Willkommen zuhause - willkommen daheim: Richtung Berge

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Hohentrutz, 1037

Es wurde getan, wie es beschlossen worden war. Früh am morgen brachen die Gefährten auf. Roban gab noch einige Anweisungen, aber es hatte nicht den Eindruck, als sei der Ritter in der kleinen Siedlung unentbehrlich. Bis zum Mittag hatte man die Grenze nach Hammerschlag erreicht, und jetzt ging es zügig voran. Bis zum Abend hatte man den Ort Hammerschlag erreicht und sah sich nach einem Quartier um.
Die Reisegruppe zügelte die Reittiere auf der Ringstraße und ließ für einen Moment das dichte Gedränge auf sich wirken. Eine Straße enger als die nächste, ganz so, als befände man sich in Gareth und nicht im Kosch.
„Lass uns in der Nähe des Praiostempels nach einem Quartier suchen“, schlug Ladislaus vor und Roban nickte.
„Ja, gute Idee. Dort ist auch der Markt nicht weit, da sollte es wohl Quartier geben.“
Marano kam aus dem Staunen nicht mehr heraus, eine solche Stadt hatte er in seinem kurzen Leben noch nie gesehen, während Sigismund vorsichtshalber den Griff seiner Waffe umfasste – und sei es nur, damit sie ihm kein Langfinger streitig machte.
Unschwer als Rittersleute zu erkennen kamen sie trotz des Gedränges gut voran und auch ein Wirtshaus mit einem kleinen Stall war bald gefunden. Der Wirt Selm war ganz aus dem Häuschen, dass ihn so hoher Besuch beehrte und beorderte seine Tochter Alma, ein hübsches Mädchen mit dunkelbraunen Haaren von vielleicht elf oder zwölf Jahren als persönlichen Mundschenk für die Ehrengäste. Diese erwies sich als geschickt, höflich und wusste die Ehrengäste mit kleinen Geschichten und Versen, die sie von reisenden Barden aufgeschnappt hatte. Sie hatte eine schöne klare Mezzosopranstimme und Sigismund und Ladislaus schlossen das ein oder andere Mal die Augen, als sie sang, und genossen den Frieden. Ladislaus steckte dem Mädchen zum Dank fünf Heller zu, zwei davon aus dem Kosch, zwei aus Weiden und einer aus Weißtobrien:
„Du hast meine Gedanken auf eine schöne Reise geschickt, Alma, dafür danke ich dir. Diese Münzen hier erzählen von meiner Reise. Nun sollen sie deine sein.“
Bald jedoch zogen sich die Gefährten auf die zwei zugewiesenen Zimmer zurück, lag doch schließlich der anstrengendste Teil ihrer Reise noch vor ihnen. Früh am nächsten morgen waren sie wieder auf den Beinen und bekamen ein zünftiges Frühstück und ein wenig Wegzehrung eingepackt.
„Ich kenne den Weg in die Berge“, erklärte Selm. „Ich komme von dort, er ist beschwerlich, machmal steckt man fest, da kommt eine Brotzeit gerade recht. Falls ihr hinter der Hammerhöhle ein Quartier sucht, fragt nach Xanne und Eichert oder achtet auf Rauch zwischen den Stämmen. Meine Schwester und ihr Mann arbeiten dort als Köhler und Kiepenflechter.“
Kurz darauf verließen sie das Gasthaus und Ladislaus blickte zu Roban.
„Lass uns noch ein kurzes Gebet im Tempel sprechen für unser Vorhaben. Er liegt eh auf dem Weg.“
„Kann nicht schaden.“
Sie verrichteten ihr Gebet, der eine hingebungsvoll, der andere eher, um seine Pflicht im Gotteshaus zu erfüllen, dann setzten sie die Reise fort. Drei ganze Tage zogen sie gen Praios, den Großen Fluss zunächst noch rechterhand, ehe sie ab der Stadt Bragahn abbogen und sich damit weiter und weiter vom Fluss entfernten. Dafür erhoben sich immer deutlicher sichtbar die schroffen Hänge des Ambossgebirges vor den Reitern, und manches Mal sah Roban, wie der junge Marano mit einer Mischung aus Ehrfurcht und Unbehagen die abweisend wirkenden Gipfel betrachtete. Die letzte Rast verbrachten sie in einer rustikalen Wegherberge, deren Betreiber adlige Reisende eher gewohnt schien als jene in Hammerschlag.
„Schon manches Mal kam eine Dame oder Herr von hohem Geblüt vorbei und kehrte in unserem bescheidenen Haus ein“, erklärte er, während er das Essen brachte. „Vom Almadanischen aus ist der Roterzpass der schnellste Weg Richtung Kosch – nicht der bequemste, aber doch der schnellste. Und wer nicht über Gareth zieht, der kommt hier vorbei, und mancher, ob von adliger oder gemeiner Abkunft, nutzt unser gastliches Haus für eine kurze Rast. Zumal wir das letzte Gasthaus vor dem Pass sind – oder das erste dahinter, je nachdem!“
„Sehr scharfsinnig“, schmunzelte Ladislaus. „Wie weit ist es denn noch bis Eisenhuett, guter Mann?“
„Wenn ihr ein nicht zu scharfes Tempo einschlagt, braucht ihr noch gute zwei Tage, Herr“, antwortete der Mann dienstbeflissen. „Der Aufstieg ist lang und beschwerlich, aber es gibt genügend Plätze, wo man lagern kann. Als einziges Gasthaus gibt es wohl eine aufgelassene Mine, in der sich einige Zwerge eingerichtet haben und gegen gutes Silber Reisenden Obdach gewähren – allerdings zu wahrlich phexgefälligen Preisen!“
„Das macht das Monopopel“, brummte Roban über den Rand seines Bierkruges.
„Du meinst Monopol“, korrigierte Ladislaus und erntete ein „Fängst du auch schon an“ dafür.