Der Ruf des Friedwanger Raben 1032 BF: Teil 12

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Texte der Hauptreihe:
K1. Prolog
K2. Teil 1
K3. Teil 2
K4. Teil 3
K5. Teil 4
K6. Teil 5
K7. Teil 6
K8. Teil 7
K9. Teil 8
K10. Teil 9
K11. Teil 10
K12. Teil 11
K13. Teil 12
K14. Teil 13
K15. Teil 14
K16. Teil 15
K17. Teil 16
K18. Teil 17
K19. Teil 18
K20. Teil 19
K21. Teil 20
K22. Teil 21
K23. Teil 22
K24. Teil 23
K25. Teil 24
Autor: ?

Briefspielgeschichte der Golgariten

Markt Friedwang, Wildermark, Anfang Praios 1032 BF

Der Einäugige nickte, wies mit dem Kopf auf den hohen, schlanken, fast fertig gestellten (oder wieder aufgebauten?) Turm neben dem Praiostempel. „Der Schrothenturm“ meinte er lapidar. „In seinem Keller befinden sich Kerkerzellen für Magiekundige. Ich denke, auf eine Verwahrung der Gefangenen dort könnten wir uns einigen, oder, werte Praiolyn? Immerhin wird der Bleyturm auch von der Heiligen Inquisition genutzt.“ Die Geißlerin nickte würdevoll. „Gut. Ich bin sehr gespannt, wie sich das alles auflösen mag. Ihr da, treibt den Plebs zurück.“ Tatsächlich, einige Dörfler starrten ängstlich auf die Szenerie, und wurden von den Tempelwachen verscheucht: „Zurücktreten, zurücktreten, es gibt nichts zu sehen!“ Der Baron stieg gravitätisch aus dem Sattel, seine Wachen taten es ihm gleich. Sie gingen, die Gefangenen im Büttel-Griff, auf den Turm zu. Der weißhaarige Magus wollte ihnen folgen, aber ein scharfer Blick der Bannstrahlerin hielt ihn auf Abstand. „Schon gut, Hesindian!“ beschwichtigte der Baron. „Du hältst hier die Stellung!“

Gregorius folgte in Richtung des Turmgebäudes, das neben der Praiosbasilika aufragte . Zur Linken befand sich die Dorfschmiede, zur Rechten stand ein kleiner Säulentempel, dessen Dachrelief das Feuersymbol des Ingerimm über zwei gekreuzten Hämmern zierte. Aber der Turm zog sofort seinen Blick auf sich. Verdammt hoch für so einen Flecken, dachte er, schätzte mindestens 40 Schritt. Auf den ersten Blick hatte er gedacht, dass er noch weiter in die Höhe wachsen sollte, aber nein, dort oben, wo der Kran stand, schien bereits das oberste Geschoss sein, ein paar Fensterbögen nahmen bereits Kontur an. Nur das Dach und die Seitenwände fehlten noch. Das Baugerüst diente wohl dazu, den viereckigen, sich nach oben leicht verjüngenden Turm zu vertünchen. Was auffiel, war eine Art breiter Kaminschacht auf der Seite des Turms, der von einem Erker an der Spitze bis zum Boden reichte. Kleine Fenster waren darin eingelassen, ebenso wie in dem großen Turm. „Was ist das für ein Bauwerk?“ wollte der ehemalige Praiosdiener wissen. „Ein Gefängnisturm?“ „Nun, er wurde früher teilweise so genutzt, bevor er im Krieg, äh, niedergebrannt ist“, meinte Alrik und stellte sich vor den Eingang. „Eigentlich gehört er der Familie Butzenbinder“, sagte er mit Fremdenführermiene. „Die stellen in diesem Turm hier Schrot her….“ „Schrot? Wie eine Getreidemühle sieht das aber nicht aus?“ Nun war Gregorius endgültig verwirrt. „Schrotkugeln. Ballästermunition. Hagelschlag, nur im Miniaturformat, zur Jagd auf Vögel, Hasen und andere kleine Tiere. Winzige Bleikügelchen im Papierbeutel, der im Flug aufplatzt und seinen Inhalt wie Hagel auf das Ziel prasseln lässt. Nur auf kurze Entfernungen wirksam, aber es erleichtert das Zielen ungemein.“ „Wir nennen es Pumparmbrust“ grunzte einer der Barönlichen Büttel, der die gefangene Meuchlerin im Genick gepackt hatte, ein bulliger Kerl mit fleischigem Gesicht und stoppelhaarigen Doppelkinn. „Damit kann man jedes Rotfell voller Blei pumpen, das so doof ist einen anzugreifen, näh…“ „Ja, schon gut, Dappert, so genau wollen es unsere Gäste gar nicht wissen. Der Großvater von Darpinian Butzenbinder hat den Schrot erfunden und zu seiner Herstellung diesen Turm auf seine heutige Größe hoch gemauert. Man nennt es Fallgussverfahren. Oben auf der Plattform wird Blei erhitzt, und dann durch ein Sieb in den Fallschacht hinein nach unten gegossen. Unten steht dann ein Bottich mit Wasser. Durch Sumus Griff formen sich die Bleitropfen zu kleinen Kügelchen, durch die vielen Fenster werden sie abgekühlt, bis sie im Wasserbad landen…Die Sieblöcher gab es in verschiedenen Größen. Außerdem wurden im Turm auch große Bleikugeln für Schnepper und Geschosse für die Wutzenwalder Schleuderer hergestellt. “ „Regen aus Blei“, murmelte Gregorius. Irgendwie bereitete ihm der Gedanken an flüssiges Metall, das vom Himmel tropfte, Unbehagen. Aus den Lüftungslöchern musste es wahrlich ingerimmgefällig geraucht und gedampft haben. „Die Geschosse sind völlig nahtlos und glatt, von allerhöchster Qualität. Darpinian soll über eine geheime Tinktur verfügen, die er dem Bleischaum beifügt“ Alrik sah stolz in die Runde. „Ich hoffe sehr, dass wir die Herstellung bald wieder aufnehmen können, denn der Friedwanger Hagel brachte der Baronie früher jede Menge Duckern, bei Phex…Blei zu Gold verwandeln, gibt es etwas Vortrefflicheres?“ Die Geßlerin sah schon wieder säuerlich drein: „Nicht, solange der Kerker des Turms uns gehört. Alchimia ist's, verfluchtes Hexenwerk nenn ich's. Schwarze Kunst. Nichts weiter als Sumus Macht zu nutzen, um vollkommen runde Kugel herzustellen, bereits das erscheint mir wie…Zauberei. Aber bei dieser Butzenbinder-Tinktur handelt es sich gewisslich um ein dämonisches Gebräu, der Heilige Alboran steh uns bei.“ Gregorius war geneigt ihr zuzustimmen, enthielt sich aber eines Kommentars. Der Baron grinste frech. „Ihr könnt Euch wohl auf keine Latrine hocken, ohne Furcht, dass euch gleich ein böser Geist von unten in die Backe beißt, oder?“ „Spottet Ihr nur, das Lachen wird Euch noch vergehen. Diese Tinktur wird mit Hilfe des Schänders der Elemente hergestellt, da gehe ich jede Wette ein. Eines Tages werde ich herausfinden, wo dieser Bündler Darpinian das Geheimrezept und seine Vorräte versteckt… „Es gibt kein Geheimrezept. Jedenfalls nicht hier in Friedwang. Es handelt sich dabei um Flugsalbe…Ganz gewöhnliche Flugsalbe…“ Die Bannstrahlerin blickte den Baron scharf an. „Ganz gewöhnliche Fluch…Flugsalbe?“ Praiolyns Stimme klang mit einem mal grell. „Und das wagt Ihr mir hier, unter Praios' Sonnenschein ins Gesicht zu sagen? Also doch Hexenwerk…“ „Ach was. Ein Gerücht, das ich aufgeschnappt habe. Ein Tiegelchen mit Talg, ingerimmheiliger Vulkanasche, Zyklopentränen und einen Hauch…Flugsalbe. Wie sie sich die Töchter Satuarias eben auf die Besen schmieren…Habe ich gehört…“ „Stammt dieses Gerücht etwa…von Eurer Frau?“ „Lasst meine Gemahlin aus dem Spiel. Ich weiß nicht, was diese ständigen Andeutungen bedeuten sollen. Ein Gebet zur Heiligen Ingrimiane muss man über das Ganze auch noch sprechen, das ist bereits das ganze Geheimnis.“ „Ein Paraphernalium ist diese Tinktur, beim Heiligen Gilborn, zur Dämonenbeschwörung…“ fauchte Praiolyn. „Eines Tages werde ich es beweisen, dann gnade diesem Darpinian Praios!“ „Ich will ja nicht stören“, sagte Boronio und wandte sich in seinen Fesseln. „Aber was wird nun aus uns…?“ Die Praiotin stellte Wachen auf, der Baron befahl auch seinen Bütteln, Posten zu beziehen. Eine der Tempelwachen stieß die Eingangstür zum Schrotentum auf. Die Verhafteten wurden hineingestoßen. Das Erdgeschoss war unscheinbar – eine Treppe führte nach oben. Bleibarren stapelten sich an den Wänden, ein Durchgang öffnete sich in den Kaminschacht, dort stand tatsächlich ein großer Bottich. Etwas Licht drang von dort und einem verglasten Fenster herein. Allerhand Gerätschaften und Werkzeuge zum Bleiguß standen herum. Im Boden befand sich eine schwere, verriegelte Luke. Praiolyn ließ sie öffnen. „Bitte, Gregorius…es ist dein Verhör. Dort unten haben wir noch eine Examinationskammer, sowie Zellen für Madaverfluchte. Wie du weißt, hemmt Metall im Allgemeinen und Blei im besonderen die gestohlene Kraft der Götter. Und in diesem Turm lagern Quader von Blei…“ Gregorius war nicht entgangen, dass die Meuchler da nicht hinunter wollten. Und nicht nur, weil dort womöglich die peinliche Befragung auf sie wartete, das spürte er. Fackeln wurden entzündet. Unbarmherzig stießen die verbliebenen Wachen die drei Gefangenen abgetretene Stufen nach unten. „Der Keller der Freude“ ätzte Prailoyn begeistert, nun wieder ganz die unreif-selbstgefällige Novizin, die er nur zu gut kannte. Tatsächlich, im unsteten Schein der Lichtquellen wurden die Umrisse einer Folterkammer sichtbar – eine Streckbank (wie nannte Volkes Stimme sie noch gleich: Beilunker Pfaffen-Bett?), ein dornenstarrender „Garether Beichtstuhl“, „Warunker Stiefel“, Daumenschrauben (alias „Festumer Fingerhütchen“), Feuerkörbe, Brandeisen, sowie ein „Mengbillaner Helm“ wartete matt glitzernd darauf, eines Tages (oder nachts) wieder schreckliche Dienste zu leisten. Handschellen an den Wänden luden zum (ungastlichen) Verweilen ein, an einer Rolle baumelte ein Seil von der Decke, verbunden mit einer Winde, zweifelsohne für den „Hexenflug“ gedacht – die Hände wurden hinter dem Rücken zusammengebunden, der Delinquent oder die Malefikantin mit Hilfe der Kurbel hochgezogen, was ihm/ihr die Schultern ausrenkte. Bloßes Hochziehen und Auspeitschen war da noch gnädig. Es knisterte und roch nach Pech. Gregorius schauderte. Undeutliche Erinnerungen flackerten mit weiteren Fackeln an den Wänden auf. Neinnein, weißnichts, ihr Herren, bitte, soll ich lügen, kann nicht lügen, O Herr Praios, bitte, Praios, ich sage die Wahrheit, so glaubt mir doch…Peitschenknallen, das Knacken von Knochen, Brüllen, orgelndes, gellendes, die Grenzen des Erträglichen prüfendes Schreien, Blutgeruch und dann der eklige, beizende Gestank nach Praiostagsbraten, der zu lange auf dem Grillrost gelegen hatte… Schaudernd schüttelte Gregorius die in ihm aufsteigenden Erinnerungen ab. Dies war nicht die Zeit und nicht der Ort sich mit seinem vergangenen Leben zu befassen. Gleich wie vertraut ihm dieser Anblick war, er konnte weder seine Abscheu nur schwer unterdrücken, noch die Freude der Geißlerin teilen. Er schloss kurz die Augen unter der Last der Vergangenheit, fasste sich aber schnell wieder. Inständig hoffte er, dass, wie so oft, schon das reine Vorzeigen der Foltergeräte die gefangenen Schurken aufweichen würde. Drei Türen führten seitlich in Kerkerzellen, von denen zwei aber regelrecht mit Bleibarren eingemauert waren – offenkundig eine Methode, Magier hinter Schloss und Riegel zu halten. Ratten und Mäuse huschten herum. Der Golgarit wies auf die einzige Tür, die frei war. „Er da bleibt da“ – Gregorius wies auf den Weißhaarigen, der unschwer als Anführer zu erkennen war. „Die anderen beiden nach versteckten Waffen durchsuchen und dort einsperren.“ Er schob dem Befehliger einen Schemel zu. „Setze er sich. Name?“ Provokantes Schweigen. Dann ein abgehacktes: „Boronio. Boronio Schwarzwasser“. Der Mann warf ihm diese Worte hin wie einen Fehdehandschuh – starrte ihn herausfordernd an und machte keine Anstalten, in die Knie zu gehen. Die Praioswachen traten ihn von hinten in die Kniekehlen und zwangen ihn auf den Schemel. „Boronio…Ausgerechnet…Die anderen beiden?“ „Frag sie doch selber…“ Gregorius musterte den Meuchler, der, schwere Fäuste auf den Schultern, ihm kaum ins Gesicht blicken konnte. Die Sprache, der Name, der ganze Kerl, irgendwie kam ihm das alles sehr Al´Anfanisch vor. „Verdammter Puniner Ketzer“ zischte der Stoppelhaarige wie zur Bestätigung und spuckte vor Gregorius aus. Eine kurze Rauferei, dann saß er wieder in Demutshaltung. Gregorius musterte ihn kühl. „Er hat nicht deswegen auf uns geschossen, oder? Nicht wegen der Religion…“ „Ach leck mich doch…“ Eine Tempelwächterin holte zum Schlag mit dem Schwertknauf auf, aber Gregorius wehrte ab. „Er sagte, diese Frau dort wäre seine Auftraggeberin“ Er wies auf Praiolyn. „Oder war ihr zumindest ähnlich?“ „Ja doch.“ Boronio drehte sich mühsam zur Bannstrahlerin um. So etwas wie Zweifel kam in sein Gesicht. „Aber vielleicht war es auch…die andere…“ Er starrte zum Baron. „Die Frau Baronin…“ Ein höhnisches Lachen. „Sie hat sich uns nicht vorgestellt. Das Gesicht war unter einer Kapuze verborgen.“ „Ihr seid berufsmäßige Meuchler?“ „Söldner, bei Kors neungezacktem Spieß…Wir wissen, was sich gehört in der Zunft. Blut für Gold, das ist unsere Ehre, beim Heiligen Nemekath. Ein Auftrag, nichts Persönliches…außer dass ich Euch Nasiriten auf den Tod nicht ausstehen kann…im Steinbock hat sie uns angesprochen, im Hinterzimmer, gutes Gold in Aussicht gestellt für jeden Golgariten, der Senkenthal nicht erreicht.“ „Da war noch ein vierter Mann dabei, nicht wahr?“ fragte Gregorius. „Und dieser Herold, der war auch nicht echt, oder?“ Alrik blickte erstaunt. Noch ehe Boronio antworten konnte, unterbrach sie ein derber Fluch von der Zelle her – in die man die übrigen Gefangenen gerade werfen konnte. Gregorius eilte in die Kammer, riss eine Fackel an sich: Ein elendes Loch, nur durch einen vergitterten Schlitz in der Tür kam überhaupt Luft und etwas Helligkeit herein. Metallgeruch. An den Wänden stapelten sich ebenfalls Bleibarren. An einer Stelle war ein Loch in die Reihen der mattgraubläulich glänzenden Klumpen gebrochen worden, dahinter stand ein Geheimfach in der Steinwand offen – es war leer. Auf dem Boden lag, kalkweiß, starr und irgendwie ausgemergelt, ein Mann, fast nackt bis auf die Unterhose und ein Hemd, das in diesem Fall sein letztes war. Mit dem Rücken lehnte er gegen das Blei. Die Augen starrten, im Ausdruck des Entsetzens erloschen, ins Leere. Graue Haare, Spitzbart…An Händen und Füßen hatte man den Unglücklichen gefesselt, die Hände vor dem Bauch – und ihm die Kehle auf voller Breite durchgeschnitten. Ein kleiner, bereits eingetrockneter Blutfleck hatte sich darunter auf seinem Hemd gebildet. Es war der „Geck“, der sie vor nicht mal einer Stunde am Tor begrüßt hatte. Gregorius schlug das Boronsrad, schloss die Augen des Toten und sprach die heiligen Worte. Auch Alrik kam in die enge Zelle, kniete verstört nieder. „Kunbert…Kunbert Steenbock…mein treuer Herold…“ Gregorius atmete tief durch. „Fürwahr, bislang dünkte mir, dass heute kein Sterblicher durch eure Schuld in Borons Hallen eingegangen ist, ihr Schurken. Nun sieht die Sache etwas anders aus.“ Boronio versuchte (vergeblich) aufzustehen und in die Zelle zu blicken. „Wie? Was…aber…das ist nicht möglich…als wir ihn da drin eingesperrt haben, war der alte Zausel doch noch am Leben…“ „Mord….feiger, erbärmlicher Mord ist nichts anderes als eine Verhöhnung von Borons heiligstem Geschenk an uns Menschen…Aber in der Pestbeule des Südens mag man das natürlich anders sehen…“ „Dafür wirst du hängen, Abschaum“ knurrte der Baron und ballte die Faust. „Ihr alle werdet am Galgen tanzen…dieser Mann hat niemandem ein Unrecht getan…“ Gregorius ging wieder nach draußen, stieß die betreten darstehende Söldnerin beiseite. „Also, wer war der falsche Herold, der uns in den Hinterhalt locken wollte? Doch gewiss ein Magier?“ „Lösegeld…wir wollten doch Lösegeld für ihn…warum sollten wir ihn töten, bei Kor? Wir sind Söldner, keine Meuchelmörder, wie oft soll ich es noch sagen?“ „Ich habe eine Frage gestellt? Wer war der falsche Herold?“ Die Stimme des einstigen Inquisitors hallte hart von den Wänden wieder. „Sieh dich um, Al´Anfanischer Hund! Glaubst du, wir könnten die Wahrheit nicht aus dir herauszwingen?“ „Colga…sein Name ist Colga…ein albernischer Scharlatan…Er war zuletzt mit dem Alten in der Zelle, sollte ja das Aussehen annehmen dieses Kunibert oder wie immer der hieß…Hat ein bisschen mit ihm geplaudert, um herauszufinden wie er spricht und sich benimmt, mehr nicht…“ „Ein bisschen mit ihm geplaudert?“ Mit Jähzorn in den Augen eilte Alrik herbei, packte den Gefangenen am Kragen. „Ich werde gleich ein wenig mit dir plaudern, Orkfresse…und dann…“ „Gemach, Euer Hochgeboren“. Gregorius legte die Hand auf Alriks Schulter. Er blickte Boronio fest an. Ein Schurke, ein Totschläger aus dem Tiefen Süden, gewiss, aber in diesem Fall sprach er die Wahrheit. Das sagte ihm sein praiosgegebener Instinkt. Und er wusste, wie er dies nachprüfen konnte. „Verdammt, ihr habt ihn mit dem eigenen Gürtel erwürgt“ hörte er sich schimpfen. „Erdrosselt mit dem eigenen Gürtel. Ihr seid Meuchler…“ „Wir haben damit nichts zu tun. Das miss muss Colga gewesen sein…wir haben ihn nicht erwürgt…das schwöre ich bei Boron.“ Gregorius lächelte für einen Moment in sich hinein. Sein Trick hatte funktioniert. Dieser Boronio verfügte tatsächlich über kein Täterwissen. Dessen war er sich jetzt ganz sicher. „Das habt ihr auch nicht, dem Opfer wurde der Hals geschnitten. Feine Freunde hat er. Dieser….Colga…“ Gregorius stockte kurz. Colga…Golgari…die Namensähnlichkeit irritierte ihn für einen Moment. „Gehört er schon länger zu eurer Bande?“ „Verdammt, nein, er ist erst seit kurzem in unserer Rotte. Colga Siobhan aus [[alb:Orbatal|]. Wir haben ihn neben einem brennenden Gauklerwagen gefunden, unten an der Reichstraße nach Gallys. Fast ein Dutzend von dem fahrenden Volk lag neben ihm an der Feuerstelle, mit durchschnittenen Kehlen. Halbtot war er, mit seinem Blut und das der anderen bedeckt…Erzählte etwas von Orks, die sie im Schlaf überfallen hätten. Naja, besser einen miesen Zauberer auf unserer Seite als irgendwann allein gegen nen Meister seiner Zunft auf der Gegenseite antreten müssen, dachten wir, und päppelten ihn wieder auf…“ „Wie lang ist das her? „Zwei Wochen? Drei. Ja, kommt hin… Ist ne Ewigkeit heutzutage, ein paar Waffengänge haben wir seitdem bestanden. Verdammt, wir hatten einen Wagenzug begleitet, für die Kaufherrin Usterbinger, von Gareth hierher. Ich meine, in der Wildermark ist man's gewohnt, dass heute einer an deiner Seite steht und am nächsten Tag nicht mehr, und dafür gleich der nächste antanzt…Mann, ich kann nichts dafür, dass der verrückte Albernier den alten Sack da drin versilbert hat, ich meine, wer kann einem anderen schon in die Seele blicken, und..“ Bei den Worten wurde Boronio totenbleich und verstummte für eine Weile. „Der hatte irgendwie den Namenlosen im Leib“, fügte er leise hinzu. „Irgendwas stimmte mit dem nicht. Konnte sich auf keinen Gaul setzten, ohne den vorher magisch zu bändigen. Die Tiere hatten alle Angst vor ihm…Und dann der starre Blick…und dieser süßliche Geruch …“ „Vielleicht ein Gestaltwandler“, murmelte Alrik. „Wir hatten in Friedwang früher öfters Probleme mit diesen Ausgeburten der Niederhöllen…“ Gregorius antwortete nicht. Praiolyn, die ebenfalls in die Zelle gegangen war, kehrte blass, aber gefasst zurück. „Ich glaube, ich habe etwas entdeckt“, sagte sie. Der Golgarit ging mit ihr zurück in das Kerkerloch, dessen Boden mit Stroh gedeckt war. Die Praiotin wies auf die gefesselten Hände Kunberts. „Sieht so aus, als wolle der Herold uns etwas zeigen. Uns einen letzten Wink geben…“. Tatsächlich, der Zeigefinger der linken Hand war ausgestreckt – und deutete in Richtung einer toten Ratte, die neben der Leiche im Stroh lag. So schien es zumindest.