Ein einfacher Auftrag - Koscher Pünktlichkeit

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Albernia, 1032

Diese erschienen dann auch bald – und staunten nicht schlecht, die ausgerechnet in den Nordmarken traditionell für ihre Gemütlichkeit oft verspöttelten Koscher derart pünktlich anzutreffen.
„Den Göttern zum Gruße!“
Roklan und seine Gefolgsleute führten ihre Pferde am Zügel. Neben dem Baron ging eine kräftige schwarze Stufe mit kurzem Kötenbehang und einer dichten welligen Mähne. Die anderen würden rotbraune oder braune Warmblüter reiten. Sie alle trugen Packtaschen, Mensch wie Pferd, und diese waren prall gefüllt mit allem, was der reisende Recke für eine Queste im Auftrag der Krone benötigte. Hoffentlich …
Die vier Bewaffneten trugen alle Wappenröcke in Blau mit dem goldenen Widder Galebquells über dem Herzen. Zwei waren eindeutig Ritter, unter den Wappenröcken lugten die fein geschmiedeten Ringe von Kettenhemden hervor. Der eine war ein großer und breitschultriger Mann, der im Alter vermutlich zwischen Erlan und Roklan lag. Sein langes blondes Haar fiel ihm in weichen Wellen auf die Schultern und stand in einem starken Kontrast zu seinen dunkelbraunen, fast schwarzen Augen mit den unglaublich dichten Wimpern. Dieser Mann war – wie Roklan ihn später vorstellen sollte – Leodegar von Zweifelfels.
Der andere Ritter war kleiner als der andere und eher weniger geschmeidig als vielmehr von bulliger Kraft. Sein kantiger Schädel mit der viel zu kleinen Nase saß auf einem kurzen plumpen Hals, seine Schultern und seine Hüfte waren nahezu gleich breit, seine Hände waren groß wie Bärenpranken. Doch dieser Mann, der bestimmt von Erlans Alter war, zeigte ein wunderschönes Lächeln mit seinen feinen Lippen und klare grünblaue Augen. Dies war Giselher von und zu Hornisberg.
Die beiden Gemeinen ähnelten sich sehr, vermutlich Brüder. Sie wirkten beide wendig und flink wie Wiesel, schienen eher sehnig als wirklich kräftig zu sein. Sie bewegten sich in ihren Lederharnischen selbstbewusst, wenngleich sie gegenüber den Adligen eine angemessene Unterwürfigkeit an den Tag legten. Dies waren Rondmar und Alder Tannholz.
Alle Begleiter Roklans führten doppelt geschwungene Hornbögen mit sich, die – dies erkannten die koscher Adligen – sich auch zu Pferd gut spannen ließen. Die Ritter waren standesgemäß bewaffnet mit Schwert und Schild, die beiden Gemeinen führten Dolch und Säbel.
Roklan begrüßte Erlan und stellte kurz zumindest seine beiden adligen Begleiter vor. Dann betrachtete er kurz die ihn umgebende Reisegesellschaft – allen voran Erlans Bewaffnete. Dann holte er tief Luft.
„Wir sollten keine Zeit verlieren. Ich habe gestern die Karten studiert, die man uns zur Verfügung stellte. Die erste Etappe führt uns immer noch auf der Reichsstraße entlang durch die Baronie Glydwick.“
Roklan fasste den Zügel seiner schwarzen Stute fester, die schnaubte kurz unwirsch und er lockerte seinen Griff. Dann warf der junge Baron den beiden Spähern einen knappen Blick zu.
„Wenn ich mich nicht irre, dann steht Glydwick unter Kontrolle des Fürstentums Albernia. Haben wir dort dennoch mit Gefahren zu rechnen?“
Diese Frage richtete er auch an Erlan, wie Roklans Kopfbewegung verriet.
Der Späher Coran schüttelte mit dem Kopf, während Erlan nur mit den Schultern zuckte. Woher sollte er auch wissen, ob in der Gegend Aufständische unterwegs waren. Coran hob nun zu sprechen an.
„Die Gegend steht fast völlig unter der Kontrolle Fürstin Isoras. Die wenigen Aufständischen trauen sich kaum aus ihren Verstecken. Glydwick sollten wir schnell durchqueren können. Problematisch wird es dann sobald wir die Baronie verlassen, dort wimmelt es nur so vor Aufständischen.“
Roklan nickte. Das hatte er gehofft zu hören.
„Nun gut, dann sollten wir aufbrechen.“
Fragend wandte er den Kopf zu Erlan, aber der nickte nur zustimmend und so saßen die Reiter auf und verließen das Lager in einem gemütlichen Trab. Tatsächlich zog sich der Ritt ereignislos dahin. Immer war einer der beiden Späher unterwegs, um das Umland auszukundschaften, aber etwas auffälliges konnten sie nie feststellen. Die Bauern am Wegesrand verhielten sich friedlich und grüßten sogar von Zeit zu Zeit zu der Reisegruppe hinüber.