50 Jahre Anshold - Kniet nieder!

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Angbar, im Königssaal auf Schloss Thalessia, 10. Peraine 1044 BF, am Abend

Adalinde von Zweifelfels staunte, als sie den Königssaal betrat. Es war nicht ihr erster Besuch auf der Thalessia, sie hatte als Knappin manches Mal den Baron von Geistmark zu einer Audienz begleitet. Doch die fand meist im Arbeitszimmer des Fürsten statt oder bestenfalls im kleinen Thronsaal. Anshold vom Eberstamm legte mehr Wert auf Gemütlichkeit als auf Prunk.
Prunk, anders konnte man den Königssaal nicht nennen. Ein Märchen aus weißem Granit und silbernem Schmiedewerk, fein ziseliert und harmonisch proportioniert. Ein Geschenk von Kaiser Hal, hatte ihr Knappvater erzählt, und entworfen von einer Halbelfe und Akoluthin der Rahja, so dass sowohl elfischer Zauber wie göttlicher Segen darauf liegen mochte.
Adalinde hatte den ihr zugewiesenen Platz auf der linken Seite des Saals eingenommen und studierte neugierig die Sitzreihen gegenüber, wo die Gäste von außerhalb des Koschs saßen, als Herold Hernobert seinen Stab dreimal aufs Parkett donnern ließ. „Ihre Durchlauchten, Fürst Anshold und Fürstin Nadyana vom Kosch!“, rief er aus vollen Lungen. „Kniet nieder!“ Adalinde glitt vom Stuhl aufs rechte Knie und senkte den Kopf. Das Fürstenpaar schritt vorbei, ohne dass sie es sehen konnte. Sie hörte, wie die beiden sich setzten, und wartete auf das „Erhebt Euch“ - gewöhnlich gab Anshold, dem Demutsbezeugungen eher peinlich waren, rasch das Signal. Doch diesmal blieb es still – bis der Heroldsstab erneut dreimal aufstieß und Hernobert rief: „Seine Hoheit, Herzog Hagrobald Guntwin vom Großen Fluss, nebst Gefolge!“
Adalinde konnte es nicht lassen, den Kopf etwas zu heben und unter den Haaren hervorzublinzeln. Der Herzog, ein Hüne von einem Mann, schlenderte durch den Saal mit einem breiten Lächeln. Fürst Anshold erhob sich von seinem Thron und eilte ihm entgegen. „Willkommen auf Thalessia, Vetter“, sprach er – etwas zu hektisch, fast unsicher, wie Adalinde fand. Die beiden Provinzherren umarmten sich, dann führte der Fürst den Herzog zum Thron zur Rechten des seinen. Hagrobald machte Fürstin Nadyana ein Kompliment, dann setzte er sich.
Endlich kam das „Erhebt Euch!“. Der Herold schritt vom Eingang zu seinem Posten neben den Thronen. „Höchst geschätzte Gäste und Freunde des Hauses Eberstamm“, sprach er, „ein weiteres Mal: Seid willkommen! Wer vor aller Augen vorsprechen und Grüße oder Geschenke überbringen will, trete nun vor!“