Das Haupt der Orkenwehr frei!

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Ausgabe Nummer 35 - 1027 BF

Das Haupt der Orkenwehr frei!

Fürst Blasius und Prinz Edelbrecht Seit’ an Seit’ mit Greifenfurt & Weiden

Aus dem Weidenschen der mündliche Bericht des Rittmeisters Torben von Hammerschlag, der ein Mann des Schwertes ist, nicht der Worte, doch all dies mit eigenen Augen sah. Getreulich aufgezeichnet von Jerrit Jungberg.

In der Nacht des zweiten Tages seit unserem Aufbruch vom Reichskongreß zu Trallop saßen wir weniger als einen Tagesritt vom Rhodenstein entfernt im Weidener Nichts. Es war tiefste Nacht, wir waren geritten, bis es zu gefährlich wurde, wie auch gestern schon.

Der Baron von Geistmark, Kordan, schlief unruhig neben mir, drei der vier Greifenfurter Grenzreiter, die uns begleiten, waren auch schon in Marbos Arme gesunken, der vierte wachte.

Ich kam nicht zur Ruhe. Immer wieder eilten meine Gedanken voraus zum Rhodenstein. Was würde uns dort erwarten? Würden wir den Erwartungen des Prinzen genügen? Edelbrecht von Eberstamm, immer noch sagen wir „unser Prinz“, auch wenn er inzwischen Gemahl der Markgräfin von Greifenfurt ist und eher dort wirkt denn im Kosch. Mit wieviel Stolz er uns Koscher wieder erfüllt hat, als er auf dem Reichskongreß — ganz Mann der Tat — ein Heer zum Entsatz des vom Schwarzpelz umringten Rhodensteins aushob. Und wieviel mehr Gnade Rondra mir zuteil werden ließ, als Edelbrecht mich an die Seite des Barons von Sighelms Halm stellte, sollten wir doch den Feind ausspähen und daher entscheidend zum Erfolg beitragen können oder zum Misserfolg. Diese Herausforderung nahmen wir gerne an.

Vor dem Rhodenstein

In der Abenddämmerung des dritten Tages erreichten den Rhodenstein. Es fiel uns nicht schwer, einen versteckten Lagerplatz zu finden, denn der Baron kannte das Gelände bereits. Vor dem Reichskongreß hatte er einigen Weidener Recken geholfen, durch den Belagerungsring der Orken ins Innere des Rhodensteins zu gelangen. Die Grenzreiter, die uns nun begleiten, standen schon damals unter seinem Befehl. Von unserem Lager war es nicht weit bis zu unserem Ausguck, von dem wir das Lager der Orks überblicken konnten.

Im schwächer werdenden Licht konnten wir allerdings nicht viel ausmachen und anscheinend sparten die Orks auch Feuerholz. In den nächsten Tagen konnten wir uns ein genaueres Bild machen.

Beobachtete Belagerer

Als endlich Praios’ Antlitz über dem Horizont erschien, konnten wir das Lager der Orks in Gänze überblicken und sahen nun, warum wir keine Zelte ausgemacht hatten. Diese Tiere hatten sich in die Erde gewühlt, das Land um die Feste glich einer Wüstenei, der Weiler zerstört, die Felder verbrannt und die Erde aufgerissen von Hunderten von Löchern, und in jedem Loch ein Krieger der Zholochai. Dann fiel unser Blick auf einen riesigen Ochsenkarren und den Schamanen, der auf seiner Plattform stand. Stundenlang starrte dieser auf die Feste und wandte seine Augen nicht ab, als wolle er alleine durch seinen Blick die Mauern zum Einsturz bringen..

Keine Patrouille der Orks bedrängte uns und wir sahen nur wenige ihrer Wachen, die neben der Feste noch Augen für das Umland hatten. Es schien, als seien die Gedanken der Orks einzig auf die Einnahme des Rhodensteins gerichtet, jener Burg, die sich ihrer Begehrlichkeiten in langen Jahrhunderten ein ums andere Mal erwehrt hatte, rondraseidank.

Ein Zeichen der Leuin

Am nächsten Tag kam Bewegung ins Lager. Ein einzelner orkischer Reiter preschte heran und redete wild gestikulierend auf einen großen, besonders geschmückten Ork ein. Das musste Grakwach sein, der Häuptling der Zholochai.

Immer wieder blickte sich dieser zu dem Schamanen um, doch dieser hockte reglos auf seiner Plattform, nahm anscheinend die Welt um sich herum nicht wahr.

Und dann sandte Rondra uns ein Zeichen und wir wussten nun bestimmt, dass wir siegen würden — der Feind teilte seine Kräfte.

Grakwach nahm einen Teil seiner Krieger und verließ den Belagerungsring in der Richtung aus der wir gekommen waren. Anscheinend wollte er sich dem Prinzen entgegen werfen.

Der Baron und ich entschlossen uns ihm zuvor zu kommen und das Heer zu warnen. Noch in der gleichen Stunde brach seine Hochgeboren mit einem einzelnen Grenzreiter als Begleitung auf, den Ork zu überflügeln und den Prinzen zu warnen.

Ich sollte währenddessen weiter beobachten und die rechte Strategie ausarbeiten. Dies würde mir schon gelingen, dachte ich, denn die vielen Jahre in den kaiserlichen Regimentern hatten mich geschult und in so manchem Stabe konnte ich bereits Erfahrung im Erstellen von Schlachtplänen sammeln und beweisen.

Später erwachte der Schamane, Ugraschak, aus seiner Trance. Als er sah, was Grakwach getan hatte, war er außer sich. Zwei Orken, die zu nahe bei ihm standen, schlug er in Raserei die Schädel ein. Andere flohen vor ihm, bis er sich beruhigt hatte, dann verfiel der Schamane in dumpfes Brüten.

Das Heer ist heran

Zwei Tage später erreichte uns morgens die Nachricht, daß das Heer wohl zur Praiosstunde eintreffen werde. Aber auch Ugraschak mußte davon gehört haben, denn er trieb die verbliebenen Krieger gegen die Mauern und sandte seinen größten Kriegsoger, durch unheilige Zauberei noch mächtiger gemacht, gegen die Tore der Burg.

Endlich über Anzahl und Art unserer Truppen, die der Prinz mit sich führte, informiert, arbeitete ich den endgültigen Schlachtplan aus, den ich vorlegen wollte, und sandte einen Boten, das Heer zu noch größerer Eile anzutreiben, denn die Mauern des Rhodensteins waren nur spärlich besetzt. Zum Glück fochten die Geweihten auf dem Rhodenstein, als führe Rondra jedem persönlich die Waffe.

Endlich traf das Entsatzheer ein. Schnell legte ich dem Prinzen und seinem Vater — unserem guten Fürsten — meinen Schlachtplan vor, und sie fanden Gefallen daran.

Vorwärts! Für das Reich!

Schneller als erwartet konnten wir dann die Truppen für den Angriff ordnen. „So laßt uns streiten, Hammerschlag! Für das Reich, gegen die Orken, mit Rondras Hilfe!“ sprach der Prinz und gab das Signal zum Angriff.

Die Schwarzpelze, noch mit dem Sturm auf die Feste beschäftigt, waren nicht mehr in der Lage sich diesem Angriff wirkungsvoll entgegenzustellen.

Zuerst wurde der Troß vernichtet. Niedergeritten, aufgespießt und in Stücke gehauen. Der Zauberer Ugraschak hatte, in dem wahnsinnigen Versuch die Feste einzunehmen und sich uns entgegen zu stellen, seine Truppen nochmals geteilt.

So wurden beide Teile aufgerieben. Die unzureichenden Schanzen boten den Orks keinen Schutz gegen den massierten Reiterangriff. Die Orks auf dem Feld vor der Festung wurden zwischen dem Heer und den Mauern aufgerieben und vollständig vernichtet, fliehende Orks von leichter Reiterei gestellt und vom Antlitz Deres entfernt.

Zuletzt war nur noch der Schamane übrig. Diesen hatte sich der Herr der Feste für sich erbeten und so hinderten ihn ein Dutzend Reiter nur am Entkommen, wobei er sich zahlreiche Wunden zuzog.

In einer letzten Kraftanstrengung versuchte Ugraschak noch den Herrn der Feste hinterrücks zu erschlagen, doch Abtmarschall Brin, der große Geweihte, kam ihm zuvor und streckte ihn nieder.

Aber als Ugraschak mit einer Verwünschung auf den Lippen sein Leben aushauchte, erhob sich plötzlich ein toter Stier, der vor den Wagen des Schamanen gespannt gewesen war, sah uns mit glühenden Augen an und galloppierte dann davon. Unsere Reiter mußten die Verfolgung abbrechen, da die Pferde sich weigerten dem Untier zu nahe zu kommen. Auch die wenigen Pfeile, die noch abgeschossen werden konnten, schienen den Stier nicht zu kümmern.

Dies unheilige Schauspiel bestärkte alle, die es gesehen hatten, nur noch in dem Wunsch, das Orkgezücht in die Niederhöllen zu schicken, aus denen solch verderbte Kräfte wohl kommen müssen.

Das Kriegswerk ist getan

Dann bestatteten wir unsere Gefallenen, wohl wenig mehr als ein Dutzend. Die toten Orks wurden auf riesigen Scheiterhaufen verbrannt. Als endlich abends der Troß mit den Versorgungswagen eintraf war die Freude groß, und der Sieg konnte noch gebührend gefeiert werden, nicht ohne der Himmelsleuin vorher noch in einem Feldgottesdienst gedankt zu haben.

Am nächsten Morgen wurde mir dann die besondere Ehre zuteil, am Tisch des Fürsten und Prinz Edelbrechts zu speisen. Zu meinem Erstaunen und meiner Freude waren nur Koscher am Tisch zu finden. An dieser Tafel verkündete dann der Fürst, daß er einen neuen Wehrmeister bestellen wolle, da der Prinz diesen Posten wegen seiner Verpflichtungen in Greifenfurt nicht mehr wahrnehmen könne. Er habe sich in der Nacht mit seinem Sohn beraten und einen Entschluß gefaßt. Alle waren wir gespannt, auf wen die Wahl wohl gefallen sei, und wer uns daheim das nächste Bier ausgeben müsse.

Der Fürst nannte den Namen des künftigen Wehrmeisters und fuhr vergnügt fort: „Und damit er seine Ernennung und die Feier auch bezahlen kann, erheben Wir ihn in den Stand eines Edlen.“ Ich glaubte zu träumen. Der Name, den er genannt hatte, war meiner! „Zuviel der Ehre“ brachte ich noch heraus, sank auf die Knie. Der Fürst winkte ab, der Prinz war der erste, der mich beglückwünschte.

Vergleiche Entsatz des Rhodensteins aus dem Aventurischen Boten