Kaiserturnier 1041 - Padora von Boltansroden gegen Wunnemar Thankmar von Galebfurten-Bienenturm

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Im Zeichen der zwei Raben
Gareth, 1. Praios 1041, mittags, Tjoste, 1. Runde

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‚[...] Wie Honig ist er. Gülden schimmernd, flüssigen Goldes gleich – wir alle begehren ihn, wir alle trachten nach ihm, wir alle wollen ihn den unseren nennen. Und während er dem einen vergönnt ist und ihm gar lieblich und unwiderstehlich süß die Kehle hinabrinnt, rinnt er dem anderen nur zäh und klebrig durch die Finger...‘
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Unruhig tänzelte das Streitross. Sein Fell flüssigen Honigs gleich. Darüber eine prächtige Wappendecke. Auf Grün zwei schwarze Raben. Daneben Padora. Ihre Augen geschlossen. Ihre Lippen lautlos bewegend. Vertieft ins Gebet. Neben ihr, ihr Bruder. Daneben die anderen. Einen Kreis formend. Alle beteten.
Dann ließ man sie allein. Nur sie und die Knappin und das Ross. Padora stieg in den Sattel. Mit einem Nicken grüßte sie ihren Herausforderer. Elysea reichte ihr Lanze und Schild. Elysea hielt die Zügel des Tieres. Es war nervös. Wollte laufen. Dafür war es geboren. Dafür war es ausgebildet. Dafür war es trainiert. Das Signal erklang und ein einziger kräftiger Schenkeldruck genügte.
‚Schweigsamer.‘
Das Tier setzte sich in Bewegung.
‚Ewiger.‘
Sie trieb es an der Schranke entlang.
‚Unausweichlicher.‘
Padora zielte mit ihrer Lanze.
‚Ich bin ohne Furcht.‘
Ihr Herz schlug heftig. Ihr Atem ging schnell.
‚Unterstelle mich Dir ganz und gar.‘
Das Tier und sie, sie waren eins.
‚Breite Deine Schwingen schützend über mich.‘
Sie visierte erneut ihren Gegner an.
‚Halte meinen Schild...‘
Jede Faser ihres Körpers spannte sich schmerzhaft an.
‚...und führe meine Lanze...‘
Sie spürte jeden einzelnen Muskel, jede einzelne Sehne.
‚… ins Ziel.‘, brachte sie ihr Gebet zu Ende.
Und ihre Lanze fand ihr Ziel. Riss ihren Herausforderer aus dem Sattel. Es war der erste Lanzgang - gewesen. Und es war ihr Sieg. Dies war ihr Sieg. Ihr Sieg! Und er war lieblich und unwiderstehlich süß wie Honig, der einem die Kehle hinabrinnt. Denn so schmeckte er, der Sieg. Er schmeckte lieblich und unwiderstehlich süß...

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‚Du fragst mich also, wie er schmeckt, der Sieg? Du willst wissen, wie er auf der Zunge zergeht, der Sieg? Wie er sich anfühlt, der Sieg? Wie Honig ist er. Gülden schimmernd, flüssigen Goldes gleich – wir alle begehren ihn, wir alle trachten nach ihm, wir alle wollen ihn den unseren nennen. Und während er dem einen vergönnt ist und ihm gar lieblich und unwiderstehlich süß die Kehle hinabrinnt, rinnt er dem anderen nur zäh und klebrig durch die Finger...‘
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Padora vollendete ihre Bahn. Brachte ihr Streitross zum Stillstand. Recht stehen wollte es allerdings nicht. Wollte weiter laufen. Noch eine weitere Bahn. Es hatte noch nicht genug. Es hatte einfach noch nicht genug!
Sie reichte Elysea Lanze und Schild. Glitt anschließend von ihrem Ross. Ihren Helm nahm sie ab. Blinzelte in das gleißende Licht der Praiosscheibe über sich. Elegant Schritt sie auf ihren Herausforderer zu. Helfer waren herbeigeeilt, dem Ritter aufzuhelfen.
Sie blieb stehen. Wind erfasste Padoras tiefbraunes, gelocktes Haar. Wind erfasste ihren Wappenrock. Die beiden schwarzen einander zugewandten Boltansrodener Raben auf grünem Grund. Sie nickte ihrem Herausforderer zu. Es gab keinen Zweifel, dass dies der Wille der Götter gewesen war. Ein mildes Lächeln legte sich über ihre Lippen.

Unruhig tänzelte das Streitross. Sein Fell flüssigen Honigs gleich. Darüber eine prächtige Wappendecke. Auf Grün zwei schwarze Raben. Sein Name Asal, Honig.
Autor: Nale