Odilbert und Niope - Beginn der Zeremonie: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 24. Juni 2019, 07:38 Uhr



Schloss Grauensee, 4. Travia 1042 BF, früher Nachmittag


Die Gäste hatten bereits zu tuscheln begonnen, an einigen Orten wurde ein Murren und Grummeln hörbar. Unruhig raschelten teure Kleider und prunkhafte Brokatwesten – die kostbareren von ihnen eher aus dem heimeligen Fürstentum denn der ritterlichen Grafschaft.

Die Fehdejahre in Hartsteen hatten das Vermögen der Adligen nahezu völlig aufgezehrt und während der Vorbereitung und Durchführung der Kaiserlichen Kampagne wider den Erzverräter in Mendena hatten die gebeutelten Ritter und Barone sich nicht darauf konzentrieren können, neuen Reichtum aufzubauen. Und dann war da ja noch die Hochzeit der Kaiserin mit dem Perricumer Markgrafen gewesen! „Arm wie ein Hartsteener Ritter“ war schon seit längerer Zeit ein geflügeltes Wort unter den Spöttern im Königreich um das Herz des Reiches.

Die feierliche Zeremonie auf Grauensee hatte zur mittaglichen Rahjastunde stattfinden sollen. Nun näherte sich bereits die zweite Rondrastunde ihrem Ende und noch immer war von den Brautleuten niemand zu sehen.

Man hatte zahlreiche reisende Bänkelsängerinnen, bunte Gauklerinnen und mysteriöse Scharlatane aus dem Süden Aventuriens den Festplatz vor dem Ufer in einen exklusiven Jahrmarkt verwandeln lassen, auf dem jeder Flecken Aventuriens eine würdige Vertretung gefunden hatte. Sogar zwei orkische Arbeitssklaven aus der Reichsstadt Hartsteen hatte man in ihre barbarische Rüstungen gesteckt und sie sich mit stumpfen Arbachen bekämpfen lassen. Dem Sieger des Spektakels hatte man seine Freiheit in Aussicht gestellt, aber niemand hatte vor, dieses Versprechen gegen diese wertlosen Kreaturen, als die man sie im Mittelreich betrachtete, wirklich zu halten.

»Da kommen sie!«, rief jemand aus der Menge hervor und gespannt wendeten sich alle Augen zum noch immer verschlossenen Portal des Schlosses. Es waren aber nicht die Brautleute, die auf dem zur Trauung errichteten Podium erschienen, sondern nur der Truchsess der Grafschaft Hügellande, Voltan von Falkenhag, der sich mit lauter Stimme Gehör verschaffte. Unter mehrfachen Entschuldigungen teilte er mit, dass der Hartsteener Praios-Geweihte Arnhold von Wengenholm, der den Praiossegen über das frischgetraute Paar sprechen sollte, einen Schwächeanfall erlitten habe und man sich um die Gesundheit des über siebzig Götterläufen zählenden Mannes große Sorgen machte. Schwester Herdane Haubinger, die als Geweihte der gütigen Herrin den Travia-Segen sprechen sollte, kümmere sich um ihn.

In diesem Moment erschien leicht gebeugt und blass der alte Praiot der Reichsstadt Hartsteen, und sagte mit fester Stimme: »Der Herr Praios wird sich noch ein wenig gedulden müssen, bis er mich in sein Paradies aufnehmen wird. Vor allem nicht an diesem Tag.« Und mit einer kräftigen Handbewegung wies er den besorgt dreinblickenden Falkenhag an, endlich mit den Festlichkeiten zu beginnen und die ebenfalls schon so lange ungeduldig wartende Brautleute aufzurufen. Neben den Praios-Geweihten stellte sich die Schwester Herdane, die sich ein leichtes Lächeln über ihren klerikalen Genossen nicht verkneifen konnte.

Und so erschien die Familie des Bräutigams in festlichem Anzug. An der Spitze der Sertiser Pfalzgraf Trisdhan von Hartsteen, der als ranghöchster Adliger nach Graf Luidor von Hartsteen diesen wegen seinem schweren fortgeschrittenen Jahresfieber vertreten sollte. Odilbert Rondrasil von Hartsteen trug einen tiefschwarzen Rock und ein blütenweiße Rüschenhemd, die Farben seines Hauses, und schaute mit fester Miene über die versammelten Menschen unter ihm.

Die Spielleute spielten nun eine gravitätische Musik an, und in Begleitung ihrer Familie, geführt von ihrem Bruder Graf Wilbur vom See, und unter manchem erstaunten „Oh“ und „Ah“ der Gäste trat Niope vom See ins Freie. Sie trug ein atemberaubendes wasserblaues Kleid, dessen Rascheln bei jedem Schritt den Anschein leichter Wellen auf einem ruhigen See erzeugte. Die zierliche und wunderschöne Braut kam neben dem jungen durchtrainierten Knappen, der Odilbert noch immer war bevor er im nächsten Hesinde-Mond seinen Ritterschlag empfangen würde, zu stehen und mit einem warmen Lächeln auf beiden Gesichtern ergriffen sie einander an der Hand und standen vor den beiden Geweihten, ihre Familien zu ihrer Seite.

Die Bühne war bereitet, die Vermählung zwischen den beiden Grafenhäusern Hartsteen und vom See konnte beginnen.