Alltag auf Burg Eichstein - Teil II

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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil I
K5. Teil V
K10. Teil X
K11. Teil XI
12. Rah 1037 BF
Teil II
Teil I


Kapitel 2

Teil III
Autor: Baduar

Wasserburg Eichstein, 12. Rahja 1037, Markttag

Der Junker saß mit einem heißen Kräutertee in seinem Arbeitszimmer in der Auslucht, um noch einen Blick in die Bücher zu werfen. Er nutzte die Ruhe des Abends, um die bisherigen Aufzeichnungen der Ein- und Ausgaben noch einmal zu studieren, nachdem er schon in den letzten Tagen mehrmals mit Vitus gesprochen und gemeinsam mit Hesine die Bücher und Chroniken durchgegangen war. Er hatte in den letzten Tagen einiges aufholen müssen an Wissen, um einen aktuellen Stand über das Gut zu haben und um zu wissen, was als nächstes getan werden mußte. Der Lämmer-, Ferkel- und Kälberzehnt, der jeweils Anfang Ingerimm fällig wurde, hatte sein Vater noch eintreiben lassen. Vitus hatte sich darum gekümmert, den von den Bauern in Naturalien geleisteten Zehnt möglichst gewinnbringend zu verkaufen und die notwendigen Abgaben seinerseits an den Herrn Baron weitergeleitet. Insgesamt schien er mit Vitus einen zuverlässigen Haushofmeister an der Hand zu haben, der schon seinem Vater treue Dienste leistete und dadurch den Vorteil hatte, das Gut und seine Situation schon lange zu kennen. Hesine, seine Schreiberin, hatte ihn allerdings auf wenige kleinere Unstimmigkeiten aufmerksam gemacht, denen er nachgehen wollte. Nichtsdestotrotz - für die nächste Zeit würde er gar nicht darum herum kommen, Vitus bei sich zu behalten. Den Göttern sei Dank hegte dieser auch keine Gedanken, aus seinen Diensten zu treten.

Nicht so, wie der alte Stallmeister Geppard, der nach nur wenigen Tagen Anfang Rahja bat, aus dem Dienst als Stallmeister entlassen zu werden. Nun musste sich Baduar umsehen, damit er einen fähigen Ersatz bekam - und das möglichst so, das diees wichtige Amt bald wieder besetzt wurde. Der Stallmeister war nicht nur für die Aufsicht über die eigenen Ställe zuständig, sondern auch mehr oder weniger für den gesamten Eigenhofanteil. Er koordinierte die Aufgaben im Wirtschaftshof und auf den eigenen Feldern, organisierte den Holzeinschlag und viele andere Aufgaben, die mit dem täglichen Wirtschaften des Gutes zu tun hatten. Andererseits: Nachdem er zusammen mit Hesine die verschiedenen Aufzeichnungen des Wirtschaftshofes durchgegangen war hatte er schnell festgestellt, das hier in der Vergangenheit nicht immer alles zufriedenstellend lief und einige Erträge recht niedrig ausfielen. Hoffentlich fand er einen fähigen Nachfolger der es schaffte, diese Missstände zu beseitigen und somit auch mehr Einnahmen aus den Eigengütern zu erwirtschaften.

Um die Finanzen des Gutes war es insgesamt zufriedenstellend bestellt und nach Abzug aller Kosten blieb in den letzten Jahren regelmäßig ein kleiner Überschuss. Vielleicht könnte er mit den Rücklagen an der einen oder anderen Stelle sinnvoll investieren? Er würde sich gemeinsam mit Vitus in den nächsten Wochen Gedanken dazu machen. Viel würde vermutlich in diesem Jahr nicht mehr passieren und er wollte auch keine neuen Aktivitäten anstoßen vor den Namenlosen Tagen, die schon bald beginnen würden.

Vorher allerdings galt es noch, seine Familie willkommen zu heißen, die nächste Woche endlich nachkommen würde. Nachdem er seit seiner Ankunft hier Anfang Ingerimm die ganze Zeit hier auf dem Gut verbrachte, hatte Aldare die wichtige und aufwändige Aufgabe des Umzuges übernommen und war nach der Grablege zu ihrem bisherigen Heim zurückgereist, um den dortigen Hausstand aufzulösen. Das dauerte natürlich einige Zeit, doch nun war die Arbeit vollbracht und diese Woche hatte der Bote die gute Nachricht gebracht, das seine Frau und seine Kinder nun auch endlich hier einziehen würden. Natürlich war auch hier auf Burg Eichstein dafür schon vieles vorbereitet. Es galt ja, die Räume für die Kinder, vor allem aber die Zimmer für die Bediensteten vorzubereiten, die nun ebenfalls hier leben würden. Wenn der Umzug, den sie auf jeden Fall noch vor den Namenlosen Tag hinter sich bringen wollten, erst einmal erledigt wäre, hätte er eine Sorge weniger. Doch trotz aller Aufgaben und Tätigkeiten, denen er momentan nachgehen musste, hatte er sich heute die Muße genommen, um persönlich den Markt in Amaralys zu besuchen und einige kleine Geschenke für seine Familie zu kaufen. Die Handwerker im Ort waren fleißige Leut, die dem Gott des Handwerks Freude machten mit ihrem Geschick und ihrem Können.

Dabei hatte er die Gelegenheit genutzt für das eine oder andere Gespräch mit seinen Vasallen. Viele von ihnen kannte er noch aus seinen Kindertagen hier - und doch waren sie ihm unbekannt, da er sich bislang nie näher mit ihnen beschäftigt hatte. Aus seinen Tagen bei Hofe anderer Herren wusste er aber mittlerweile wie wichtig es war, seine Vasallen zu kennen und auch zu wissen, was diese umtrieb. Daher hatte er, seitdem er das Gut von seinem Vater übernommen hatte, in den letzten Tagen immer wieder den Kontakt gesucht und war durch die Dörfer gereist, um ein Gefühl für die Nöte und Sorgen, aber auch die freudigen Ereignisse und Gedanken zu bekommen, die seine Vasallen hatten. Natürlich würde er auch den guten Brauch seines Vaters, am 1. Praios Praioswend mit seinen Untertanen zu feiern, übernehmen und dazu ein kleines Fest stiften. Ebenso würde er ergänzend dazu zum Jahresscheid Kerzen spenden für die Untertanen zum Schutz gegen das Namenlose. Was ihn wieder zum Ursprung seines heutigen abendlichen Pensums brachte, dem Blick in die Bücher. Er wollte noch schauen, mit welchen Aufwendungen er für die beiden Anlässe rechnen musste und dazu in die Bücher schauen. Er nahm noch einen Schluck seines Kräutertees und drehte die Flamme der Öllampe etwas höher, dann widmete er sich wieder den Zahlen.

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