Dohlenfelder Thronfolgestreit - Mit erhobenem Haupt und wehenden Fahnen

Aus KoschWiki
Version vom 20. Januar 2020, 19:02 Uhr von VerschiebeBot (D | B) (Textersetzung - „{{KoschBriefspielindex}}“ durch „“)
Zur Navigation springen Zur Suche springen


 Wappen Mittelreich.svg 
 Wappen Herzogtum Nordmarken.svg
 
Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
F25. Epilog
1033 BF
Mit erhobenem Haupt und wehenden Fahnen
Ein Vertrag unter Brüdern


Kapitel 79

Indomabilis
Autor: Reichskammerrichter, weitere


Nordmarken, 1033

Im Weiler Ochsenheim westlich des Darlin herrschte die Ruhe eines heißen Sommernachmittags, alle Abkühlung durch die schweren Gewitter und den Regen des Vorabends war verflogen. Es war die Zeit, in der die Bauern ruhten, bevor sie weiter arbeiten würden. Hier und da waren Vögel zu hören, die vor sich hin trällerten. Plötzlich endete das Gezwitscher schlagartig und es schien so, als ob, die Musiker des Landes den Atem anhielten. Doch was hatte sie so verschreckt, dass sie schwiegen?
Erst jetzt wo Stille herrschte, war es auch für Menschen nicht mehr zu überhören, Trommeln, die einen gleichmäßigen Takt von sich spielten, das Poltern von schwer beladenen Wagen, beschlagene Hufe auf Kopfsteinpflaster und der Klang von genagelten Stiefeln, wie sie nur Soldaten und Söldner trugen.
Erschreckt von diesen Klängen hatten viele Einwohner Ochsenheims ihre Häuser verlassen um zu schauen, woher die Geräusche kamen. Stumm betrachteten sie das Schauspiel, das sich ihnen bot.
Wehende Banner waren das Erste, das die Einwohner zu Gesicht bekamen, gefolgt von Reitern, die die Fahnen trugen und dem Zug vorweg ritten.
Den Reitern folgte in Reih und Glied marschierendes Fußvolk, die die gesamte Breite des Weges nutzen. Etwa zwei Dutzend am Ende des Fußvolkes marschierende, entschlossen wirkende Kämpfer trugen wohl Spieße und Armbrüste, waren jedoch uneinheitlich gerüstet, manche trugen nicht einmal Schuhe. Es folgten zehn grimmig dreinschauende Angroschimkrieger mit schweren Äxten und auch Armbrüsten. Nach den Zwergen kamen zahlreiche schwer beladene Wagen, neben denen Menschen her liefen, die scheinbar dem Tross angehörten.
Den Schluss des Zuges, nein des kleinen Heeres bildete wieder eine größere Gruppe Berittener.
Angeführt wurde das Schauspiel von einem Reiter in dunkler Rüstung, der vorne weg ritt. Als sich der Zug dem Ort näherte, hielt der Ritter, um einen solche musste es sich zweifelsohne handeln, trug er doch ein Wappen auf seinem Schild, an der Seite des Wegen hielt und ließ die Söldner an sich vorbeiziehen.
Dartan di Salsavûr lächelte, während er seine Männer beobachtete. Genauso waren sie aus dem Tor der Burg Schwarzfels marschiert, mit erhobenem Haupt und wehenden Fahnen. Mit einer Disziplin, die für Söldner ungewöhnlich war, was einige überraschte Gesichter bei den Gefolgsleuten Hagens hinterlassen hatte. Die Horasier und ihre Verbündeten waren nach Norden abmarschiert, um sich dem Heerzug des wahren Barons von Dohlenfelde anzuschließen.
Der Condottiere der Schwarzen Adler ließ die letzten Wochen noch einmal vor seinem geistigen Auge vorbeilaufen. Sie waren ohne bemerkt zu werden in die Baronie marschiert, hatten Burg Schwarzfels im Handstreich genommen und hatten sie bis heute gehalten. Alles ohne auch nur eine Frau oder einen Mann zu verlieren. Die einzigen schweren Verletzungen hatte es während des ersten Tags der Belagerung durch Hagens Heerbann gegeben.
Dartans Blick wanderte zu dem Wagen, hinter dem ein gesatteltes Ross ohne Reiter lief. Auf diesem Wagen lag Darian von Lîfstein, der bei seinem Duell gegen den Allwasservogt der Nordmarken schwer verwundet worden war. Er war schon wieder bei Bewusstsein und ihm ging es, dank der Heilung durch Magie, relativ gut. Dennoch hatte ihm der Medicus, der die Söldner begleitete, geraten sich zu schonen, waren doch nicht alle Wunden vollends geheilt worden.
Der Edle zu Schrazelroth und Dartan hatten kurz besprochen, wie sie weiter vorgehen wollten und beschlossen, dass sie über Ochsenheim und Wichtenfels zur Altenau marschieren würden, um sich dort Angronds Heer anzuschließen.
Doch dazu sollte es nicht kommen, nachdem die von Baron Garmwart aufgestellten Feldwachen das von Burg Schwarzfels anrückende Söldnerheer gemeldet hatten. Da es aufgrund der Banner eindeutig war, wer sich da am linken Darlinufer dem Heerlager Angronds näherte, ritt der Eisenhuetter Baron mit nur einer Handvoll seiner Leute seinem Edlen entgegen. Wenig später zogen Darians Leute im Heerlager Angronds ein, willkommen geheißen von den dort Rondras Festtag begehenden Kämpfern. Die zehn erzzwergischen Söldner hingegen überschritten die Darlinbrücke nicht, sondern zogen gen Eisenwald von dannen – waren sie doch zur Verteidigung der Burg Schwarzfels angeheuert worden. Dazu kam, dass sie traditionell keine Dienste rechts des kleinen Gebirgsflusses leisteten.
Angrond, Garmwart und Darian, auf einen Burschen gestützt, zogen sich zu einer kurzen Besprechung in das Zelt des Eisenhuetter Barons zurück. Kein Wort von dem, was dort diskutiert wurde, drang nach draußen. Ein paar Mal schien Garmwart gegenüber seinem Edlen aber recht ungehalten, der Lautstärke der Stimme des Barons zu Eisenhuett nach zu schließen. Wie im Lager getuschelt wurde, schienen die gut zwanzig Dohlenfelder Leibeigenen aus dem direkten Umland der Burg Schwarzfels – denen Darian für ihre Unterstützung die Freiheit versprochen und die er anschließend bewaffnet hatte – im Mittelpunkt des Streits im Eisenhuetter Zelt zu stehen. Andere mutmaßten, dass es vor allem um die Rolle des Magiers bei der Eroberung der Burg ginge.
Doch schließlich schien man sich zumindest auf einen Burgfrieden bis nach der Entscheidungsschlacht geeinigt zu haben, die Leibeigenen dürften gar ihre Waffen behalten, auch der Magier verließ das Lager nicht. Angrond selbst war es, der dem Edlen zu Schratzelroth wortlos und mit eisigem Blick einen Krug randvoll mit frisch gezapftem Dohlenfelder Dunkelbräu reichte – nachdem er zuvor Garmwart freundschaftlich den ersten Krug angeboten hatte. Man würde sich noch einig werden. Aber es stand Edelleuten nicht an, sich vor den Augen des gemeinen Volks zu streiten. Außerdem galt es erst einmal, diesen Feldzug glücklich zu beenden.