Unter Schurken - Eisiger Wind

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Hinterkosch, 1021

Wolfhardt wehte ein eisiger Wind ins Gesicht. Es hatte aufgeklart, und die Sterne funkelten überreichlich am schwarzen Boronshimmel. Kein Wölkchen war zu sehen, und in Silber gebadet lag das Land da im Schein des noch fast vollen Mondes. Lange Schatten warfen die Wachenden, wenn sie sich unvorsichtigerweise einmal zu weit von dem massigen Klotz der Herberge entfernten. Er hatte Dragosch und die anderen knapp aufgeklärt über die Ereignisse im Innern des Hauses – und sie angewiesen, keinen hineinzulassen, koste es, was es wolle. Dann hatte das Warten begonnen, während die Nacht mit kleinen Schritten langsam weiterschlich und im Heu und Gebälk das feine Trippeln und Knuspern erneut begann, nun, nachdem die Großlinge wieder schwiegen.
Irgendwo im Ort nahebei schrie ein Kleinkind. Bemerkenswerte Ausdauer. Dann war wieder Stille, während Phexens Geschmeide noch immer in seinem weißen, kalten Feuer brannte und der Wind abermals begann, mit neugierigen Eisfingern die Gestalten vor dem Gasthaus zu betasten. Ritter Falk brummelte und trat von einem Fuß unruhig auf den anderen. Die Bewegung machte den jungen Edlen, der neben ihm gebannt in die Nacht lauschte, unruhig.
“Bei allen Göttern“, zischte er, “was habt Ihr nur, Ritter Falk?“
“Ei nun, das schlechte Ferdoker drängt gar sehr, Potztausend!“
“So erleichtert Euch doch!“ lachte Wolfhardt.
“Waaaas? Und wenn grad dann der Jergenqueller kommt, wo ich die Hosen...“, polterte der Siebentaler.
“Das wird Frau Rondra zu behüten wissen“, grinste der Toroscher, für eine kleine Weile die Gefahr dieser ganzen Lage vergessend.
“Seid versichert: noch nie ward ein Koscher Ritter im Untergewand von Golgari geholt...“
“Wenn’s denn so ist“, jubelte Ritter Falk leise und stapfte hinter einen Baum, um das dringende Geschäft zu verrichten. Plötzlich aber vernahmen Wolfhardt, Dragosch und die anderen zu ihrem Entsetzen den Aufschrei des Siebentalers:
“MEINER TREU! DER JERGENQUELL, FÜRWAHR!“
Einen Wimpernschlag nur brauchten die Gefährten, um ihn zu erreichen.
“Ein Angriff - wo?“ entfuhr’s Wolfhardt, und Dragosch bellte: “Drauf und dran!“, blickte sich aber dann suchend nach den vermeintlichen Gegnern um und starrte schießlich, die Arme in die Hüften gestemmt, auf den kauzigen Ritter. Der ordnete sich gerade wieder das Wams und blickte verdutzt auf die gewappnete Schar, die ihm beim natürlichsten aller Dinge zur Seite stand.
“Pressiert’s Euch auch so wie mir? So schlimm war’s nicht einmal, als...“
“Ritter, wo ist der Jergenquell? – Ihr riefet...“
“Ja! Der Jergenquell. Jetzt ist mir alles klar geworden!“ posaunte Ritter Falk und schlug sich auf die Brust, daß die Ringe seines Kettenhemdes leise klirrten.
“Was, bei allen Drachen von Alveran!“ fragte Wolfhardt ungeduldig.
“Na: Der Jergenqueller war’s, der dem Kutscher das falsche Ferdoker untergejubelt hat – DER SCHURKE!“