Odilbert und Niope - Auf einen Tanz

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Schloss Grauensee, 4. Travia 1042

„Die Brachenwächter?“, hob Nale von Boltansroden geradezu nachdenklich an, „Die Brachenwächter. Ja, ich selbst habe eine treue Vasallin an sie verloren: Ailsa ni Rían. Ich hätte sie gerne als Nachfolgerin ihres Vaters gesehen, als Vögtin meiner Baronie. Das Zeug dazu hat sie. Eine treue und aufrechte Seele, eine Vertraute und Freundin zugleich. Und dennoch verstehe ich, dass sie sich dieser Herausforderung gestellt hat, schließlich ist sie jung und ungebunden, doch dazu aufstrebend. Sie könnte es weit bringen. Talent hat sie.“

Die Baronin vom Greifenpass tanzte mit dem Pfalzgrafen zu Sertis. Zumindest versuchte sie es, denn um ihre Körpermitte war sie inzwischen ziemlich rund geworden, was sie und ihren Tanzpartner durchaus vor Herausforderungen stellte. Entsprechend galant führte der garetische Hochadlige die Koscher Baronin über das geschliffene Parkett und lächelte ihr freundlich nett zu.

„Natürlich hoffe ich sehr, dass sie ihre Turnierlaufbahn nur unterbrechen und nicht etwa ganz aufgeben muss. Sie ist eine hervorragende Tjosterin – aber da erzähle ich Euch ja nichts Neues“, ein zaghaftes Lächeln legte sich über ihre Lippen, während kurz die Miene des Sertisers zuckte, „Habt Ihr doch selbst mit ihrer Lanze Bekanntschaft gemacht... Und auch mit ihrer Orknase weiß sie vorzüglich umzugehen, hat es beim Großen Fürstlichen Ritterturnier zu Angbar 1041 auf den Dritten Platz bei den Zweihandwaffen gebracht und musste sich damit nur Ardo von Keilholtz und meinem lieben Gatten geschlagen geben. Die Zeit bei den fürstlichen Schlachtreitern hat sich Hinsicht bezahlt gemacht.“

Eine Drehung. Ob sie fernab der Heimat nicht einsam sein müsse, ließ der Pfalzgraf im Plauderton fallen.

„Phex sei Dank, ist sie ja nicht allein – sie hat ihre Schwestern!“, plauderte die Baronin munter weiter, „Die ergänzen sich so gut, dass man sich schon in Acht nehmen sollte, es sich auch nicht mit einer von ihnen zu verscherzt, dann hat man nämlich sehr schnell nicht nur alle drei gegen sich, sondern auch das ganze Hause – der Zusammenhalt ist sehr groß, überaus groß! Doch wenn man sie als Verbündeten hat, dann halten sie auch zu einem, ganz gleich was geschieht – treue Seelen wie ich sagte.“

Eine erneute Drehung. Ob die Wacht an der Dämonenbrache für eine junge Ritterin wirklich das beste für sie sei, so fernab von der kultivierten Welt des Adels, gab der Sertiser zu bedenken.

„Ein wenig Sorge bereitet sie mir dann ja doch“, die Baronin schien einen Moment sehr nachdenklich, „Ich würde es ja gerne sehen, wenn sie baldmöglichst einen Mann findet, der sie genauso liebt, wie mein Ehrwürden mich liebt um mit ihm den Traviabund einzugehen – unter uns Adeligen wir ja viel zu selten, der Liebe wegen geheiratet – aber auch wenn ich ihre Schwestern auf meiner Seite habe, so hält Ailsa nichts davon. Also… überhaupt nichts. Aber vermutlich ist so ein – verzeiht – garetischer Ritter auch einfach nicht das richtige für sie. Sie braucht jemand... hm... aufre...“

„Euer Hochwohlgeboren“, ein älterer Ritter trat an sie beide heran, „Ich fürchte, Ihr müsste Euch nun eine andere Tanzpartnerin suchen.“

Der Pfalzgraf nickte dem Recken freundlich zu. Er hatte erfahren, was er wissen wollte. „Es wird Euch, hoher Herr, sicherlich eine ebenso große Freude sein, mit Ihrer Hochgeboren zu tanzen, wie es mir gewesen ist. Ich empfehle mich den Herrschaften.“

Die Baronin lachte: „Aber, Hoher Herr von Trottweiher, ich wusste gar nicht dass Ihr so ein eifriger Tänzer seid...“

„Nun“, erwiderte der Ritter und versuchte dabei so charmant wie möglich zu wirken, „Ihr habt für‘s erste genug getanzt, Euer Hochgeboren. Bedenkt Euren Zustand.“

„Ach“, winkte sie da ab, „Mir geht es Bestens. Kein Grund zur Sorgen.“

„Die Sorge mache auch nicht ich mir, sondern Euer Hofkaplan...“

„Mein Ehrwürden?“, säuselte Nale da verliebt.

„Nein“, Darian von Trottweiher rollte mit den Augen, „Den meine ich nicht. Ich spreche von eurem anderen Hofkaplan...“

„.. dem Barniborier!“, entfuhr es Nale da, „Der gönnt einem auch wirklich kein bisschen Vergnügen! Der ist der letzte, der sich um mich sorgen sollte. Ich kann nämlich sehr gut auf mich selbst aufpassen.“

„Was Eure erfolgreiche Jagd auf den Oger ja auch beweist“, versicherte der Ritter mit einem leicht spöttischen Tonfall und einem energischen Nicken.

„Eben!“

„Aber, um ehrlich zu sein, es geht mir auch nicht so sehr um Eure Gesundheit, Euer Hochgeboren, sondern um meine eigene. Der Braniborier war da recht unmissverständlich: Wenn Euch Unbill widerfährt, gleich welcher Art, dann will er mich mit einem Bannstrahl aus seinem werten Hinterteil richten...“

Nale von Boltansroden lachte amüsiert: „Das würde ich zu gerne sehen...“