütlich, die Gesellschaft kurzweilig”, ein unverschämtes Grinsen flog in Richtung der Magierin, ”das Angebot nehmen wir dankend an.”
Während er diese wahrlich einfache Entscheidung traf, zogen Dorwin und Dwarrin die unterste Schublade einer Kommode auf, die mit einem darüber gelegten, gepolsterten Brett in eine Sitzbank im Zwergenformat umfunktioniert wurden.
”Noch leben wir etwas beengt”, erklärte Etosch beinahe entschuldigend, ”da muss man jede Möglichkeit nutzen, um Platz zu sparen.”
Roban nickte anerkennend und schien in Gedanken bereits mit dem Bau eines ähnlich praktischen Möbelstücks zu liebäugeln, während sich Edelbrecht an seine zwei Begleiter wandte.
”Ich schlage vor, auch wir nehmen noch eine kleine Stärkung zu uns, Reto und Erborn, und danach zeige ich euch die Kate der Familie Kauzfold. Sicherlich ist auch dieser Ort alles andere als standesgemäß für einen Mann von Adel, aber dort gibt es noch am meisten Platz. Außerdem sind Cordos drei Töchter, Morena, Sepha und Trave, allesamt voller Liebreiz und damit ein wahrer Augenschmaus.”
Nunmehr wandten sich alle Anwesenden dem Neufarnhainer Zwergenbräu zu und befassten sich in den darauf folgenden Stunden mit den Ereignissen der letzten Monde, dem Aufbau der Siedlungen und den Widrigkeiten, mit denen Siedler wie Ritter zu kämpfen gehabt hatten.
Erst spät am Abend brachte Edelbrecht leicht wankend Reto und Erborn zur nahe am Tor der Palisade gelegenen Kate der Familie Kauzfold, wo den beiden Therbunjanern ein warmer Empfang bereitet wurde, während sich Roban und Danja zum Schlafen im ‚Findling’ niederlegten.