Reitzer und Trutzer - Hungersteg: Teil 2

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Hinterkosch, 1031

Etwas verlegen schaute der junge Page seinen Herrn, den Baron von Zankenblatt, an.
"Euer Hochgeboren ist sicherlich entgangen, dass seine Hochgeboren von Tsafelde-Sturmfels bereits durch seine Hochwohlgeboren von Löwenhaupt-Hauberach, dem Pfalzgrafen zu Brücksgau, gefordert wird."
"So, ist er? Nun denn, dann wollen Wir den werten Herrn Grafen nicht seiner Beute berauben. Wir sprechen daher unsere Herausforderung wider den Edlen zu Tannenhain aus, wohl wissend, dass wir in den nachfolgenden Runden noch die Gelegenheit haben werden, den werten Herrn von Tsafelde-Sturmfels in gebührender Weise zu begegnen."

Riko sah von seinem Schlachtross auf seinen deutlich kleineren Gegner herab. Die tulamidisch dunkle Haut seines Gesichts war glatt rasiert und die blauen Augen funkelten seinen Gegner an. Wer war dieser Kerl, der die Grundzüge ritterlicher Etikette ignorierte nur um mit ihm kämpfen zu können?
Hardenfelser, wenn es schon kein Nordmärker sein kann, dann muss es wohl ein Hardenfelser sein. Ober der Mann wohl weiß wie nah Beonspfort am Schauplatz dieses unsäglichen Mordes liegt?
Er warf einen kurzen Blick auf Wieland von Trauerbrück und Ugdalf von Löwenhaupt-Hauberach. Würde einer dieser Männer einschreiten?
Nach der Diskussion mit Wieland von Trauerbrück über den Adel der Maugiriden, der Vorfahren seiner Mutter, konnte er sich dessen Eingreifen bei diesem doch recht unerhörten Bruch der Etikette gut vorstellen.
Als von keinem der beiden eine deutlich abweisende Reaktion kam, beantwortete er die Herausforderung des Koschers mit gerunzelter Stirn aber klarer Stimme.
"JUNKER von Bodrin-Hardenfels, es ist mir eine Ehre. Möge der Bessere gewinnen. Ich freue mich auf einen ehrenhaften Kampf mit Euch."
Mit diesen Worten nickte er dem Ritter leicht zu. Die in Gold ziselierte sterzsche Löwin auf seiner Brustplatte leuchtete, als er dem riesigen gescheckten Streitroß aus dem Gestüt seiner Tante leicht die Sporen gab.

"Dieser sollte es also sein..."
Vielleicht war er ja gut genug und das Turnier schnell vorbei, andererseits wusste Gilborn beileibe nicht, wie er das höfische Treiben ertragen sollte. Nein da war es ihm hoch zu Ross wohler zumute. Respektvoll grüßte er seinen Gegner.
"Sicherlich nur eine Standeswahl", blitzte es in seinem Kopf auf, aber er regte sich nicht auf. Was sollte man hier auch anderes erwarten. Er würde der Herausforderung begegnen, wie es von ihm erwartet wurde.

Gespannt wartete auch Eilhart die Wahl der Reizer ab. Die hohen Herrschaften mussten über reiche Güter verfügen, so schloss er aus ihren imposanten glänzenden Plattenpanzern mit allerlei Zierrat.
Er selber wirkte mit seinem alten Kettenpanzer, der nur wenig mit einigen Plattenteilen verstärkt wurde, und seinem altmodischen Topfhelm, um den lediglich einige schwarze, goldene und grüne Bänder gewickelt waren, wie die sprichwörtliche graue Maus.
Während zunächst die hohen Leute unter sich wählten, ließ der Weidener seinen Blick über die Tribünen schweifen. Dort erblickte er Welfert, seinen düsteren Gastgeber, dessen junge und überaus liebliche Gattin und die Pfalzgräfin sowie einige weitere Gäste von Adligen.
"Ein seltsames Paar", ging es ihm noch durch den Kopf, als er des Ritters gewahr wurde, welcher eines der letzten Schilde anschlug, um dessen Besitzer zu fordern.
"Lyrodian von Föhrenstieg-Bregelsaum sollte es also sein. Bregelsaum?! Ein Darpate also."
Eilhart erwiderte den Gruß seines Forderers höflich und zog sich zunächst zurück, um sich auf den Kampf vorzubereiten und den anderen Kombattanten beim Tjosten zuzusehen, schließlich würden die beiden aufgrund ihres Ranges wiederum unter den letzten Streitern sein.

Die Bodiakerin verzog keine Miene, als sie während des Reizens die Wappentafel musterte. Sie wusste, dass der ein oder andere Blick von der Tribüne hinab in wenigen Momenten auf ihr ruhen würde, wenn ihre Wahl anstand. Und dies sicherlich mit verschiedenen Gründen.
Es bekümmerte sie herzlich wenig, dass manch einer sich fragen mochte, was eine Ritterin wie sie hier zu suchen hatte. Sie würden in erster Linie ihren eigenen Namen hochhalten – wie immer. Und dabei ihren besonderen Mut unter Beweis stellen. Doch dieses eine Mal...
Einer nach dem anderen Trutzer wurde gefordert. Sie besah sich die Gegner genauer. Einige waren ihr bekannt, von anderen Turneien, andere nur vom Namen nach, und manche sagten ihr wiederum gar nichts. Und genau das nahm sie zum Anlass, ihre eigene Wahl zu treffen.
Noch während die Barone vor ihr ihre Gegner erwählten, fasste sie einen Ritter scharf ins Auge, der in seiner wenig schmucken Rüstung deutlich aus der Menge der Tjoster herausstach. Entweder ein Turnierneuling – oder aber ein Haudegen, dem Glanz nichts galt. So oder so, ein passender Gegner.
Thara lächelte, als die Reihe an ihr war, und bewegte ihr Ross einige Schritt nach vorn, direkt vor die Wappen der noch nicht geforderten Trutzer. Dann senkte sie mit dem Genuss, einige Augenpaare auf sich ruhen zu fühlen, ihre Lanze und tippte leicht mit der Spitze auf das rot-goldene Wappen des Ritters, dessen Namen sie noch nie gehört hatte. Mit ihrer glockenhellen Stimme verkündete sie gut vernehmlich:
„Von Leuenstolz, Euch fordere ich zum Kampfe!“

Gelassen wartete Kalman von Heiternacht, bis sein erster Lanzengang aufgerufen wurde. Obwohl er von seinem Lehnsherrn - den Baron von Kaldenberg, in dessen Farben er stritt - zur Teilnahme an diesem Turnier gedrängt worden war, hatte sich Kalman keine hohen Ziele gesetzt.
Der junge Ritter hielt nicht viel von Turnieren nach Pervalschen Regeln: viel zu gefährlich! Und was wäre es für eine Verschwendung in solch einem läppischen Turnier zu sterben, wo doch überall im Reich händeringend kampferprobte Streiter gebraucht wurden! Jedenfalls hatte er sich vorgenommen, sich in diesem Turnier kein Bein auszureißen.
Diese laxe Einstellung hatte jedoch nur solange Bestand gehabt, bis der Baron von Hirschfurten seine Forderung ausgesprochen hatte; das letzte Mal, als beide aufeinander getroffen waren - beim Turnier des Dreischwesternordens zu Eslamsgrund - hatte der Baron die Oberhand behalten.
Nun stachelte den jungen Heiternachter der Ehrgeiz an. Zweifellos, der Baron zählte zu den Favoriten dieses Turniers. Doch gerade deswegen galt es, diesem nach bestem Vermögegen entgengen zu treten; in einem Kräftemessen, das eines wahren Ritters würdig war.