Entscheidung im Wengenholm - Mechtessa von Falkenhag

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Stolzenburg, 1033

Feron von Nadoret hustete schwer. Bei den raschen Bewegungen des Brustkorbes durchzuckte ihn ein schneidender Schmerz. Er stieß die Luft hastig aus, um seinen gebeutelten Brustkorb zu entlasten. Sein linker Arm und ein paar Rippen waren gebrochen. Das zumindest hatte ihm Iralda von Bodrin gesagt, als sie seine Wunden verbunden hatte.
Immerhin hatte Feron keine Brandverletzungen davongetragen. Er hatte Glück gehabt, versuchte er sich trotz der Schmerzen einzureden. Viele andere waren nicht so glücklich gewesen und hatten in der Feuersbrunst der Finsterzwerge schwere Wunden davongetragen. Andere waren bei den eigentlichen Kämpfen grausam verwundet worden.
Neben Feron lag im überfüllten Lazarett ein älterer Mann, welcher der Kleidung nach ein einfacher Wengenholmer war. Der Mann schien bewusstlos zu sein, was aufgrund der grausigen Bauchwunde nicht weiter überraschend war. Eine Helferin entfernte vorsichtig die Kleidung des Mannes, um die Wunde herum und begann sie zu säubern. Die Frau hatte Feron den Rücken zugekehrt und so konnte Feron nicht jeden Arbeitsschritt genau verfolgen, aber es wirkte so, als ob die Frau nun versuchte die Ränder der Wunde zu reinigen, während ein Junge mit Verbandszeug herbeieilte.
Feron nahm den Jungen nur am Rande wahr, aber sein geschwächter Geist sagte ihm, dass er das Gesicht schon einmal irgendwo gesehen hatte. Er riskierte einen zweiten Blick, als sich der Junge schon zum gehen umdrehte.
„Throndwig?“ rief er schwach.
Der Junge drehte sich um. Es war tatsächlich Throndwig von Bodrin. Der Junge brauchte einen Moment, um Feron zu erkennen, aber dann hellte sich sein Gesicht auf.
Mit einigen raschen Schritten war er heran. Von der Unbeschwertheit der vergangenen Tage war wenig geblieben. Der Knabe wirkte ernst und trotz seiner gerade einmal sechs Jahren wirkte er deutlich älter.
„Feron?“ fragte er ein wenig unsicher.
„Der bin ich“, grinste der Nadoreter. „Ein Stein hat mich erwischt“, Feron bemerkte, wie sich das Gesicht des Knaben vor Sorge verdunkelte, „aber es ist nicht weiter schlimm. Nur ein paar Brüche“, setze er nach und nahm erleichtert zur Kenntnis, dass sich der Junge deutlich entspannte.
„Was machst du hier?“ fragte er stattdessen. „Solltest du nicht im Kloster sein?“
Throndwig zuckte nur mit den Schultern.
„Mutter wollte natürlich nicht, dass ich mitkomme, aber ich wollte es selber sehen.“
Feron war verdutzt und wusste nicht so recht was er sagen sollte, doch Throndwig nahm es ihm ab eine passende Antwort zu finden, den er erblickte Mechtessa von Falkenhag, die mit einem blutige Rock und einer Schüssel auf sie zueilte.
„Ich muss mich verstecken!“ flüsterte der junge Adlige und machte sich von dannen. Feron blickte ihm nach, während Mechtessa an ihm vorbeieilte. Sie grüßte kurz zu ihm hinüber.
„Meine Gräfin“, erwiderte Feron höflich, aber Throndwigs Anwesenheit erwähnte er nicht. Er schätzte den Mut und die Hilfsbereitschaft des Jungen zu sehr. Auf ihm musste man sicher ein Auge behalten.
Die Grafschaft konnte sich glücklich schätzen. Nicht nur, dass die Gräfin im Lazarett aushalf, nein, auch der edle Spross eines adligen Geschlechts schlich sich in einen Alptraum wie diesen herein. Das sollte ihm Wilbur vom See erst einmal nachmachen!