Häscher in Sicht

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„Hochgeboren Thorben von Hammerschlag, es ist mir eine besondere Freude Euch hier zu sehen!“ knurrte der Ritter als Erwiderung und sagte etwas freundlicher:
„Zwar habt ihr mir einen Kampf schnell beendet, aber da er ohnehin nicht schön und wenig ehrenvoll war, will ich es Euch nicht übel nehmen.“
Der Reiter war inzwischen abgestiegen, und nun war auch das Wappen der Erbvogtei Hammerschlag, der silberne Hammer auf rotem Grund, deutlich zu erkennen. Der Erbvogt schlug dem Ritter auf die Schulter.
„Wacker, wacker! So kenne ich Euch! Aber sagt, was treibt Euch in diese Gegend? Ich hatte nicht mit Eurem Besuch gerechnet“, sagte der Hammerschlager. Inzwischen waren auch Lanzelind und Bernhelm heran. Bernhelm war abgesessen und kümmerte sich um den leblosen Soldaten. Lanzelind beäugte den finsteren Ritter argwöhnisch vom Pferderücken aus, was ihr sofort einen sanften Tadel ihres Schwertvaters eintrug.
„Sitz’ ab, Lanzelind!“ sagte er. Lanzelind gehorchte, behielt aber den Ritter im Auge.
Der Angroschshorner sagte: „Ah, das ist Eure Knappin! Ich habe schon so das eine oder andere von ihr gehört.“
„Nur Gutes, will ich hoffen!“ entgegnete der Hammerschlager.
„Sonst müsste ich mir noch Sorgen um meinen Ruf machen!“ und lachte.
Der Ritter fiel in sein Lachen ein und sagte: „Ihr Mut zumindest ist bekannt, und Unbedachtheit ist das Vorrecht der Jugend.“
Lanzelind fühlte sich etwas unbehaglich, war das nun ein Kompliment oder ein Tadel gewesen oder beides. Sie entschloß sich vorerst, entgegen ihrer Gewohnheit zu schweigen. Bernhelm näherte sich den dreien und der Hammerschlager drehte sich um als er ihn nahen hörte. Der Gefolgsmann machte ein betretenes Gesicht.
„Was hat er?“ fragte der Erbvogt. Bernhelm deutete auf den immer noch am Boden liegenden Soldaten Elwarts und sagte an Thorben gewandt:
„Der Herre Boron hat ihn zu sich gerufen, Wehrmeister.“
Der Wehrmeister hielt kurz inne, dann sagte er: „Nun, der Herr wird wissen, warum er das getan hat. Wer hinterrücks einen Falkenritter angreifen will, hat es nicht besser verdient. Werfe er ihn über sein Pferd, und dann lasst uns zum Schlagbaum und dann nach Hammerschlag zurückkehren, es dunkelt bereits!“
So machten sie sich auf den Weg zum Schlagbaum zurück und warteten dort auf den Baron von Sighelms Halm. Der Falkenritter berichtete Thorben kurz, wer die Frau war, die er beschützt hatte, und erzählte das Wenige, was er wusste. Der Wehrmeister war gespannt, was die Frau ihm zu sagen hätte. Solange wollte er sich mit der Befragung der Soldaten Elwarts die Zeit vertreiben.
Natürlich hatten sie alle, der Falkenritter, Lanzelind und er selbst, inzwischen die Wappen erkannt und wussten wer die Häscher ausgesandt hatte. Das würde noch spannend werden, dachte Thorben so bei sich, und warf Lanzelind einen Blick zu, den diese nicht zu deuten vermochte. Das verwirrte das Mädchen nur noch mehr.
Sie fragte sich was das alles zu bedeuten habe, denn sie hatte dem Bericht des Falkenritters entnommen, dass die Frau von Gut Hochfeld – von ihrem Zuhause - kam und ein kleines Kind bei sich hatte. Lanzelind wollte endlich wissen, wer es war.