Die Flucht der Amme geht zu Ende

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1028, Hammerschlag

"Reiter!" schrie Helmrich völlig überflüssigerweise und deutete den Hügel hinauf. Den Hufschlag hatten sie bereits kurz vorher vernommen und so waren die Männer nur noch überrascht, mit welcher Geschwindigkeit die Reiter näher kamen. Jetzt war auch das Klirren von Stahl zu hören. Die anderen beiden Landwehrmänner griffen nach ihren Hellebarden. Die Anwesenheit ihres Herren spornte sie dabei besonders an. Dieser hatte sich im Sattel aufgerichtet und spähte ebenfalls den Hügel hinauf. An seiner Seite tat es ihm ein anderer Edelmann gleich. Die drei weiteren Berittenen schauten nervös zu den Edelmänner hinüber.
Schon flog das erste Pferd über den Schlagbaum, zu schnell war es heran gewesen, als das die Hellebardiere schon hätten eingreifen können. Das Pferd setzte mit einem beeindruckenden Sprung über den Schlagbaum hinweg und galoppierte weiter. Eine Frau mit einem schreienden Bündel im Arm krallte sich in dessen Mähne fest und es war deutlich zu sehen, dass sie das Pferd nicht unter Kontrolle hatte.
Da war auch schon der zweite Reiter - der erste Verfolger - heran. Die beiden Hellebardiere hatten die Mitte des Schlagbaums erreicht und reckten dem Reiter zitternd ihre Waffen entgegen. Dieser war sich der Gefahr nur allzu bewusst und versuchte sein Pferd zu zügeln, dieses hatte aber bereits selbst beschlossen nicht über den Schlagbaum und die Menschen springen zu wollen, scheute und stieg. Der Reiter konnte sich nicht im Sattel halten und stürzte in den Staub. Der zweite Verfolger wollte dem Schlagbaum ausweichen, hatte aber im schwachen Dämmerlicht den Graben vor dem Wall übersehen, der links und rechts direkt neben dem Schlagbaum begann. Sein Pferd strauchelte, knickte in der Vorderhand ein und der Reiter wurde in hohem Bogen über den Kopf des Pferdes gegen den Wall der Landwehr geschleudert, wo er reglos liegen blieb.
Durch einen kurzen Blickkontakt hatten die Edelmänner geklärt welcher von ihnen was tun würde. So wandte sich der eine dem durchgegangenen Pferd zu und galoppierte hinterher, während der andere seinem Pferd die Schenkel in die Seiten drückte und es über den Schlagbaum setzen ließ.
"Arnulf mit Kordan! Bernhelm mit mir! Helmrich setzte die zwei Reiter fest!" rief er während dessen seinen Leuten zu.
Bernhelm konnte seinem Herren nicht sofort folgen, denn über den Schlagbaum zu springen traute er sich und seinem Pferd nicht zu. So ließ er sich von Helmrich öffnen, während die anderen beiden Landwehrmänner bereits bei dem vor dem Schlagbaum liegenden Reiter waren und ihn niederhielten.
Ganz kurz war Lanzelind unentschlossen gewesen, was sie denn nun tun sollte. Ihr Schwertvater hatte ihr nicht befohlen ihm zu folgen, aber auch nicht gesagt, sie solle hier bleiben. Also entschloß sie sich ihm nachzueilen, sicherlich war es dort noch aufregender als hier, den auch ihr war das Waffengeklirr nicht entgangen. Mit Bernhelm zusammen ritt sie los, als der Schlagbaum endlich weit genug geöffnet war. Gerne hätte sie auch versucht darüber zu springen, aber inzwischen war dort kein Platz mehr.
Während dessen jagte Kordan mit seinem Pferd dem Pferd der Frau hinterher und der Abstand verringert sich zusehends. Schließlich konnte er etwa anderthalb Meilen hinter dem Schlagbaum das Pferd zum stehen bringen. Die völlig verängstigte Frau klammerte ich sofort an ihn als das Pferd angehalten und sie gesehen hatte, dass es keiner von Elwarts Leuten war. Sie weinte Tränen der Erleichterung. Auch das Kind in ihren Armen beruhigte sich wieder und sein Schreien ging in leises Wimmern über.
"Danke! Danke, edler Herr! Ihr wart unsere Rettung!" sagte die Amme. Dann erschrak sie.
"Aber was wird aus dem Herrn Ritter? Oh, Götter! Sie werden ihn töten!" schluchzte sie. Kordan versuchte beruhigend auf die Frau einzuwirken.
"Nun, nun, es wird ihm schon nichts geschehen! Hilfe ist ja bereits beim ihm! Nun beruhige sie sich doch!" sagte er und löste sich von der Amme.
"Kann sie alleine sitzen, wenn wir das Pferd am Zügel führen?" fragte er die Frau und die Amme nickte nur. Mit einem Wink gab er Arnulf zu verstehen, dass dieser vor ihnen reiten sollte, und so setzten sie sich in Bewegung - zurück zum Schlagbaum. Kordan hoffte, dass die Lage dort unter Kontrolle war.

Geron hatte seinen nächsten Angriff gegen den Ritter geritten und diesen verfehlt. Dafür hatte er aber einen schmerzhaften Streich gegen sein Bein erhalten und fühlte, wie das warme Blut daran herunter lief. Der Schnitt war wohl nicht tief, aber er schmerzte höllisch.
Geron sah, dass sich sein gestürzter Mann wieder aufgerappelt hatte und bereit war in den Kampf einzugreifen. Da dieser sich im Rücken des Ritters befand, konnte der das jedoch nicht sehen. Neue Zuversicht erfüllte Geron und er versuchte die Aufmerksamkeit des Ritters ganz auf sich zu lenken, während sein Mann sich an diesen heranschlich. Doch dann entgleisten ihm die Gesichtszüge, als plötzlich ein Reiter über die Kuppe des Hügels donnerte und direkt auf sie zu hielt. Zwar war er nicht mehr weit entfernt, doch in der kurzen Zeit, bis er sie erreicht hatte, lief für Geron alles wie in Zeitlupe ab. Zuerst sah Geron nur die Gestalt eines Reiters über die Kuppe kommen, der Reiterharnisch glühte im Rot der untergehenden Sonne, die Lanzenspitze schien in Feuer getaucht. Dann konnte er auch das Wappen erkennen und der Anblick ließ ihm das Blut in den Adern gefrieren.
Der Reiter senkte die Lanze und hielt auf Gerons Soldaten zu, dieser, das Schwert schon zum Schlag gegen den Ritter erhoben, wirbelte herum, denn noch über den Hufschlag hinweg war der Schlachtruf des Reiters zu vernehmen.
Die Starre fiel von Geron ab. Er wendete sein Pferd auf der Hinterhand und sprengte davon. Auch der Soldat wandte sich, sein Schwert wegwerfend, zur Flucht, doch kaum hatte er den ersten Schritt getan, erhielt er einen Schlag auf den Hinterkopf und ging zu Boden, der Reiter hatte ihn mit dem Schaft seiner Lanze niedergestreckt.
Schnell war der Ritter bei dem Soldaten und stellte fest, dass dieser bewusstlos war. Daraufhin steckte er sein Schwert wieder in die Scheide und wartete auf den Reiter. Der Reiter hatte sein Pferd gezügelt und kehrte um. Geron zu verfolgen erschien ihm sinnlos. Inzwischen hatte der Reiter auch sein Visier geöffnet, der Ritter erkannte ihn sofort, und als der Reiter zu sprechen anhub, stahl sich sogar ein leichtes Lächeln auf seine Lippen, welches er aber sofort wieder unterdrückte als der Reiter nah genug heran war, um es sehen zu können.
In diesem Moment erreichen auch Lanzelind und Bernhelm die Hügelkuppe.
"Der Angroschhorner! Ich grüße Euch, Falkenritter!" sagte der Reiter und lächelte.