Die Zweite Neufarnhainer Tafel - Aufbruch

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1033, Neufarnhain

Allmählich drangen Olgoschs Worte zu Edelbrecht durch. Immer noch starrte er fassungslos auf seine Hände, doch es war so, wie der Angroscho gesagt hatte – es gab kein Blut.
”Bei allen Zwölfen, Olgosch, es war furchtbar”, schnaufte er ”ich dachte tatsächlich, ich hätte Spuren eines grausamen Rituals gefunden.”
”Was immer ihr gesehen habt, Wohlgeboren, es ist vorbei! Lasst uns rasch zu den anderen zurückkehren. Sie werden schon völlig krank vor Sorge um uns sein.”
Edelbrecht nickte. Wer konnte sagen, wie viel Zeit sie hier verloren hatten und was in der Zwischenzeit mit Arbel geschehen war? Auf einmal hatte er es sehr eilig, zurück zu seinen Gefährten zu kommen. Wollten sie noch eine Chance haben, den Knaben lebend zu finden, so durften sie nicht länger zögern.
Rasch umrundeten Edelbrecht und Olgosch den Steinkreis und trafen eben in dem Moment bei ihren Kameraden ein, als Danja, den bewusstlosen Roban hinter sich her schleifend, aus dem Steinkreis heraustrat und den Umstehenden schulterzuckend erklärte, wie sie den wild um sich schlagenden Herren von Hohentrutz durch einen gezielten Steinwurf zu Fall gebracht hatte.
”Wenigstens war es keine Magie, derer ihr euch bedient habt”, bemerkte Edelbrecht und erntete dafür einen missmutigen Blick der Zauberin.
”Sobald Roban wieder auf dem Damm ist, sollten wir unsere Suche fortsetzen, ich habe keine Lust, die ganze Nacht hier draußen zu verbringen”, maulte Etosch, dem die Erleichterung darüber, dass Edelbrecht wohlauf war, deutlich anzumerken war.
”Wenn Ihr mir eine Bemerkung erlaubt”, warf Rainfried von Grimsau ein, ”sollten wir angesichts der Witterung wirklich keine Zeit mehr verlieren. Die Spuren, die Arbel hinterlassen hat, dürften nicht ewig aufzuspüren sein und mit jedem Augenblick, den wir hier verbringen, kann sich der Knabe weiter von uns entfernen. Ich schlage also vor, dass wir uns aufteilen und…”
Die letzten Worte des Grimsauers gingen in der wirren und heftigen, lautstarken Auseinandersetzung unter, die nunmehr unter den Gefährten ausbrach und die maßgeblich mit dafür verantwortlich war, dass Roban rasch die Augen wieder aufschlug.
”Scheiß die Wand an!”
In Robans Schädel schien ein Rudel Angroschim eine Binge einrichten zu wollen, zumindest klopfte und hämmerte es darin. Vorsichtig betastete er eine pflaumengroße Beule an der Stirn, während die anderen ihm berichteten, wie er wieder aus dem Kreis heraus gekommen war.
”...dann habt Ihr wohl das Gleichgewicht verloren und...seid dabei mit dem Kopf gegen einen der Steine geprallt”, schloss Rainfried den Bericht schließlich ab.
”Der Magistra gelang es dann wohl, Euch unter Lebensgefahr wieder in unsere Reihen zu bringen. Jetzt erörtern wir eine Aufteilung der Gruppe, um Arbel allen Widrigkeiten zum Trotze dennoch zu finden.”
”Danke”, brummelte Roban in Richtung der Magierin, immer noch das stetig größer werdende Stirnhorn betastend.
”Wusste gar nicht, dass die Steine in Moorbrück Flügel haben...aber sei es drum! Wer geht mit wem?”
Schnell bildeten sich auf Robans Nachfrage nun zwei etwa gleich große Gruppen, die sich in verschiedene Richtungen wenden wollten. Immerhin erlaubten die Spuren, die zunächst in den Steinkreis hineingeführt hatten, nur um einige hundert Schritt weiter nördlich wieder aus ihm herauszuführen, keine eindeutige Zuordnung mehr, in welche Richtung Arbel sich letztlich gewandt hatte, wie Erborn bedauernd feststellen musste, nachdem er sich eine Weile gründlich umgeschaut hatte.
Während sich Rainfried von Grimsau in der Begleitung der drei Angroschim Dwarrosch, Olgosch und Rambox sowie der Sumpfkundigen Alma nach Osten begab, stapften Edelbrecht, Reto und Roban gemeinsam mit Danja, Erborn und Etosch nordwärts durch den Sumpf.
Obgleich die Zeit immer weiter unaufhaltsam voranschritt und seit dem Verschwinden des Kindes wohl mehr als drei Stundengläser verstrichen sein mussten, hatte der eingeschlagene Weg sein Gutes, wurde der Boden doch zusehends fester und nur noch selten sank einer der Gefährten in einem Schlickloch ein. Ja, mitunter kam es Edelbrecht sogar so vor, als ließen sich Überreste eines Knüppeldammes erkennen, auch wenn er nicht wagte, diese Vermutung laut zu äußern, hatte er sich doch mit seinen Einbildungen und Tagträumereien inmitten des Steinkreises nicht gerade mit Ruhm bekleckert, wie er befand.