Xanoschas Kompottkeller - Kosch-Kurier 22

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Aus der Serie: Schänken des Kosch

Dem Reisenden, der heuer auf dem Weg von Angbar oder Gareth auf der Reichsstraße 3 den großen Fluß quert, wird Steinbrücken mit seinen beinahe 700 Seelen, den tüchtigen Kaufleuten, fleißigen Handwerkern und freundlichen Wirten zunächst als ein aufstrebendes Städtchen erscheinen (das es ja auch ist) – von Unglück und Tod keine Spur. Doch ist der Grund für all das schmucke neue Fachwerk und die wohlgezogenen Gassen ein trauriger: Im Jahr des Orkensturms ging das alte Steinbrücken bei der Plünderung durch die Schwarzpelze in Flammen auf. Die Bewohner, die sich in die Burg des Barons geflüchtet hatten, mußten froh sein, daß die basaltenen Mauern des Flußfels’ und die stählernen Klingen des Ritters Halmar von Ödenhof und seiner Krieger sie vor dem Zorn der Orken schützen. Rasch aber zog das Hauptheer der Schwarzpelze weiter flußabwärts, als sie erkannten, daß die Brücke nicht nur wohlbefestigt war, sondern auch die Übergänge an beiden Enden vorsorglich zerstört waren, und hinterließ nur einen kleinen Trupp zur Belagerung, der aber die Feste nicht nehmen konnte und schließlich von den Reitern des Fürsten zerschlagen werden ward. So konnten die Steinbrückener sich schließlich mit Hilfe der „Bragahner Brüder“ an den Wiederaufbau machen, und wo sie unter der Asche die Grundmauern der alten Häuser fanden, da setzten sie nach koscher Bauweise rasch neues Fachwerk herauf. In einem Ruinenkeller aber machten sie einen bemerkenswerten Fund. Das Häuschen hatte Xanoscha Runkelfold gehört, entsann man sich, einer Köchin aus dem Volk der Hügelzwerge, die während der Belagerung stets gejammert hatte, daß ihr diese oder jene Zutat fehle, um ein Speise zu bereiten1, und doch noch im dichten Pfeilgewitter mit einem Kessel Albuminer Allerlei auf die Wehrgänge geeilt war, um die Verteidiger mit Kräftigenden zu versorgen. Unglücklicherweise aber traf sie dabei beim vorletzten Sturmversuch der Schwarzpelze ein Geschoß und ließ sie die Mauer hinab stürzen, wobei sie zwar einen Orkkrieger durch ihr Gewicht erschlug, selbst aber gleichfalls zu Tode kam. Im ihrem Keller nun entdeckte man eine Unzahl von Fässern, Tiegeln, Krügen und Gläsern. Darinnen lagerte die Köchin nicht nur die schmerzlich vermißten Gewürze, sondern vor allem konserviertes Gemüse und eingelegte Früchte: Möhrenscheiben nach Fürstenart, eingemachte Birnen oder Pflaumen, gesalzenes Blaukraut, Zwiebeln im Sud, Hollerbeerengelee, Kirschmarmelade, saure Gurken in unterschiedlichste Manier, Beerenkompott und viele Leckereien mehr noch. Nach dem Tode Xanoschas traten nun ihre Bruderkinder Xandrosch und Xuralla das Erbe an und machten aus der Vorratskammer der Tante eine Gaststube. Dafür brachten die beiden, obschon sie noch keine fünfzig Sommer zählen, beste Voraussetzungen mit: Xandrosch war bei einem Angbarer Zuckerbäckermeister in die Lehre gegangen, seine Schwester hatte Brauerin gelernt. Zunächst wurden noch ausschließlich die Schätze der Tante serviert. Mittlerweile aber verstehen sich die beiden fast ebenso gut auf die Zubereitung der Speisen, deren Rezepte sie sorgsam herausgeschmeckt und in einem dicken Quartband niedergelegt haben, so daß allein die allerfeinsten Zugen einen Unterschied merken. Auch sitzen die Gäste nun nicht mehr im engen Keller oder unter einem grob gezimmerten Holzdach, sondern in einer behaglichen Stube im neuerrichteten Erdgeschoß. Zu Früchten und Gemüse gibt es Schwarzbrot, warmen Honigkuchen oder Kastanienfladen. Mütterchen Xanoschas Kompottkeller, wie die Wirtschaft allgemein genannt wird, ist jedoch ein Speiselokal und keine Bierstube: Als Getränke werden nur süße Buttermilch und das vorzügliche selbstgebraute Malzbier angeboten. Den Baron Stoia konnten Xandrosch und Xuralla ebenso wie Vogt Nirwulf von Hügelland Xanoschas Kompottkeller schon mehrfach als Gast begrüßen – und wer den „Dicken König“ kennt, der weiß, wie schwer es ist, ihn dazu zu bringen, sein Häuschen im Angbarer Viertel Heimeling zu verlassen. Auch Junker Polter von Stielzbruk, des Fürsten Vertrauter, soll angeblich seit geraumer Zeit versuchen, Seine Durchlaucht zu einem gemeinsamen Besuch zu überreden – denn das Ausliefern oder Mitnehmen von Speisen lehnen die Geschwister Runkelfold strikt ab. Gerade deshalb ist es in der kleinen Gaststube selbst an gewöhnlichen Tagen schwer, einen Platz zu finden. Auch die Preise liegen etwas höher als am Orte üblich. MS 1 Wohl muß dazu gesagt werden, daß während der kurzen Belagerung an Proviant kein Mangel herrschte, denn die wiewohl der gesamte Ort in den Flußfels geflüchtet war, hatte man Vorräte und Kleinvieh in großer Zahl mitgeführt. 2 So werden die Schreiberlinge und Gelehrten im Kosch geheißen, alldieweil sie den lieben langen Tag in ihren Kämmerlein hinter den grünlichen Scheiben aus Butzenglas sitzen, und nicht wie der Landmann bei rechtschaffener Arbeit Praios’ Schein spüren.