Aus dem Tagebuch einer Boron-Novizin - (Un-)Glücklich verheiratet (Teil 7)

Aus KoschWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
The printable version is no longer supported and may have rendering errors. Please update your browser bookmarks and please use the default browser print function instead.


Rondra 1044

Am nächsten Morgen kam der ungefähr 40 Menschen starke Mob zum Gut des Junkers. Der Alte Wildebur verfluchte uns, doch keiner von uns nahm das ernst. Es war nur seine gekränkte Eitelkeit und sein verletzter Stolz. Er hatte Lisara nicht haben können und deswegen wollte er nun ihre vermeintliche Tochter Isenta um jeden Preis haben. Solche menschlichen Abgründe waren mir leider nicht fremd...

Wenig später überlegten wir beim gemeinsamen Frühstück – Grimrosch hatte unfassbar köstliche Pfannkuchen gemacht – wie wir die Mutter des Junkers vom Traviabund zwischen Isenta und ihrem Sohn überzeugen konnten, da trat Rechhild von Schwarzbröcken-Lychtenhüg zu uns. Während sie uns nach dem Vater und der Mutter Isentas befragte, aß sie einen von Grimroschs Pfannkuchen. Über Isentas Mutter erzählten wir ihr lediglich, dass sie aus dem Sarindelwald komme. Wir verrieten ihr nicht, wie sie hieß, weil das schließlich noch nicht einmal Isenta bekannt war und so erschien es gerade mir Unrecht, ihr mehr zu erzählen als dem Mädchen. Eberhalm erklärte ihr unterdessen, wer Isentas Vater war: Graf Orsino. Daraufhin musste sie sich erst einmal setzen. Sie aß erneut einen Pfannkuchen.

Anschließend eröffnete Rechhild uns, unter welchen Bedienungen sie bereit sei, einem Traviabund zwischen ihrem Sohn Barthalm und Isenta zuzustimmen: Bei ihrer Trauung müsse sie zum Zeichen ihrer Jungfräulichkeit einen Haube gehalten von Einhornhaar tragen. Als Mitgift solle sie eine Münze aus Torolox‘ Schatz mit in die Ehe bringen. Und zu guter Letzt solle – damit Ingerimms Segen auf der Ehe ruhe – ein Stück Glut aus dem Herdfeuer ihrer Familie herbeischaffen. Oder aber sich von Voltan von Falkenhag anerkennen lassen, was sehr wahrscheinlich nicht besonders realistisch sei. Nach einem weiteren Pfannkuchen verließ sie uns dann wieder.

Es folgte eine Diskussion mit Nortalosch darüber, dass man Einhörner nicht tötete. Es war eine langwierig und mühsam Diskussion und so recht überzeugt war ich nicht, dass er es wirklich verstanden und auch eingesehen hatte. Er verglich sie immerzu mit Drachen. Dabei waren sie ganz anders. Einhörner waren unschuldig. Drachen oftmals böse. Erstere tötete man nicht, letztere schon. So einfach war das. Allerdings nicht für Nortalosch.

Schlussendlich beschlossen wir aufzubrechen. Isenta und auch Barthalm wollten uns begleiten, doch als wir das Gut verlassen wollten – Grimrosch hatte zuvor wohl die Köchin mit seinen Proviantwünschen nahezu in den Wahnsinn getrieben, ich glaube, dass ihm der Verlust seiner Lieblingssalami noch immer nachhängt – hielt Rechhild ihren Sohn zurück, weil das Isentas Aufgabe sei. Wie nicht anders zu erwarten – dieser Junker verfügt einfach über kein bisschen Rückgrat – blieb er zurück.

Da wir beschlossen hatten, als erstes Isentas Verwandte im Sarindelwald aufzusuchen, aber nicht durch das Dorf in den Sarindelwald zu gehen, weil wir den Grobendorns nicht begegnen wollten, mussten wir einen Umweg von gut einer Stunde in Kauf nehmen. Unterwegs stellten wir dann fest, dass dieser Weg nicht für Eberhalms Streitross geeignet war, so brachte er es nach Grimmenhall. Wir warteten so lange auf ihn. Nortalosch ging zur Jagd. Er erbeutete ein Wildschwein. Wir nahmen es gerade aus, als Eberhalm zurückkehrte. Der Ritter hatte einen Schinken mitgebracht, weil die Köchin auf dem Gut des Junkers Grimrosch keinen hatte geben wollen und war nicht gerade davon begeistert, dass Nortalosch das Wappentier des Hauses Eberstamm erlegt hatte...

Wir setzten unseren Weg fort. Als es langsam dunkel zu werden begann, suchen wir uns ein Nachtlager. Wir wollten warten, vielleicht würde ja eine der Hexen auf uns aufmerksam zu werden? Nortalosch wollte ein Feuer entfachen, um das Wildschwein zu braten, bei dem Versuch jedoch wurde er erst von einer Eichel getroffen, dann von einer Kastanie. Grimrosch riet ihm, kein Feuer zu entfachen. Aber wie sollten wir denn das Wildschwein zubereiten? Er fuhr also fort. Da trat plötzlich ein Baum aus dem Wald hervor. Ja, ein richtiger Baum! Er hatte zwei Beine, holte mit einem Astarm aus, warf den Zwerg auf das Feuer und verschwand dann wieder. Erst dann ließ sich Nortalosch überzeugen, es doch zu lassen. Der Wald wollte das anscheinend nicht. Ein seltsamer Wald war er schon, der Sarindelwald. Währenddessen wurden wir sehr aufmerksam von zwei Eichhörnchen beobachtet. Für die Nacht stellten wir Wachen auf.