Aus dem Tagebuch einer Boron-Novizin - Wenn Zwölf sich streiten (Teil 2)

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20. Praios 1044

Heute sind wir von Koschtal aus nach Grunsbirn gereist. Dort suchten wir zuerst die Herberge „Pilgerswohl“ auf, wo wir erst einmal eine stärkende Mahlzeit zu uns nahmen. Natürlich musste es der durch den Kosch-Kurier bekannte Zwölfer-Eintopf sein. Für Grimrosch und Bram war es geradezu eine unverschämte Leichtigkeit, die Zutaten zu erraten und sie jedem der Zwölfe zuzuordnen. Ob das daran liegt, dass sie Zwerge sind? Dazu tranken wir Bier. Währenddessen hörte sich Arthox in dem kleinen Dorf um, konnte jedoch nicht mehr über den Novizen in Erfahrung bringen, als dass er erschlagen im Tempel gelegen habe.

So beschlossen wir, jenen besagten Tempel aufzusuchen. Genaugenommen ist es gar kein richtiger Tempel. Der Zwölfer ist viel mehr eine Art Kapelle, in der jeder der zwölf Götter einen eigenen Schrein hat. Deswegen fanden wir dort auch keinen Geweihten vor. Ich stimmte am Schrein meines Herren ein stummes Gebet an. Es galt dem toten Novizen. Armer Knabe. Allesamt bedankten wir uns am Schrein der Herrin Travia für das gute Essen. Besonders zu erwähnen ist jedoch, dass sich in der Mitte des Zwölfers eine Plattform mit Sitzmöglichkeiten befindet, die durch eine mir deutlich zu komplizierte Mechanik gedreht und so in Richtung jener Gottheit gedreht werden kann, der der Pilger gerade besonders viel Aufmerksamkeit schenken möchte. Bedauerlicherweise fanden wir keinerlei Anhaltspunkte im Zwölfer, die uns unsrer göttergefälligen Queste näher bringen.

So wandten wir uns also dem Priesterhaus neben dem Tempel zu. Dort trafen wir auf die Travia-Geweihte Attma, die uns herzlich begrüßte und mich dazu einlud, gerne ein Zimmer hier zu beziehen, da dieses Haus Geweihten und Novizen jederzeit offenstünde. Über den toten Novizen konnte sie uns leider nichts berichten. Zum Zeitpunkt seines Todes hielt sie sich noch nicht in Grunsbirn auf. Weiter lud sie mich zu den abendlichen Diskussionen ein, die sie bisher mit dem Praios-Geweihten Praiwin, dem Ingerimm-Geweihten Xuronim und dem Rondra-Geweihten Ronkor von Stippwitz führte. Mein Herr und dessen Diener seien leider nicht gerade für ihre Gesprächigkeit bekannt, erwiderte ich ihr daraufhin nur. Wir versuchten auch noch Xuronim anzutreffen, leider hielt er sich gerade nicht in seinem Zimmer auf und so verabschiedeten wir uns.

Um unseren Angrosch-Geweihten zu suchen, schwärmten wir in unterschiedliche Richtungen aus, mit der Absicht uns anschließend im „Pilgerswohl“ zu treffen. Eberhalm war der erste, der in der Herberge eintraf und dort Xuronim im Gespräch mit dem Rondra-Geweihten Ronkor von Stippwitz vorfand. Wenig später kamen wir nach und nach alle von unserer ergebnislosen Suche nach Xuronim zurück und tranken zusammen Bier und auch den ein oder anderen Schnaps. Im Laufe des Abends erfuhren wir, dass es zum Zwist unter den verschiedenen Kirchen gekommen war, weil der Praios-Schrein im Zwölfer – das hatten wir bei unserem Besuch gesehen – ausgebaut worden war oder vielmehr sich noch im Ausbau befand und das wohl ohne Absprache mit den anderen Kirchen. Sowohl der Rondra-Geweihte als auch der Praios-Geweihte waren zum Zeitpunkt des Todes des Novizen hier in Grunsbirn. Laut Ronkor von Stippwitz gäbe es auch keinen Zweifel an einem Mord: Der Novize sei erschlagen im Erker des Herrn Praios aufgefunden worden. Den Leichnam des Knabens habe man nach Schwertschluchtswacht überstellt, bisher konnte diese schändliche Tat allerdings noch nicht durch den Büttel Durolak aufgeklärt werden. Des Weiteren wusste Xanne, die Wirtin des "Pilgerwohls", dass so mancher im Dorf der Meinung war, ein Geist habe den Knaben auf dem Gewissen. Seit geraumer Zeit ginge hier nämlich einer um. Man nannte ihn den Lilanen. Schon wieder ein Geist? Die verfolgten uns irgendwie oder eilten sie uns voraus? Ich schlug vor, dieser merkwürdigen lilanen Erscheinung auf den Grund zu gehen, aber Nortalosch meinte nur, was wir immer mit unseren Geister hätten. Recht hatte er ja schon. In letzter Zeit waren es viele Geister gewesen. Irgendwann war Eberhalm mit der Wirtin zu seinem Pferd verschwunden. Sie habe schon immer mal ein Streitross von nahem sehen wollen...