Rahilja - Salz und Eichen Teil IV

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Praiostempel zu Angbar, Ende Efferd 1040, früh am Abend

Alma Iralda von Eichstein, ihres Zeichens Prätorin des Praiostempels]], rang einen Augenblick um ihre Fassung. Die neben ihr stehende Novizin wirkte ängstlich und fürchtete einen Wutausbruch der Tempelvorsteherin. Diese blieb jedoch entgegen der Erwartung der Novizin – und wohl auch entgegen der Erwartung der dritten Person im Arbeitszimmer der Prätorin – ruhig und gab sich gefasst.

„Lest den Brief noch einmal vor, Euer Gnaden Heimeling. Wir wollen doch den Wortlaut genau wahrnehmen“, forderte die Prätorin die Inquisitorin zu Angbar, die das Schriftstück in ihren Händen hielt und bereits einmal dessen Inhalt vorgetragen hatte, auf.

Letztere zeigte ein siegessicheres Lächeln. Dieser Brief war Wasser auf ihre Mühlen! Das würde hoffentlich reichen, um die Oberen in Elenvina davon zu überzeugen, diese intrigante und blasphemische Eichsteinerin endlich aus dem Tempel zu jagen, bei Praios! „Nun gut, wenn Ihr wünscht, Hochwürden:


An die Inquisitorin des Hohen Tempels unseres Herren PRAios zu Angbar,
Ihro Gnaden Algarte Heimeling.

Euer Gnaden,

Wir, Junker Angbart von Salzmarken-See, möchten hiermit kund und zu wissen geben, dass es im Junkertum Rahilja zur Anwendung schwärzester Magie in unredlicher und überaus schädlicher Absicht kam!

Opfer des heimtückischen, niederträchtigen Angriffs war niemand geringere als Unsere Enkelin, Thalessia von Fuchsfels. Der genannte Übergriff erfolgte bei einem Höflichkeitsbesuch Unserer Enkelin auf Burg Eichstein, um das Haus Eichstein an den fälligen Zehnt für seine Hochgeboren, den Baron von Rohalssteg, zu erinnern.

Die Angreiferin war keine geringere als die Gattin des Junkers, ihres Zeichens praktizierende Zauberin.

Wir geben diese Angelegenheit in Eure kundigen Hände, auf dass ein praiosgefälliges Urteil über diesen Frevel gefällt werde.

Hochachtungsvoll
Angbart von Salzmarken-See
Junker zu Salzmarken


Alma war sich immer noch nicht sicher, ob sie lauthals auflachen oder endlich diesen hässlichen Becher vor ihr an der nächsten Wand zerschellen lassen sollte. Dieses intrigante Aas...

„Nun, euer Gnaden Heimeling, habt Dank für Euren Vortrag“, sagte sie dann ruhig

„Was werdet Ihr veranlassen? Ihr werdet dies doch wohl nicht unter den Tisch...“ Die Inquisitorin wollte gerade zu einer Tirade über Familienbande, Korruption und andererlei Vorwürfe ansetzen, als ihr die Prätorin ins Wort fiel:

„Ich werde zuerst einmal feststellen, dass ich als Angehörige in diesem Fall als befangen zu gelten habe und damit als Richterin nicht in Frage komme. Weiterhin werde ich veranlassen, dass die Aufgabe der Richterin durch die Prätorin zu Ferdok übernommen wird. Ich werde euer Hochwürden Francala vom See-Salmingen dazu einen Brief schreiben. Diesen werdet Ihr, euer Gnaden Heimeling, gegenzeichnen. Denn Ihr werdet, ganz wie es Euer Amt und Eure Aufgabe ist, diesen Fall im Namen der Kirche unseres Herren Praios untersuchen und die Anklage führen. Ich hoffe doch, Ihr fühlt Euch dieser Aufgabe gewachsen?“

Die Inquisitorin schaute einen Augenblick ungläubig, dann schluckte sie. Innerlich zehrte Wut an ihr. Sie hatte auf einen Skandal gehofft, auf etwas handfestes, dass sie gegen die Prätorin ins Feld führen konnte. Und jetzt das? Nun gut, das gab ihr ebenso eine Gelegenheit, endlich etwas gegen die Eichsteinerin in die Hand zu bekommen. Im Rahmen des Verfahrens würde es sicherlich Möglichkeiten geben, ihre Prätorin in einem schlechten Licht zu präsentieren, die sich mit Magiern gemein machte. Ein wenig jedoch kamen Zweifel in ihr auf. Die Eichsteinerin war selbstverständlich eine Fehlbesetzung, ebenso wie ihr Vorgänger. Doch in der Rechtskunde kannte sie sich zweifelsohne bestens aus. „Selbstverständlich, Euer Hochgeboren, so werden wir es machen. Seid Euch bewusst, dass ich Euch und Eure Verwandten nicht schonen werde, denn die Wahrheit muss an das Licht des Herren gelangen!“

„Nichts anderes erwarte ich von euch, Inquisitorin Heimeling. Wenn es sonst nichts weiter gibt, dürft Ihr Euch jetzt entfernen.“ Die Prätorin wartete, bis die Inquisitorin den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte, dann atmete sie tief aus. Die Novizin, die den Vorgang still und mit wachsender Besorgnis ängstlich mitverfolgt hatte, wappnete sich innerlich bereits, denn sie war sich sicher, dass nun eine der gefürchteten Litanaien der Prätorin folgen würde. Und sie sollte recht behalten.

„Noch ein paar Augenblicke länger und dieses Miststück hätte allen Grund gehabt, sich bei nächster Gelegenheit über mich zu beschweren. Doch den Triumph wollen wir ihr so schnell nicht gönnen“, monierte sich die Hochgeweihte. „Wir werden in den nächsten Tagen nach Rohalssteg reisen, denn ich würde nur zu gerne die andere Seite der Geschichte hören. So einfach werden wir es euer Gnaden Heimeling nicht machen. Aus Rücksicht vor möglichen Verwicklungen und Gerede habe ich mich selbstverständlich für befangen erklärt, aber das heißt ja nicht, dass ich mich vollständig zurückhalten muss. Gerade in dem Fall wird sicher niemand etwas dagegen äußern, wenn ich mich als Verteidigerin zur Verfügung stelle. Den Salzmärkern werden wir ihre Suppe schon... versalzen.“

Dann wandte sie sich direkt an die Novizin: „Ich muss nachdenken. Bereite ein warmes Bad vor, das ist zum Tagesausklang jetzt genau das Richtige.“

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