Aus dem Tagebuch einer Boron-Novizin - (Un-)Glücklich verheiratet (Teil 6)

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Rondra 1044

Auf dem Weg von Burg Koschgau zurück nach Sonnenstubben ging ein heftiger Wind. Er zerrte an uns und versuchte mir meinen Schleier vom Gesicht zu reißen, aber ich hielt ihn fest. Grimrosch band mich sogar an Bosch fest, damit mich der Wind nicht fortreißen konnte. Es flogen sogar Runkelrüben durch die Luft. Eine davon traf mich an der Stirn. Das tat verdammt weh! Auch Xuronim wurde getroffen. Eilig gingen wir ins Gasthaus hinein.

Im Gasthaus „Zur Stube“ waren neben uns noch weitere Gäste anzutreffen. An einem Tisch saß eine junge Frau mit schwarzen Haaren und einem weißen Gewand. Sie wurde von zwei blonden Männern begleitet. Es stellte sich heraus, dass sie eine Rohalswächterin war. Sie war recht neu im Kosch, verstand kein Rogolan, was wohl auch besser so für sie war, für die meisten Zwerge scheint Magie immer auch Drachenwerk zu sein und auf Drachen sind sie nicht gut zu sprechen.

Als wir beim Nachtisch bestehend aus Käse, Wurst, Schinken, Schmalz und Brot angekommen waren, setzte sie sich zu uns. Sie stellte sich als Trypanosia Gropengießer vor. Sie habe in Elenvina studiert, käme aber aus Garetien. Über den Kosch wusste sie erschreckend wenig. Ich fragte sie, ob sie der Meinung sei, dass das Wetter draußen normal sei oder ob da vielleicht Magie im Spiel sei? Eilends ging sie nach draußen und schaute nach. Nur leicht durch den Wind zerzaust kam sie wieder zu uns an den Tisch und erklärte, dass es irgendwie magisch sei, sie aber nicht genau sagen könne, wie. Es sei eine urtümliche und ursprüngliche Form der Magie. Es habe etwas Elementares an sich. Weil die Zwerge sie allerdings wiederholt unterbrachen, ging sie kurz darauf an ihren Tisch zurück. Bram und ich folgten ihr. Wir waren neugierig.

So unterhielten wir uns noch eine Weile. Auch über den Kosch-Kurier, der im Ordenshaus der Rohalswächter nicht gerne gesehen sei. Dafür schienen jedoch die Nordmärker Nachrichten wohl erlaubt zu sein, die ließe sie sich nämlich nachschicken. Den Unterschied verstand ich nicht ganz, lebte sie doch jetzt im Kosch, was hatte sie da der Hinterkosch zu interessieren? Zu dem draußen wütenden magischen Phänomen meinte sie, dass auch das Land Magie hervorrufen könne. Wie im Moorbrücker Sumpf, meinte der Schreiberling und ich stimmte ihm nickend zu. Nun kamen wir endlich zu der Frage, was sie eigentlich hierher geführt hatte. Sie solle nach einem ihrer Ordensbrüder schauen, Atires Monachin habe sich seit geraumer Zeit nicht mehr gemeldet. Außerdem wolle sie die Hexen im Sarindelwald erforschen. Auf die Frage, was sie denn genau dort erforschen wolle, hielt sie uns einen gefühlt ewig dauernden Vortrag. Mir schwirrte danach der Kopf. Ich entschuldigte mich, schließlich war ich doch von einer Runkelrübe an der Stirn getroffen worden, ging zu den anderen zurück und machte mich über die Reste des Nachtisches her.

Da tauchte Eberhalm wieder auf. Er hatte sich direkt nach unserer Ankunft etwas hingelegt, weil er sich nicht wohlgefühlt hatte. Ob er auch von einer Runkelrübe getroffen worden war? Natürlich beschützten unsere werten Angroschim wieder Eberhalm vor der anwesenden Frau – man konnte ja schließlich nie wissen, was sie im Schilde führte – oder war es umgekehrt? Ich war mir da manchmal nicht sicher. Später erzählte uns Bram dann noch, dass die beiden Männer zwei Kräuterkundige gewesen seien, die Froderik Fuxfeuer und Farngold Fuxfeuer hießen und von den Ferdoker Frettchen seien. Wir gingen dann zu Bett.

Gegen Mitternacht kam Tadolla angeflogen. Sie überreichte Grimrosch diverse Tiegel, Fläschchen und Döschen. Nach erster Durchsicht meinte er, dass er das in einer größeren Stadt verkaufen müsse, hier würde er wohl keine Abnehmer finden und auch keinen guten Preis bekommen. Wir setzten Tadolla über die zurückliegenden Ereignisse in Kenntnis. Sie war ziemlich wütend. Aber wir konnten sie beruhigen. Zusammen entwickelten wir folgenden Plan: Tadolla würde mit mir zu Isenta fliegen, dort mich gegen Isenta tauschen, Isenta zum Junker fliegen, dann mich abholen.

So machten wir es dann auch. Während die anderen zum Junker aufbrachen, Grimrosch nahm auch seinen Wagen mit, flog ich zusammen mit Tadolla – ich war ja zuvor schon mal mit ihr geflogen – zu der kleinen Kammer im Giebel des Hauses der Familie Grobendorn. Die Fensterläden waren geschlossen und ich bekam sie leider auch nicht auf, da spuckte Tadolla in den Spalt zwischen den Läden und wenig später konnte ich sie öffnen. Ich kletterte also in das kleine Zimmer hinein, weckte Isenta, die gar nicht wusste, wie ihr gerade geschah. Sie habe von Barthalm von Lychtenhüg geträumt, erklärte sie mir verschlafen. Das passt ja, meinte ich nur, schließlich würde sie Tadolla gleich zu ihm bringen. Da schaute die junge Schäferin versonnen drein. Barthalm, so glaubte sie, habe eine Hexe geschickt um sie zu holen und ich konnte die verliebte junge Frau einfach nicht enttäuschen und ihr sagen, dass ihr Angebeteter nur über wenig Rückgrat verfügte, schließlich war er bei seinem Versuch, sie aus den Fängen der Grobendorns zu befreien, beinahe heulend von dannen gezogen. Schließlich kletterte sie zu Tadolla auf den Besen und sie flogen davon. Ich wartete geraume Zeit, etwas länger als ich erwartet hatte, aber es blieb ruhig, dann kam auch endlich Tadolla. Besonders gerührt erschien sie mir, aber ich wollte nicht genauer nachhaken, schließlich wollte ich unversehrt auf dem Gut des Junkers ankommen.

Dor angekommen ging ich direkt zu den anderen hinein. Drinnen schmachteten sich Isenta und Barthalm auch schon an. Brorrhold von Lychtenhüg habe bereits Position auf dem Turm bezogen, falls die Grobendorns kämen. Rechhild von Schwarzbröcken-Lychtenhüg war von der Wahl ihres Sohnes nicht gerade begeistert und erinnerte ihren Sohn daran, was er seinem Vater Gerdebrecht von Lychtenhüg auf dem Totenbett versprochen habe. Dann verabschiedete sie sich, zwar versuchte ich mich ihr in den Weg zu stellen, aber ich bekam nichts aus ihr heraus und ließ sie dann auch ziehen. Bei der Befragung des Junkers stellte sich dann heraus, dass er seinem Vater versprochen habe, eine adelige Dame zu ehelichen und erschwerend kam hinzu, dass seine Mutter dieser Verbindung zustimmen musste. Es folgte unserer Eröffnung, dass Isentas Vater Orsino von Falkenhag sei, damit wäre seine Angebetete also adelig. Aber wie konnten wir das beweisen?

Nortalosch und Eberhalm suchten den Großvater auf dem Turm auf, sie wollte ihn zu jener Jagd damals befragten. In der Tat, so erklärten sie uns dann, erinnere er sich an diese Jagd und auch daran, dass sie den Grafen zwei Tage lang gesucht hätte. Als er dann wieder aufgetaucht sei, wollte er ihnen aber nicht sagen, wo er gewesen war. Er konnte also die Geschichte bestätigen. Doch adelig wurde Isenta so nicht, erklärte Eberhalm, dazu müsse das Haus Falkenhag Isenta als Bastard anerkennen. Ob sie das auch tun würden? Ich war mir da nicht sicher, aber Bram wusste, das erst vor kurzem ein Bastardsohn Orsinos durch Voltan von Falkenhag anerkannt worden sei. Ob das auch für Isenta möglich war? Wir überlegte mit Barthalm und seiner Liebsten am nächsten Tag zu ihm aufzubrechen. Doch auch dann mussten wir noch Rechild überzeugen, vermutlich war das die schwerer der Aufgaben.

Bevor wir uns hinlegten, weil der nächste Tag gewiss anstrengend werden würde und wir dringend ein bisschen Schlaf gebrauchen konnten, spannte Nortalosch noch seine Armbrüste, damit er bereit war, im Notfall den Grobendorns Einhalt zu gebieten.