Der neue Herr an der Zwergenpforte

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Ausgabe Nummer 64 - Efferd 1043 BF

Der neue Herr an der Zwergenpforte

Baron Wackerstock hält Rückblick über zwei Jahre im Amt

MIRKAGARTEN, Efferd 1043 BF. Anlässlich des zweijährigen Regierungsjubiläums erhielt Dara Guttel eine Audienz bei Baron Brumil Wackerstock. Das Treffen fand in der Trinkstube des frisch renovierten Kellergewölbes auf Schloss Mirkagarten statt, wo der Baron während des vormittäglichen Gesprächs mehrere Koscher Bierspezialitäten kredenzte.

Euer Hochgeboren, der Tod Eures Vorgängers Narmur von Karma, mit dem Ihr in Fehde lagt, jährte sich diesen Mond zum zweiten Mal. Seine ehemaligen Verbündeten und Eure ehemaligen Feinde haben noch immer mächtige Positionen und Lehen in Eurer Baronie – seid Ihr Herr in Eurem eigenen Land?

Zuallererst eine kleine Formalität: Es ist eine zwergische Tradition, Würdenträger mit Väterchen anzusprechen. Hochgeboren bin ich, dem Wortlaut folgend, jedoch nicht – sondern im Gegenteil – tief unter der Erde. Aber nun zu Eurer Frage: Es gibt einen solide ausverhandelten Vertrag zwischen den ehemaligen Konfliktparteien – den Frieden von Durstein. Dieser bestätigt sowohl meine Position als Baron, die übrigens schon meine Vorfahren im neunten Jahrhundert innehatten, als auch die Positionen der ehemaligen Verbündeten Narmurs. Bisher hat niemand die Vereinbarung in Frage gestellt.

Aber erst kürzlich hat Hakan von Nadoret, der ja auch in Eurer Baronie Besitzungen hat, Euch Versäumnisse im Kampf gegen die Flusspiraten vorgeworfen. Wollt ihr diese Ehrenrührung einfach so hinnehmen?

(Nach einem kräftigen Schluck Bier) Meine Kämpfer haben gemeinsam mit den Flusszollgardisten ein Piratennest in Erlenbruch ausgeräuchert. Hakans Kritik ist also ungerechtfertigt – wie so oft. Viel eher steckt persönlicher Groll dahinter. Wahrscheinlich weil ich seinen Sohn in der Schlacht bei Unwynfurt getötet habe!

Wollt Ihr sie euch trotzdem gefallen lassen?

Hakans zeternde Stimme wird mit der Zeit dünn werden und in zwanzig, spätesten sdreißig Jahren für immer verstummen. Ich bin geduldig wie der Fels, auf dem mein Schloss erbaut ist – dessen Wehrhaftigkeit ich übrigens in den letzten beiden Jahren massiv erhöht habe. – Das will ich unterstrichen wissen.

Natürlich. Das bringt michgleich zu einem anderen Punkt. Vor zwei Jahren habt Ihr Euer Amt mit dem Versprechen angetreten, die hohe Steuerlast Eures Vorgängers zu beenden und in die Baronie zu investieren. Viele im Volk meinen, dass von diesem Versprechen wenig übrig blieb. Stattdessen habt Ihr Euer Schloss ausbauen lassen.

(Nach einem Griff zu Block und Stift) Wer behauptet sowas?

Ähm ... zum Beispiel die Händlerin Neralda Ulwine Neisbeck.

Das ist lächerlich! Die Neisbeck ist verärgert, weil ich eine Sondersteuer für Magier und andere Zauberer eingeführt habe – was absolut gerechtfertigt ist. Außerdem habe ich die meisten Steuerprivilegien verpfändet. Für die Eintreibung bin also nicht ich, sondern die Pfandnehmer verantwortlich, zu denen im Übrigen auch die Neisbeck selber zählt. Wenn ein Steuereintreiber aber glaubt, meine braven Drifter ungestraft ausbeuten zu können, bekommt er es mit mir zu tun!

Und wie schaut es mit Investitionen aus? Drift hat immernoch keine einzige gepflasterte Straße, und die Palisade ist halb vermodert.

Das wiederum liegt in der Verantwortung der Stadtvögtin.

Man könnte meinen, Ihr schiebt die Verantwortung ab.

(Nach einem grimmigen Lachen) Ihr habt einen sehr speziellen Galgenhumor, Dara Guttel aus Thûrbrück. Nächste Frage.

Äh ja ... natürlich. Was ist das Geheimnis Eures Erfolges, oh ehrwürdiges Väterchen?

Ich bemühe mich täglich, die Lebenssituation meiner Bürger zu verbessern. Manch einfältigem Geist mögen meine Wege unbegreiflich sein, aber ich bin ein Zwerg, und Zwerge denken langfristig. Man kann sich eine Baronie wie ein Bergwerk vorstellen. Es ist unsinnig, kopflos einen Stollen voranzutreiben in der Hoffnung, Angroschs Gaben zu ernten. Nein. Langsam und stetig, mit viel Bedacht, Geduld und Wissen muss es geschehen, will man den gerechten Lohn der Arbeit einstreichen. Doch auch in den kurzen zwei Jahren hat sich in Drift schon vieles zum Besseren gewandt. Ich habe zum Beispiel die gegen Narmur kämpfenden Bauern des „Drifter Haufens“ zur Landwehr erhoben und sie mit besserer Ausrüstung versorgt. Nicht zu vergessen, der von mir neu errichtete Immanplatz für unsere Mannschaft Donner von Drift. Darüber hinaus habe ich das Jagdrecht und das Fischereirecht gemeinfrei gemacht. Momentan arbeite ich an einer Reform des Frondienstes. Aber das ist ein zähes Ringen mit meinen Vasallen während der Hoftage, wie ihr euch vorstellen könnt.

Beeindruckend. Vielen Dank für das Gespräch, Väterchen Brumil.

Dara Guttel