Ritter Boromils Gespür für das Moor - Eine Magierin kommt selten allein

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Neuvaloor im 1032 nach Bosparans Fall

Am nächsten wollten sich Liaiella und Balinor früh auf den Weg Richtung Grimsaus Ehr machen, doch Boromil legte den beiden Boronis nahe, gemeinsam mit Danja Salderken und Jalosch Pilzanger zu reisen. Sie mussten ohnehin durch Klammwinkel und Hohentrutz, hatten also bis dahin einen gemeinsamen Weg mit den anderen. Außerdem würden sie, bevor sie an ihr Ziel gelangte, mindestens einmal übernachten müssen, egal wie sehr sie sich auch sputeten. In einer Gruppe waren sie unterwegs am ehesten geschützt. Schließlich würden sie sich sehr tief in den Sumpf bewegen.

Danja Salderken bat Boromil noch um ein Gespräch, da sie viele Fragen hatte. Wer konnte schon sagen, wann sie das nächste Mal in die Siedlung kommen würde? Da sei es doch nur zu verständlich...

Boromil lächelte. Die Magierin war eine sehr schöne Frau – und wenn er jetzt keine Geduld hätte, dann wäre sein Plan, gezielt Magier zur Unterstützung als Gäste anzuwerben, ohnehin zum Scheitern verurteilt. Zu zweit schritten sie an den Rand der Siedlung und unterhielten sich über die Geländebeschaffenheit sowie Pflanzen, welche den Siedlern vielleicht bereits aufgefallen seien.

Derweil achtete Morena vom Kargen Land auf ihre Schritte, während sie sich von Eisenkobers Wacht in Richtung Neuvaloor bewegte. Dass sie vor kurzer Zeit für ihren Orden einen Großteil der Artefakte sichern konnte, die sich im angeblichen Magierturm Zulipans von Punin in Neuvaloor befunden hatten, hatte ihr ein großes Lob und Anerkennung eingebracht. Die beiden ranghöheren Wächter Rohals, die mit ihr Wacht im Moorbrücker Sumpf hielten, hatten mit wachsendem Interesse ihrem Bericht gelauscht und mit großer Freude die Artefakte entgegengenommen. Dass ihr Bruder ihr selbst noch einen magischen Kamm geschenkt hatte, hatte sie dabei nicht der Erwähnung würdig befunden. Schließlich war es ein persönliches Geschenk und ging niemanden etwas an.

Am Anfang hatte sie noch ein wenig Gewissensbisse gehabt, im Auftrag ihres Ordens ihren Bruder auszukundschaften und Forderungen zu stellen. Dann aber hatte sie festgestellt, dass es so wohl am besten war, denn alle Seiten konnten zufrieden sein: Boromil bekam die Unterstützung, die er von den Wächtern Rohals erbitten konnte. Diese wiederum hatten einen wohlgesonnenen Adeligen unter den Moorbrücker Neusiedlern. Und sie selbst konnte als Magierin und Mitglied des Hauses vom Kargen Land die Interessen beider Seiten miteinander in Einklang bringen.

Morena hatte bereits den Rand des Landstriches erreicht, der zu Neuvaloor gezählt wurde, als sie ihren Augen nicht traute. Was machte ihr Bruder da mit einer unbekannten Frau, bei der es sich offensichtlich um eine Magierin handelte? Nicht, dass die ihn noch um den kleinen Finger wickelte... dass durchreisende Magier ab und zu aushalfen, wäre ja noch gerade zu verkraften, aber die Siedlung musste unter dem Einfluss ihres Ordens bleiben, es gab keinen Platz für eine Magierin, die hier dauerhaft wohnen wollte! Entschieden stapfte Morena auf ihren Bruder zu.

Danja Salderken war sichtlich überrascht, eine Kollegin der magischen Zunft hier anzutreffen. Zunächst war sie etwas verwirrt. War hier etwa bereits eine Magierin tätig, die den Ritter vom Kargen Land ebenfalls ein wenig umgarnte, um in Neuvaloor und Umgebung in Ruhe forschen zu können? Den Worten Boromils zufolge wäre es durchaus möglich – er wollte ja generell Magiern eine Unterkunft bieten. Tatsächlich war der Neusiedler sehr erfreut, als er ebenfalls der Magierin gewahr wurde.

"Morena! Na, das ist eine Überraschung!" Fröhlich begrüßte er die gerade Angekommene, dann stellte er die beiden Damen gegenseitig vor. "Das ist Danja Salderken, eine Graumagierin aus Festum, jetzt wohnhaft in Hohentrutz zwei Siedlungen weiter von hier. Werte Maga, dies ist Morena vom Kargen Land, Weißmagierin bei den Wächtern Rohals – und meine Schwester." Seine Schwester! Danja fiel ein Stein vom Herzen. "Seid gegrüßt, werte Collega.", eröffnete sie das Gespräch. "Den Zwölfen zum Gruße! Habe ich richtig verstanden, dass Ihr hier nur zu Besuch seid?" "Das ist richtig, ich reise heute noch ab." "Wie bedauerlich.", brachte Morena hervor, ihre ganze Mühe darauf aufwendend, dabei einen ironischen Tonfall zu vermeiden. "Aber seid unbesorgt, mein Orden wird Neuvaloor und seinen Bewohner schon ausreichend magischen Beistand bieten!" "Ehrlich gesagt bin ich aus Studienzwecken hier – und da mir Euer werter Herr Bruder gewährt hat, wiederzukommen, werde ich auf dieses Angebot gerne in Zukunft zurückkommen!" "Studien? Die Rohalswächter, einzige anerkannte gildenmagische Institution im Kosch, erforschen bereits die magischen Phänomene dieses Ortes."

Danja Salderken griff den Faden auf, ohne sich beeindruckt oder eingeschüchtert zu zeigen. "Nun, wenn ich richtig verstanden habe, geht es dem Orden der Wächter Rohals primär darum, Schutz vor unnatürlichen magischen Auswüchsen zu bieten. Meine Studien sind hingegen daraufhin ausgerichtet, den unheilvollen Effekt auf das Land und seine Pflanzen wieder rückgängig zu machen. Da kommen wir uns ja nicht in die Quere, sondern ergänzen uns wunderbar!" Morena fragte sich, ob die Magierin besonders naiv oder hartnäckig war. Wahrscheinlich letzteres, sonst hätte sie ihre körperlichen Vorzüge nicht so zur Schau gestellt, ohne dass es billig ausgesehen hätte. Nun gut, im Augenblick konnte sie hier nichts mehr ausrichten, doch noch war noch nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit gesprochen! Die Wächter Rohals würden zu reagieren wissen!

Zu dritt schlenderten sie zurück zur eigentlichen Siedlung. Boromil erwähnte die magische Analyse seiner Schwester, ohne sich anscheinend allzu viel dabei zu denken. Danja Salderken sprang sofort darauf an. "Faszinierend! Habt Ihr das gesamte Gelände durchsucht?" "Natürlich nicht!", winkte Morena leicht gereizt ab. "Das hätte doch viel zuviel Energie verbraucht! Nein, meine Untersuchungen konzentrierten sich auf das Innere des Turms." Sie standen inzwischen direkt vor ihm. Die Graumagierin zeigte auf den verzierten Stein mit dem Pentagramm: "Was für ein schönes Werk!" Hier stimmte auch Morena zu. "Ja, in der Tat, wenn auch völlig unmagisch."

Danja Salderken wandte sich nun an ihren Gastgeber: "Wie Eure Schwester selbst sagte, ist das Gelände selbst noch nicht allzu intensiv geprüft worden. Genau hier könnte ich aushelfen! Schließlich bin ich besonders an der Beschaffenheit des Bodens und des Pflanzenbewuchses interessiert. Jede Erkenntnis kann für Euch von Wert sein beim Versuch, Bau- und Ackerland zu gewinnen!" Ohne direkt darauf einzugehen, antwortete Boromil freundlich: "Nun, Ihr kennt mein Angebot! Ihr seid jederzeit herzlich willkommen in Neuvaloor." Äußerlich freundlich verabschiedete sich Morena von Danja Salderken, während sie im Kopf bereits die zu erwartenden Reaktionen ihrer Vorgesetzten und die nächsten möglichen Schritte durchging.

Boromil wünschte Jalosch Pilzanger viel Erfolg in Hohentrutz. Gegenüber den Boronis verlor er nicht viele Worte, doch hoffte er – auch für Rainfried von Grimsau – zumindest auf einen Erfolg von ihnen auf dem ehemaligen Boronsacker bei Grimsaus Ehr und danach auf eine sichere Heimkehr nach Valpurg. Danja Salderken warf ihm zum Abschied ein zuckersüßes Lächeln zu, dass ihm ganz warm wurde ums Herz. Die Magiefreundlichkeit seiner Familie zeigte sich auch darin, dass magisch begabte Personen einen besonderen Eindruck hinterließen.

Früher als ihm lieb war holte seine Schwester Morena ihn ins Hier und Jetzt zurück. "Übrigens, Bruder, der Grund, warum ich hier bin: Der Orden wird eine ganze Weile brauchen, bis die Artefakte soweit analysiert sind. Die Gegenstände werden wohl noch lange untersucht!"

"Das ist schlecht. Dann werden die Gerüchte sich halten." "Warum läßt Du nicht Deinen Schreiber etwas für den Kosch-Kurier verfassen?" "Bislang ist die Siedlung noch nicht einmal offiziell eingeweiht. Die Phex-Kirche hat sich zwar inzwischen bei mir gemeldet, aber der Schrein, den ich bestellt habe, ist noch nicht angekommen. Außerdem wollte ich noch den ersten Stein eines jeden Hauses von einem Tsageweihten segnen lassen, wie es in einigen Teilen unseres Landes alter Brauch ist, damit keine Kobolde ins Haus kommen." "So viele Diener der Tsa gibt es im Kosch ja nicht. Möchtest Du etwa abwarten, bis jemand vom Dreischwesternorden vorbeikommt?" "Eigentlich hatte ich ja an Gero-Tsatreu Bruchsaal gedacht, der direkt im benachbarten Klammwinkel wohnt. Er ist eine Art Mentor des dortigen Siedlers Grimm Goldmund von Koschtal. Aber so richtig gut ist der Kontakt bisher nicht. Sie sind doch etwas eigenbrötlerisch dort drüben; man bekommt sehr wenig mit."

"Dann wünsche ich Dir viel Glück beim rechtzeitigen Finden eines Tsageweihten! Auf Eisenkobers Wacht hat man übrigens inzwischen eine recht gute Meinung von Dir." "Kein Wunder, die Artefakte waren ja auch wertvoll genug..." "Welchen Wert sie wirklich haben, läßt sich im Moment nicht mit Gewissheit sagen. Aber es ist in jedem Fall klug, Deine nächsten Nachbarn so einzubinden. Die Meinung über Gildenmagier ist ja leider bei vielen Koschern nicht so gut, wie sie es verdient hätten. Auch bei den anderen Neusiedlern scheint nicht jeder so aufgeschlossen zu sein." "Nun, jeder von uns entscheidet selbst, ganz so wie er am besten voranzukommen glaubt. Wenn niemand anders den Beistand von Magiern sucht – umso besser für mich!" Das freundliche Gesicht Morenas wurde bei diesen Worten nachdenklich. "Vergiss nie, Bruder, dass jede Unterstützung ihren Preis hat. Die Wächter Rohals werden sich daran erinnern, wann immer sie Dir zur Hilfe kommen."

Inhaltliche Fortsetzung in Neues aus Hohentrutz - Die Gesandtschaft (2)