Wenn Roban eine Reise tut 4 - Unliebsame Begegnung

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Hügellande, 1034

Heiß war es immer noch. Obwohl Peraine dieser Mond gehörte, schien der Herr Praios in annektieren zu wollen, so streng starrte sein Auge vom Himmel auf das Land, als Roban sein Pferd an einen Bachlauf trieb.
Das Tier musste trinken, er ebenfalls, und eine Pause brauchten sie auch beide. Die Trockenheit der letzten drei Tage hatte die Straßen staubig gemacht, und mittlerweile klebte der Dreck des halben Fürstentums an ihm und der guten alten Girte.
Immerhin, bis Metenar hatte er geschafft. Sein in der Abneigung gegen Wasserfahrzeuge begründeter Umweg hatte dennoch mehrere Tage gekostet, die Verzögerungen durch seinen Darmfraisch und die Begegnung mit Farngard nicht eingerechnet. Da würde er sich von seinem alten Herrn ordentlich was anhören dürfen…
Aber jetzt musste eine Pause sein! Der Schatten einer alten Linde unweit des Ufers lud zum Verweilen ein, und das saftige Gras in ihrem Umkreis schien Girtes Appetit anzuregen.
„Recht so, altes Mädchen! Gönnen wir uns eine kleine Pause“, meinte Roban, während er den Sattelgurt löste und das schweißnasse Fell abrieb. Dabei ließ er den Blick in die Gegend schweifen.
Hübsch war es hier. Ein, zwei Meilen entfernt konnte er die Dächer einer kleinen Ortschaft ausmachen, sah aber keine Notwendigkeit, sich dorthin zu begeben. Proviant hatte er noch genug, für Eintopf war es ihm zu heiß, und das Ufer des Baches lud zum Verweilen ein.
Also steckte er einige Male den Kopf ins kühle Nass, verputzte ein schlichtes Mittagessen und lehnte sich schließlich an den Stamm der Linde, um die Zwölfe gute Leute sein zu lassen.
Als sich auf der Straße Hufklappern näherte, drehte er eher unwillig den Kopf.
„Heda! Wie kann er es wagen, sich hier blicken zu lassen!“ schimpfte eine wütende Stimme. Der Hufschlag beschleunigte sich. Roban sah auf der Straße einen alten Mann auf einem Pferd herantraben. Er kannte den Kerl nicht, aber der schien irgendwie etwas gegen ihn zu haben.
Vorsichtshalber stand er mal auf, vergewisserte sich, dass sein Waffengürtel da war, wohin er gehörte, und blickte dem Alten entgegen.
„Habt Ihr irgendein Problem?“ rief er, als der Alte sein Pferd zügelte.
„Ein Problem! Ha, IHR seid es, der jetzt ein Problem hat, roter Wengerich!“ gab dieser zurück, kletterte unbeholfen aus dem Sattel und kam in eindeutig drohender Haltung näher.
„Wengerich?“ echote Roban mit ungläubiger Miene. „Ich kenn keinen Wengerich, Meister, und heißen tu ich Ro…he, bist du bescheuert?“
Ohne innezuhalten hatte der Alte sein Schwert gezogen. Ein ziemlich altes Schwert, dass garantiert schon bessere Tage gesehen hatte, aber ohne Scharten und sichtbar gründlich geschliffen.
„Ergib dich, Wengerich! Deine Untaten haben ein Ende! In Rhôndur wird man dir den Prozess machen und dann den Hals lang ziehen!“
Ob er wollte oder nicht – jetzt musste Roban sich verteidigen! Er riss sein Schwert heraus und wich erst mal ein Stück zurück. Der Kerl war entweder besoffen, aber so roch er nicht, oder völlig irre!
„Noch mal, du Tattergreis – ich heiße nicht Wengerich, ich habe keine Untaten begangen, und den Hals langziehen wird man mir in Rhôndur wohl auch nicht! Eher dich den Noioniten überreichen! Ja, da soll mich doch…“
Der Alte schlug wahrhaftig zu.
„Versuch nur, mich zu foppen, du Halunke! Aber ich erkenne dich, selbst wenn du dich mit Staub puderst wie ein Bäckergeselle mit Mehl, dir ein neues Pferd stiehlst und Lügen erzählst! Dieses Mal entwischt du mir nicht!“
Ein, zwei Schläge parierte Roban. Für sein Alter war der Kerl ein ganz passabler Fechter, aber Roban war nicht hier, um ein Duell gegen einen ihm völlig Fremden auszutragen. Erst recht nicht, wenn er nicht mal verstand, warum er angegriffen wurde.
Nach der dritten gelungenen Parade ging er zum Angriff über. Wenn er diesen Verrückten entwaffnen konnte, würde er ihm schon klar machen, dass er sich irrte. Wie üblich setzte er auf Schnelligkeit denn auf Kraft, und schien sein Gegenüber damit gleich in arge Bedrängnis zu bringen.
Und trotzdem – noch einmal musste er einen Schritt zurück, als sein Kontrahent mit der Windmühle parierte. Kein Problem!
Dachte er zumindest.
Dann blieb Robans Fuß irgendwo hängen. Der Schwung der Abwehrbewegung ließ ihn taumeln, er sah über sich die Blätter der Linde und den gleißenden Sonnenschein.
Und dann gingen die Lichter plötzlich aus.