Der Ruf des Friedwanger Raben 1032 BF: Teil 2

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Texte der Hauptreihe:
K1. Prolog
K2. Teil 1
K3. Teil 2
K4. Teil 3
K5. Teil 4
K6. Teil 5
K7. Teil 6
K8. Teil 7
K9. Teil 8
K10. Teil 9
K11. Teil 10
K12. Teil 11
K13. Teil 12
K14. Teil 13
K15. Teil 14
K16. Teil 15
K17. Teil 16
K18. Teil 17
K19. Teil 18
K20. Teil 19
K21. Teil 20
K22. Teil 21
K23. Teil 22
K24. Teil 23
K25. Teil 24
Autor: ?

Briefspielgeschichte der Golgariten

Rabenmark/|Burg Devendoch, Anfang Praios 1032 BF

Er war kein Ordensritter wie ihn die Komture zu schätzen wussten. Er war eher von der Sorte, die sich nach Vorsehungen zu Entscheidungen durchrangen, die ihm als richtig erschienen. Zwei Jahre war es nun nahezu her, das er sich aus eigenem Antrieb für den Dienst an der Mauer meldete. Seinen Posten im Koscher Hinterland hatte er damit mit dem unsicheren Leben im Schatten des Ehrfurcht gebietenden Todeswalles getauscht. 2 Jahre, in denen erfahren hatte, was es heißt immer wieder gegen einen gewandt streitenden Gegner anzustürmen. Für ihn war dieser Umstand mehr als nur enervierend, es war geradezu ein Schlag ins Gesicht. Seit Monden kamen sie keinen Schritt weiter. Das Land hinter dem Wall entzog sich weiterhin ihrer Kontrolle. Abgesehen von kleineren Scharmützeln im Altzoller Land ritten sie kaum mehr aus. Das Land war aufgewühlt und gefährlich geworden. Es schien ihm als sei etwas im Hinterland der Warunkei in Unordnung geraten.

Mit kräftigen Schlägen an die Eichentür des Landmeisters Corvinius, verschaffte sich der Tulamide Dschelef, Schwingenführer der Schwinge Rabenstein, Einlass in die Schriftstube.

Er schlug nur kurz ein Boronsrad und wartete bis sein Landmeister aufblickte: "Bruder Kriegsherr, ich will mit meiner Schwinge nach dem rechten sehen in Friedwang. Hier an der Mauer kommen wir keinen Schritt voran und ich denke, dass unsere Kräfte dort im Moment mehr den je gebraucht werden!"

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Des Ordens Kriegsherr, der gerade zum wiederholten Male die kleine Skizze studierte, die ihm ein Bote soeben überbracht hatte, blickte den ungestümen Ordensritter aus unergründlichen Augen schweigend an, als dieser die Stube betrat. Natürlich hatte er den Hilferuf seines Bruders im Glauben vernommen, allerdings hatte er nicht erwartet, dass sein Schwingenführer sich diesem annehmen würde. Als könne der Totenkopf an seiner Waffe ihm raten, wandte er den Kopf und verlor sich für einige endlos anmutende Momente in Gedanken. „Nicht wanken in unserer Wacht ist des Herrn Wille, Bruder Dschelef. Doch nicht unerhört soll der Ruf Bruder Bishdarielons sein, nicht ohne Antwort der schändliche Angriff auf des Herrn Sendboten bleiben. Nehmt 3 Euer Ritter und eilt gen Friedwang. Boron mit euch.“

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Gregorius strich sich mit der Handfläche den Schweiß von seinem kahlen Haupt. Auch wenn die täglichen Übungen seinen Geist in der Eintönigkeit sich stetig wiederholender Bewegungen gefangen gehalten hatte, hatte die Anstrengung Kraft gekostet. Noch immer kreisten seine Gedanken um den Hilferuf aus der Wildermark, von der die Burg soeben Kunde erhalten hatte. In der Hoffnung nach langer Zeit endlich wieder die Mauern verlassen zu können, begab er sich zu dem Raum, der dem Markgrafen als Arbeitszimmer diente, wenn er auf Burg Devendoch weilte. Er zögerte als er die schwere Eischentüre erreicht hatte. Dann pochte er schwungvoll dagegen. Ein gedämpftes „Herein“ ließ ihn eintreten. Im schummrigen Licht einiger Kerzen blickte ihn Gernot von Mersingen neugierig an. Wie immer hatte der Markgraf ein fast unmerkliches Lächeln auf den Lippen, als würde er bereits wissen, was Gregorius von ihm wollte. „Boron mit Dir, Bruder Gregorius. Was führt Dich zu mir?“ begann Gernot im Plauderton. „Ich vernahm den Hilferuf unseres Bruders Bishdarielon. Dieser Ruf soll nicht ungehört verhallen. Ich gedenke in die Wildermark zu reisen.“ „Dann hast Du bereits die Erlaubnis Bruder Corvinius`?“ Gregorius schüttelte verneinend den Kopf. Gernot schnaubte ungläubig, erhob sich dann und gebot dem Knappen ihm zu folgen. Auf den Zinnen der Burg angekommen, deutete er auch die Ritter und Knappen, Knechte und Mägde, die im Hof ihrer Arbeit nachgingen. „6 Götterläufe zählt man dich nun zu den Knappen. Kein anderer Anwärter mit deinen Fähigkeiten musste so lange auf seine Ritterleite warten. Und das alleine weil keine Demut zeigst. Wer andere befehlen will, muss erst das Dienen lernen.“ „Erst Demut trieb mich in diesen Orden, Bruder.“ Unterbrach der Knappe seinen Großkomtur. „Demut vor dem Herrn, ja. Demut vor Deinen Oberen, nein. Deinen Platz in der Ordnung, finde ihn, und der Zorn wird vergehen.“ „Derweil kannst Du Dich Bruder Dschelef anschließen, wenn unser Neffe auf dich verzichten mag, er bricht heute noch auf. Verknirscht presste Gregorius seine Lippen aufeinander, das sie weiß wurden, nickte steif und verabschiedete sich mit einem Nicken. Lange blickte Gernot dem einstigen Inquisitor hinterher, der seinen Stolz noch immer wie einen Zierrat vor sich hertrug.