Unter dem Schleier - Verschleiert

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Burg Rabenwacht, 27. Ingerimm 1042

„Kein Wort“, würgte Eira ni Rían da hervor, „Kein Wort. Kein einziges Wort glaube ich Dir. Kein einziges!“ Heftig schüttelte sie ihren Kopf, ihre Lider noch immer fest aufeinander gepresst. „Keines.“

Líadáin ni Rían lehnte sich zurück und holte Atem: „Wäre ich an Deiner statt, dann würde ich auch keines meiner Worte glauben. Ich werde Dir Marbolieb vorstellen. Spätestens wenn Du ihr ins Gesicht geblickt hast, dann weißt Du, dass es die Wahrheit ist, dass sie wirklich Sanjas Tochter ist.“

„Ja“, stimmte die Junkerin zu, „Tu das. Es wird doch nur Deine widerwärtige Lüge entlarven.“

„Das werden wir sehen“, schloss die Geweihte.

„Und? War es das jetzt?“, wollte Eira entnervt wissen und blickte ihre Schwester vorwurfsvoll an, „Oder willst Du noch weitere Lügen über sie verbreiten?“

„Es liegt mir fern Lügen über Sanja zu verbreiten. Alles was ich Dir sagte, ist nichts als die Wahrheit. Und ja, das war es jetzt.“

„Dann kannst Du ja gehen“, legte die Junkerin ihr nahe.

„Wenn dies Dein ausdrücklicher Wille ist.“

„Ist es“, bestätigte die Ritterin nickend und wandte ihrer Schwester den Rücken zu, „Geh jetzt.“

Die Geweihte erhob sich schwerfällig. „Zögere nicht, mich aufzusuchen“, verabschiedete sie sich, „Boron mit Dir, blutige Distel.“

Líadáin wandte sich um und hatte ihre Hand schon an der Tür, da wollte ihre Schwester wissen: „Warum... warum trägt sie einen Schleier?“

Die Geweihte wandte sich um und erklärte in ihrer ruhigen Art: „Sanja konnte zwar durch Madas Gabe das Leben ihrer Tochter bewahren, nicht aber ihre schweren Verbrennungen heilen. Zwar ist ihre rechte Gesichts- und Körperhälfte, einem Wunder gleich, genesen, ihre linke jedoch nicht. Dass die Menschen sie immerzu anstarrten, hat ihr schwer zugesetzt. Deswegen habe ich ihr einen Schleier geschenkt und seitdem ist sie sichtlich aufgeblüht, zwar noch immer schüchtern und zurückhaltend, aber sie scheut nicht mehr den Kontakt mit den Menschen. Die schauen zwar immer noch, aber keiner starrt sie mehr an.“

Die Junkerin nickte um zu signalisieren, dass sie die Worte ihrer Schwester vernommen hatte und fragte mit zitternder Stimme: „Und... und Marboliebs Vater?“

„Seinen Namen hat Sanja mit in ihr Grab genommen. Wir werden nie erfahren, wer er war.“