Der Heliodan im Kosch

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Ausgabe Nummer 10 - Efferd 1017 BF

Der Heliodan im Kosch

Seine Erhabene Weisheit segnet die Provinz mit einem Besuch

Auf seiner Reise durch die Metropolen des Reiches erwählte der Bote des Lichts jüngst die Kosch-Capitale Angbar zur Station — da jubelten die Zwölfgöttlichen Lande, als des Hilberian Schergen reißaus nahmen vor des Gotteshöchstem Diener.

Der geneigte Leser mag sich erinnern, wie es in der Fürstenstadt bestellt war, als man vom Nahen der Prozession vernahm. Nach dem Tod des Hochgeweihten Wilbur von Zweizwiebeln-Sighelms Halm hatten sich die Gläubigen in der Fürstenstadt in zwei feindliche Lager gespalten. Jene, die dem Herrn Jariel die Treue hielten, folgten den Bannstrahlern und ihrem Führer Berman Silberling. Nicht wenige aber wandten sich Derian Palagion v. Solfurt zu, der auf dem „Lichtgrund“ vor den Mauern im Namen des Hilberian Hof hielt. Allein im verschloss’nen Tempel harrte eine Schar Geweihter und Novizen auf ein Gotteszeichen. „Dem wahren Boten nur“ wollten sie Treue schwören, wie’s ihnen der sterbende Wilbur geboten hatte.

Wie schon vor der Ankunft der Hilberianer waren die Bürger voll Sorge, ob der Stadt ein Waffengang drohe. Denn die Garetischen rückten mit großem Gefolge an, mit Bannstrahlern und Tempelwachen, mit Reitervolk und Waffenknechten, das war berichtet worden. Viel Gemurmel war da in den Gassen und Schenken zu hören. „Zu Ferdok sind die Pfaffen all’ vertrieben.“ hieß es, „Der Metenarer ließ Geweihte foltern.“ und viele wußten von Schlimmerem zu berichten, das sich ereignet hätte im Namen des Gottes. Allenthalben fürchtete man, der Streit der irdischen Diener des Götterfürsten möge vor allem jenen Schaden bringen, die vom Wesen des Gottes am wenigsten wüßten, den braven Bürgers- und Bauersleut’ nämlich.

Derian Palagion, der sich als des Lumerian Statthalter zu Angbar ausrufen ließ, predigte zur Mittagsstrunde noch voll Trotz und Stolz. Vor dem Greis, der falsch und faul auf seinem Throne säße, da wolle die Schar der wahren Praiosdiener nicht die Flucht ergreifen. Fast schien es, als wolle der Geweihte seine Gläubigen auf die Tore der Stadt führen (dort aber standen die Bannstrahler treue Wacht).

Als die Bürger am nächsten Morgen erwachten, war das Lager der Hilberianer leer und verlassen. Am Tempeltore jedoch, das immer noch verschlossen stand, da war weithin sichtbar eine goldene Bulle festgemacht.

Im Namen des luminierten Hilberian hatten seine Diener sie dort angeschlagen, und ein jeder konnte sie einsehen, der sich auf die Buchstaben verstand. Sie selbst aber waren noch nimmermehr dort, als der Lichtbote Einzug hielt.

Wo tags zuvor noch die Elenviner Knechte ihren falschen Herrn gepriesen hatte, da predigte bald der Heliodan von des Gottes Macht und Pracht und Heiligkeit. Dann aber wandte er sich den Ketzern zu. Es sprach die Stimme, die befiehlt, und aus wolkenlosen Himmeln schoß ein greller Blitz hernieder, der den lästerlichen Opfertisch des Solfurters von Deres Antlitz tilgte. Auf die Knie sank alles Volk bei diesem göttlichen Zeichen. Einige aber fragten sich insgeheim, warum der Oberste Geweihte sich nicht dem Gott im Tempel stellte.

„Nicht eher will ich hiero Einkehr halten, als bis der Elenviner Buhler nieder und gestürzt’, in PRAios hohem, heilig’ Namen, und auch der letzte Zweifler stumm.“ Da waren die wackeren Angbarer tief gerührt, und reuig gelobten sie dem Heliodan tüchtige Hilfe auf seiner heiligen Mission.

Einen Götternamen lang verweilte der Lichtbote mit seinem Gefolge auf dem Brodilsgrund vor der Stadt. Die treuen Geweihten und Räte der hlg. Inquisition taten derweil alles, um die rechte Ordnung wiederherzustellen, wo sie im Koscher Land in Verwirrung geraten war. Den Verführten im Dorf Lutzenstrand wurden hohe Bußen auferlegt (und ihr Anführer, ein ketzerischer Laienprediger, der des Hilberian Wort im Munde führte, seiner Strafe zugeführt).

Die Adligen des Landes werden auf ihre Treue überprüft — doch sie steh’n fest, und manch ein Ritter und Edler bot Herrn Jariel ohne viel Zögern sein Schwert, wenn’s denn wider den Nordmärker geh’n sollte. Einzig im Südwesten Ferdoks, wo Albenhus und Elenvina nah sind und der falsche Glaube stark, hat sich der zuvor allseits geachtete Baron und Inquisitionsrat der Grafschaft Ferdok, Tarjok Boquoi, dem Hilberian verschrieben. Man bestellt ihn darob zur Audienz vor Jariel, auf daß er sich wieder besinne auf die rechten Dinge, doch ist fraglich, ob die Botschaft ihren Empfänger bereits erreichte — wurde jener doch von Reichs-Truchseß gen Fasar entsandt.

Der Bote hat sich indes mit seinem Gefolge auf die Paßstraße gen Westen gewandt — auf Gratenfels, ins Nordmärkische!

In Angbar hat Meister Jariel Einzug gehalten, doch nicht überall im Kosch ist es so. Noch kurz zuvor war es im Schetzeneckschen zu dramatischen Aktionen seitens der Hilberian-Getreuen gekommen. Sie wird in der vorerst letzten Äußerung des Herrn Derian Palagion wie folgt beschrieben:

Im Namen des einzigen Herre PRAios und dessen Derischen Lichtes, des Lumerian zu Elenvina, sei fürderhin für die sogenannte Kunst- et Magusschule zu Rhôndur auf immer verschlossen und gebannt. Im Phexmonde 23 wurde endlich unter den wissenden Augen einiger ausgewählter Wächter Rohals den schwarzmagischen und aufrührerischen Keimen dieser angeblich grauen Schule ein Ende gesetzt.

Die Gemäuer wurden von jeglich’ ketzerisch Ding und Werk gesäubert und erlöst. Daß bei dieser heilig-inquisitorischen Aktion seiner Hochwürden Ailacon Havorod einige verblendete Opfer, wie ein junger Hesindegeweihter oder der greise „Akademieleiter“ Thorkan unglücklich ihre Leben ließen, sei als Zeichen für die Richtigkeit dieser Reinigung zu deuten.

Jegliches Gerücht, daß es sich lediglich um eine Vergeltungstat wider den Baron von Metenar (er stiftete einst diese Schule), der leider nicht Zeuge dieses Ereignisses sein konnte, handelte, sei in die finsteren Sphären zu verbannen, aus denen es gekrochen ist.

XVII. Heilsbringende Depesche von den Angbarer Lichtgründen, im Namen des Lumerian, heilig, heilig!