Boromils Weg

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Die Baronie Zwischenwasser, 1032 BF

Gleich nachdem er aus der prächtigen Kutsche gestiegen war, sah sich Morwald Gerling um. Im Schein der untergehenden Praiosscheibe bekam die Umgebung von Valpurg tatsächlich das, was man ihr immer nachsagte: einen Schimmer düsterer Romantik, die den Tod nicht als unausweichlichen Schrecken erscheinen ließ, sondern einen stillen Freund, der einen am Ende des Weges erwartet. Der gräfliche Gesandte sog die frische Abendluft ein und begab sich dann zum Eingang des Rittergutes, an dem ihn bereits ein Diener erwartete.
„Den Zwölfen zum Gruße, edler Herr! Womit kann ich Euch dienen?“
„Den Zwölfen zum Gruße! Ich habe eine Botschaft für Deinen Herrn!“
„Ich führe Euch gleich zu ihm, tretet ein!“
Während der Diener Morwald durch die Eingangshalle des Haupthauses führte, versuchte dieser sich ein erstes Bild seines baldigen Gesprächspartners und dessen Familie zu verschaffen. Die meisten anderen wären einfach durch diesen Raum durchmarschiert, doch er wusste es besser und bedachte seine Umgebung mit unauffälligen, aufmerksamen Blicken. Für ein Rittergut war Valpos Horn, oder Valoor, wie sein traditioneller Name war, eher einfach und zweckmäßig eingerichtet, ohne jedweden Schmuck. Das verriet bereits, dass die Familie vom Kargen Land sich nichts aus prunkvollen Festen machte, zumindest keine solchen bei sich abhielt. Außerdem sollte wohl niemand durch Protz beeindruckt werden.
Von diesem Eindruck wichen jedoch die aufwendigen Portraitbilder an den Wänden ab, welche dem Auge durchaus gefielen und diejenigen Ahnen zeigten, welche einst als Barone von Rohalssteg oder Metenar geherrscht hatten. Man war also doch stolz auf seine Vergangenheit. All das galt es beim nun folgenden Gespräch zu berücksichtigen.
„Tretet ein, guter Mann! Was verschafft mir die Ehre?“
Die freundlichen Worte und die angenehm klingende Stimme straften die Gerüchte Lügen, welche Gero vom Kargen Land, den Ritter von Valoor, als etwas unheimlichen Mann beschrieben. Haare und Bart des Mitsechzigers waren ergraut, doch seine funkelnden Augen zeugten von Wachheit und Vitalität.
„Euer Wohlgeboren, erlaubt mir, mich vorzustellen. Ihr kennt meinen Namen gewiss, doch hatten wir bisher nicht das Vergnügen, uns von Angesicht zu Angesicht entgegenzutreten. Ich bin Morwald Gerling, enger Vertrauter von Growin Sohn des Gorbosch, dem Grafen von Ferdok.“
Der Ritter reagierte mit einer geradezu einnehmenden Freundlichkeit und gab ihm einen überschwänglichen festen Händedruck.
„Das nenne ich eine angenehme Überraschung! Seid herzlichst willkommen und Gast in meinem Haus! Es ist Abend, da werdet Ihr sicherlich ein Mahl einnehmen wollen, richtig?“
„Ja, das täte gut nach der Reise. Die Fahrt macht einen doch hungrig und durstig.“
„Wie unaufmerksam von mir! Ich vergaß die Getränke! Normalerweise trinkt man im Kosch ja Bier, aber hier auf Valpos Horn erwartet man eher einen Rebensaft, der dem Namen gerecht wird. Ich kann Euch einen vorzüglichen Rotwein anbieten! Setzt Euch an die Tafel, und ich werde Euch Gesellschaft leisten, bis das Essen fertig ist und wir zusammen speisen.“
Damit wandte Gero sich an den Diener, der noch immer in der Tür stand.
„Zwei Gedecke! Und bring vom guten Roten!“
Kurze Zeit später genossen beide Herren Wildbret mit Koschklößen in dunkler Soße. Es war sicherlich nichts, was Morwald Gerling nicht auch am Grafenhof bekommen würde, aber nach den Strapazen der letzten Tage höchst willkommen.
Nachdem der Diener wieder abgeräumt hatte, verblieben Wein und Becher auf dem Tisch. Während man während des Essens wenige Worte gewechselt hatte, ging Gero nun wieder zum Gespräch über.
„Nun, werter Herr, gestattet mir nach dem Grund Eures Besuches zu fragen. Wollt Ihr nur eine Unterkunft für die Nacht und seid auf der Durchreise, oder kommt Ihr aus speziellem Interesse?“
„Euer Wohlgeboren, erlaubt mir zunächst festzustellen, dass ich nicht im Auftrag des Grafen reise, sondern vom Fürsten persönlich geschickt wurde, um Euch aufzusuchen.“
„Der werte Blasius vom Eberstamm sendet Euch zu mir? Zuviel der Ehre!“
„Es geht eigentlich nicht um Euch direkt, aber... ach, lest am besten selbst!“
Mit diesen Worten übergab Gerling seinem Gegenüber den Brief, der das Siegel des Fürsten trug. Sichtlich beeindruckt und neugierig öffnete der Ritter vom Kargen Land den Brief und nahm sich dann die Zeit, um diesen ausführlich zu studieren. Beim Lesen musste er an einigen Stellen nicken, an anderen hob er die Augenbrauen. Als er das Schriftstück senkte und wieder seinen Gast anblickte, sprach er langsamer und bedächtiger als vorher.
„Bei den Zwölfen, das nenne ich eine wichtige Nachricht! Ich werde gleich nach meinem Sohn schicken lassen!“

Boromil las gerade „Die Unfarben der Magie“, ein Buch über die verschiedenen Strömungen innerhalb der Grauen Magie. Die Abhandlung, von verschiedenen Mitgliedern des Ordens der Grauen Stäbe geschrieben, war durchaus interessant, selbst wenn für ihn ein Großteil davon ein Leben lang nur theoretisches Wissen bleiben würde. Die Beschreibungen waren jedoch sehr präzise und die Gedankengänge erstaunlich klar geschildert, so dass es ein Vergnügen war, das Werk zu lesen. Da pochte es an der Tür seines Zimmers.
„Was gibt’s?“
„Euer Vater verlangt nach Euch, Herr. Er hat Besuch eines Gesandten!“
„Ich komme sofort.“
Boromil legte das Buch beiseite, löschte die Kerze und zog kurz seine Kleider glatt. Dann ging er die Treppe hinunter zum Speisesaal.

Ein junger Mann, dem Aussehen nach in den Zwanzigern, betrat den Raum. Seine Gesichtsausdruck und sein schneller Gang zeigten Ernsthaftigkeit.
„Euer Wohlgeboren, ich bin Morwald von Gerling.“
„Sehr erfreut!“, erwiderte der Angesprochene und gab dem Gast die Hand zum Gruß.
„Boromil Greifbert vom Kargen Land, mein Zweitgeborener“, stellte Gero seinen Sohn vor. „Mein Junge, Herr Gerling hat Neuigkeiten vom Hof des Fürsten mitgebracht! Neuigkeiten, die auch Dich betreffen.“
„Dann habt Ihr Euch also bereits entschieden, Euer Wohlgeboren?“
„Natürlich, da gibt es ja auch nichts lange zu überlegen! Boromil ist der Richtige.“
„Verzeih mir, Vater, aber ich kann Dir nicht ganz folgen.“
„Nun, vielleicht fange ich erst einmal von vorne an“, schob Morwald ein. „Ihr erinnert Euch sicherlich, welch schreckliches Ende es mit Darian Grantel von Grantelweiher genommen hat.“
„Ja, selbstverständlich“, antwortete Boromil und zeichnete ein Boronsrad. Der Baron von Moorbrück war in dem Sumpf, nach dem seine Baronie benannt war, ums Leben gekommen. Er hatte den Tod eines Untergebenen rächen wollen, war aber unter mysteriösen Umständen selbst zu Boron gegangen.
Morwald fuhr fort: „Sein Sohn Growin ist noch zu jung, um selbst die Baronie zu führen. Er soll zunächst als Knappe an den Grafenhof. Deswegen wurde ich als Vogt von Moorbrück eingesetzt.“
„Meinen Glückwunsch zur Ernennung!“, fiel Gero ein, und Boromil entgegnete ebenfalls einen Glückwunsch.
„Danke. Entscheidend für meinen heutigen Besuch ist jedoch ein anderer Umstand. Fürst Blasius möchte den Moorbrücker Sumpf, diesen Schandfleck unserer geliebten Heimat, endlich beseitigen.“
Boromil legte die Stirn in Falten.
„Ein unzweifelhaft löbliches Unterfangen. Aber wie wir alle wissen, ist das nicht der erste Versuch. Der verstorbene Baron selbst, Boron habe ihn selig, hatte das gleiche Ziel, musste jedoch aufgeben.“
Gerling nickte wissend.
„Ich sehe, Ihr seid informiert. Eingedenk der vergangenen Misserfolge will Blasius anders vorgehen und diese Unternehmung nicht mir alleine überlassen. Zu diesem Zweck hat er beschlossen, einen bisher landlosen Ritter mit der Errichtung eines Gutes dort zu beauftragen.“
„Und da habt Ihr an mich gedacht? Oder besser gesagt, an jemandem aus dem Haus vom Kargen Land?“
Boromil war skeptisch, denn er konnte diese Entscheidung nicht ganz nachvollziehen. Weswegen wurde ausgerechnet jemand aus seiner Familie gefragt?
„Tatsächlich sind sogar sechs Adelshäuser aus dem Kosch aufgefordert worden, einen aus ihrer Mitte auszuwählen. Warum Euer Haus beteiligt werden soll, ist leicht erklärt: Ihr seid, ebenso wie die anderen, weitläufig mit dem erloschenen Haus Farnhain verwandt, welches einst über die gleichnamige Baronie herrschte, bis aus dem Gebiet während der Magierkriege Moorbrück wurde.“
„Das stimmt!“, pflichtete Gero bei. „Und Du, mein Sohn, bist der würdigste Vertreter unseres Hauses, den ich mir für diese Aufgabe vorstellen kann.“
„Danke, Vater.“
Boromil zeigte nun sichtlich entspanntere Züge.
Morwald erkannte, dass dies der richtige Moment war, um wieder das Wort zu ergreifen und weitere Details zu nennen.
„Der Fürst stellt jedem Adeligen für die Neusiedlung eine Summe von 500 Dukaten zur Verfügung. Außerdem müssen in den ersten 12 Götterläufen keine Abgaben gezahlt werden.“
Boromil nickte besonnen, so dass Gerling fortfuhr.
„Bei der Besiedlung habt Ihr völlige Freiheit in der Wahl der Mittel. Ihr dürft außerdem selbst bestimmen, wie Eure Ortschaft heißen und welchem Gott der dortige Schrein gewidmet sein soll.“
„Ich freue mich, das zu hören. Viel wichtiger erscheint mir jedoch etwas Grundsätzliches: Wir werden diesen unheiligen Sumpf Schritt für Schritt austrocknen und ihn wieder zu einem Ort machen, an dem zwölfgöttergläubige Menschen leben! Und das Haus vom Kargen Land wird seinen Beitrag leisten, damit auch dort das Gesetz des Fürstentums gilt.“
Morwald nickte Boromil zu. Der Adelsspross schien in mancherlei Hinsicht ein typischer Vertreter seiner Familie zu sein.
„Ihr werdet natürlich mir als Vogt und Growin als Eurem neuen Grafen den Treueeid leisten. Mit der Neusiedlung fallt Ihr nicht nur unter eine neue Baronie, sondern eine andere Grafschaft.“
„Selbstverständlich! Ich bin bereit, jedem rechtmäßigen Baron und Grafen als Vasall zu dienen, der göttergefällig herrscht.“
Gerling jubelte innerlich. Er hatte sich nicht getäuscht. Jemand aus diesem Rittergeschlecht würde ihm keine Probleme bereiten.
„Wohl gesprochen, mein Sohn! Herr Gerling, lasst uns darauf trinken!“
Gemeinsam stießen die drei an. Als Boromil seinen nur halbvoll gefüllten Kelch geleert hatte, bemerkte er:
„Wenn Ihr gestattet, werde ich mich nun zurückziehen und bereits erste Vorbereitungen für meine Reise nach Moorbrück treffen. Es gibt viel zu tun, da möchte ich nicht unnötig Zeit vergeuden.“
„Gerne, Euer Wohlgeboren! Wir sehen uns in einigen Tagen in Moorbrück!“
Boromil nickt noch einmal dem Gast zu, dann drehte er sich um und marschierte schnurstracks zu seinem Zimmer, um zu packen. Sein Vater blieb indessen mit Morwald Gerling im Saal und unterhielt sich noch bei einer neuen Flasche Wein.
„Auch dieser sollte Euren Gaumen erfreuen, obwohl die Auswahl nicht so groß ist, wie der Name unseres Gutes vermuten läßt. Tatsächlich ist die Bibliothek größer als der Weinkeller! Unser Geschlecht hat seit jeher viele Magier hervorgebracht, das färbt auch auf die Familienmitglieder ab, die nicht mit der Gabe gesegnet sind. Wir sind alle vernarrt in Bücher!“
Gero lachte. Der Wein begann, seine Zunge zu lösen, und er war in bester Plauderstimmung. Gerling versuchte, noch einiges aus ihm herauszukitzeln.
„Bildung ist nicht die schlechteste Eigenschaft, die eine adelige Familie wertschätzen kann – gerade nicht bei der bevorstehenden Aufgabe. So sehr einige Dinge dort tatsächlich im argen liegen, so erzählt man sich auch viele Gerüchte über den Moorbrücker Sumpf.“
Der Ritter vom Kargen Land nickte verstehend.
„Solch unbedachtes Reden ist uns verhasst, genau wie Aberglauben. Es kann doch nicht Willen der Götter sein, dass eitles Geschwätz uns beherrscht!“
„Das ist wohl die richtige Einstellung, um in der Baronie Moorbrück eine neue Siedlung anzufangen.“
„Sehr wohl! Der Moorbrücker Sumpf kann uns nicht schrecken! Wir vom Kargen Land sind es gewohnt, an etwas ungewöhnlichen Orten zu wohnen. Guckt Euch Noggerschilf mit seinen Noggen oder den Stillen Grund an, die in der Umgebung von Vulpurg liegen – wie ja die Ortschaft früher hieß. Sicher gibt es da einige eigenartige Phänomene. Aber das darf doch für einen aufgeklärten Menschen kein Grund sein, Angst zu haben! Man muss eben nur wissen, um was es sich handelt, und sich entsprechend verhalten. Vorsicht und Respekt sind das Gegenteil einer diffusen Furcht, die einen nur lähmt!“
„Und Euer Sohn sieht das ebenso?“, versicherte sich Gerling.
„Da ist er ganz genauso wie ich! Deswegen habe ich ihn empfohlen. Er bringt die richtigen Eigenschaften mit. Zwar ist er nur ein durchschnittlicher Kämpfer, aber dafür gebildet und belesen genug, um von vielen Themen eine Ahnung zu haben. Und das wird er brauchen, wenn er einen Ort von Anfang an aufbauen will. Diese Aufgabe ist genau das richtige für ihn!“
„Tatsächlich?“, hakte Morwald vorsichtig nach.
„Um ehrlich zu sein, begann ich mir bereits ein wenig Sorgen um ihn zu machen. Ihr müsst wissen, dass sein älterer Bruder bereits Kinder hat. Damit ist fast ausgeschlossen, dass er jemals das Gut erbt, es sei denn, ein großes Unglück träte ein – was die Götter verhüten mögen! Zur Armee, so wie seine jüngste Schwester, die etwas aufmüpfig war, wollten wir ihn nicht schicken, denn er hat nicht das richtige Talent für den Kampf. Er wäre sicher ein guter Magier geworden. Schade, dass er nicht den Hauch der Gabe in sich trägt, anders als seine beiden anderen jüngeren Geschwister, die tatsächlich diesen Weg eingeschlagen haben.“
„Bei seiner Wissbegierde wäre er aber doch ein guter Hesindegeweihter geworden.“
„Mal davon abgesehen, dass die Verehrung für Hesinde ohnehin nicht sehr verbreitet ist in der Region, mit Ausnahme etwa unseres Hauses natürlich, und es dadurch wenige Tempel gibt, in den er ausgebildet werden und dienen könnte, kommen da ein paar typische Eigenschaften eines Adeligen im Kosch in die Quere: So ganz den Tag im Leseturm wollen wir dann doch nicht verbringen, uns erfreuen auch die Natur und das schöne Leben außerhalb des Hauses. So wie manch anderer anständige Adelsmann im Kosch hilft Boromil bei der Ernte, wenn's sein muss. Noch im letzten Herbst hat man ihn gesehen, wie er eigenhändig die Rüben vom Feld getragen hat.“
„Nähe zu den einfachen Menschen wird ihm helfen. Der Anfang wird schwer, da kommt es auf den Zusammenhalt an.“
„Das habe ich mir auch gedacht! Kurz und gut, Boromil fehlte das richtige Ziel. Nur um sich hier aushalten zu halten, ist er einfach zu wenig genusssüchtig, zu aufmerksam und zu tüchtig. Die Besiedlung könnte seine Chance sein!“
„Hätte es denn ansonsten andere Verwandte gegeben, die Ihr in Betracht gezogen hättet?“
Morwald wollte sichergehen, dass es einen Nachfolger geben würde, falls der erste Kandidat verfrüht sterben sollte.
„Sicherlich. Mein ältester Sohn soll sich jedoch auf dieses Lehen konzentrieren, die beiden Magier sind zu sehr auf ihre Studien konzentriert und das Nesthäkchen ist ein Heißsporn, dem tut der Dienst in der Armee nur gut! Als erstes wären mir also, wenn Boromil nichts taugen würde, sein Onkel Boronwyn oder sein Vetter Boronar eingefallen.“
„Gleich drei nahe Verwandte mit borongefälligen Namen! Das ist doch sicherlich kein Zufall...“
Jetzt, wo Gerling erfahren hatte, was er wissen wollte, konnte er das Gespräch wieder auf ein weniger wichtiges Thema lenken.
„Nein, man würde solche Namen nicht ohne Grund so häufig vergeben. Schließlich führt das schnell zu Verwechslungen. Die drei sind deswegen dazu übergegangen, sich gegenseitig mit ihren Zweitnamen anzureden.“
Morwald schmunzelte verstehend, und Gero erzählte weiter.
„Wisst Ihr, diese Namen sind das Ergebnis der letzten kleinen Krise in unserer Familie vor einigen Jahrzwölfen. Das damalige Oberhaupt der Familie, die Götter mögen ihn selig haben, wurde eine Weile von unerklärlichen Schlafproblemen und Albträumen geplagt. Natürlich begann dadurch die Stimmung auf dem Gut und im Dorf schlecht zu werden. Niemand ist fröhlich, wenn der oberste Herr kaum einen klaren Gedanken fassen kann. Als die geistige Erschöpfung unerträglich wurde, ließ der Ritter vom Kargen Land die Boroni vom örtlichen Tempel kommen. In ihrem Beisein schwor er mit letzter Kraft einen Eid: Sollte er wieder Schlaf und angenehme Träume finden, so sollten fünf seiner direkten Nachkommen einen borongefälligen Namen bekommen. Fünf, weil dies die heilige Zahl des Herrn der Träume und des Schlafes ist. Wir wissen nicht, mit welcher Ursache sich die Boronsdiener sein Leiden erklärten oder was sie getan haben. Vielleicht reichte bereits der Schwur selbst. Fest steht jedenfalls, dass der Ritter von diesem Tage an wieder gut schlafen konnte.
Und das Versprechen wurde eingelöst! Den Anfang machten die Schwestern Boromunde und Boroniane. Mit Boromil schließlich ist diese heilige Verpflichtung abgegolten.“
„Ein gutes Ende, um auch diesen Abend zu beschließen. Euer Wohlgeboren, ich danke Euch für Eure Gesellschaft, doch nun sollte ich mich zur Ruhe begeben. Ich erwarte Euren Sohn zusammen mit den anderen in Moorbrück.“
„Euch eine gute Nacht und allen ein gutes Gelingen bei der Neusiedlung!“

inhaltliche Fortsetzung im Briefspiel Ankunft in Moorbrück