Dohlenfelder Thronfolgestreit - Eine Burg zu nehmen

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Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
F25. Epilog
Autor: Reichskammerrichter, Geron, weitere

Nordmarken, 1032

Hagen und seine Verbündeten hatten sich nach der Machtdemonstration der Burgbesatzung zurückgezogen.
Ein provisorisches Heerlager war nahe dem Ufer des Großen Flusses und unerreichbar für die Dohlenhorster Artillerie aufgeschlagen worden, die Geschütze des Sindelsaumers waren mittlerweile eingetroffen. Ein schneller militärischer Sieg schien außer Frage zu stehen. Als Nieselregen einsetzte, trübte sich die allgemeine Stimmung nochmals erheblich.
Hagen und seine adligen Bündnispartner waren unter einer notdürftig aufgespannten Zeltbahn versammelt, die an einigen Stellen undicht war. Der Boden wurde zusehends schlammiger.
Baron Hagen von Salmingen-Sturmfels wirkte äußerst unzufrieden und auch wütend. Es schien, als hätte er damit gerechnet, dass sich Angrondangesichts der Übermacht sofort ergeben würde. Daraus war nichts geworden.
Eine Botenreiterin in den Farben Erzweilers, die aus dem Hauptort der Baronie, dem Markt Dohlenfelde, kam, hatte gerade die Nachricht überbracht, dass dieser kampflos besetzt worden sei, ebenso wie zuvor der Pappelhof und Mühlenheim. Die Hagen ergebenen Truppen unter der Führung des Ritters zu Maringen hätten sich dem Heer der Stadt Twergenhausen vereint, nun würde auf die nahegelegene Burg Schwarzfels marschiert werden. Man erwarte die Kapitulation des Ritters Ardor von Schwarzfels vor der erdrückenden Übermacht.
Hagen hatte daraufhin einen Parlamentär hinauf zur Burg Dohlenhorst geschickt, um Angrond seine Kapitulationsforderungen zu überbringen. Der Bote, der entgegen aller Gepflogenheiten nicht einmal zu Angrond vorgelassen worden war, war wenig später mit den zerrissenen Kapitulationsforderungen, einem Dolch und einer mündlichen Botschaft zurückgekehrt:
Hagen, der schändliche Thronräuber, solle sich das Leben nehmen, bevor er noch mehr Schuld auf sich laden würde. Er sei nicht mehr als ein unwillentliches Werkzeug seiner Tante, der Erzschurkin Charissia, die mit seiner Hilfe nach dem Kosch nun auch die Nordmarken ins Chaos stürzen wolle. Burg Dohlenhorst würde mit Hilfe der Zwölfe bis zum letzten Mann verteidigt werden.
Hagen war nach dieser Antwort außer sich: Was war nun der Triumph wert, einen Großteil der Baronie erobert zu haben, wenn Burg Dohlenhorst, die wichtigste Festung des ganzen Lehens, noch unter Kontrolle Angronds stand? Und Angrond bereit war, bis zum bitteren Ende zu kämpfen?
Nun war klar: Dieser schreckliche und so unnötige Thronfolgestreit würde erst zu Ende sein, wenn Angrond von Sturmfels und seine Gattin Isida von Quakenbrück tot wären, oder – vermutlich unter Androhung ihrer Hinrichtung – auf ihre und ihrer Kinder Ansprüche feierlich verzichteten.
Erst dann würde Graf Ghambir ihn, Hagen von Salmingen-Sturmfels, Baron zu Dunkelforst und Baron zu Baruns Pappel, auch als Baron zu Dohlenfelde anerkennen.
Einen anderen Ausweg gab es nun nicht mehr, und jeder gütlichen Verhandlungslösung hatte sich Angrond widersetzt. Der junge Baron hatte seinen zwölf Jahre älteren Halbbruder Angrond falsch eingeschätzt. Angrond musste doch klar sein, dass der Kampf um die Baronie durch die Übermacht seiner adligen Unterstützer und das Bündnis mit Twergenhausen verloren war, und dass es nur eine Frage der Zeit sein konnte, bis auch er aufgeben musste.
Angrond war Politiker. Warum führte er diesen aussichtslosen Kampf? Würde er abdanken und den Thronverzicht seiner Familie erklären, würde Hagen ihn großzügig bedenken. Unter Umständen wäre Hagen sogar bereit, ihm – die Zustimmung des tobrischen Herzogs vorausgesetzt – die Herrschaft über Baruns Pappel im Tobrischen zuzubilligen, und das, obwohl seine Mutter Frylinde sich bereits mehrfach dagegen ausgesprochen hatte. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis der Herzog zu Tobrien diese noch von Borbaradianern besetzte Baronie befreien würde.
Aber was hatte Angrond stattdessen gemacht? Er hatte seine Geschützmannschaften und seine Armbruster schießen lassen und seinen Parlamentär abgewiesen, ohne ihn auch nur empfangen und angehört zu haben. Diese fast zwergische Sturköpfigkeit musste sich Angrond während seiner Knappschaft am Hofe Graf Ghambirs angeeignet haben.
Hagen schaute in die Runde seiner Verbündeten und hoffte auf Vorschläge.
Es war Baron Rajodan von Keyserring auf Eisenstein, der das Wort als erster ergriff und sich daran machte einige der Fragen, die Hagen Sorgen bereiteten, mit kalter Stimme, dem Stahl eines Schwertes gleich, das in warmes Fleisch schneidet, zu beantworten.
„Ich kann nur eine Möglichkeit favorisieren. Doch zunächst, eine Burg kann nur auf zwei Arten einfach genommen werden, durch rasches Handeln und dem Überraschen der Burgbesatzung. Darin seid ihr bereits gescheitert. Auch Verrat scheint mir hier unwahrscheinlich. Wer noch zu Angrond hält, dürfte ihm treu sein.“
Unerwähnt ließ Rajodan das Vorgehen, das einst bei Draustein Anwendungen fand. Umliegende Ortschaften wurden in Brand gesetzt und die Bevölkerung der Dörfer in den vermeintlichen Schutz der Feste getrieben. Konsequent umgesetzt konnte man eine Burgbesatzung damit mit größeren Problemen innerhalb der Mauern konfrontieren und diese so schnell zur Aufgabe zwingen.
Bei der Belagerung der Draustein hatte sich aber nicht der gewünschte Effekt eingestellt. Wer hatte ahnen können, dass die Albernier bis zum allerletzten kämpfen würden? Aber auch diese Option blieb hier nicht mehr.
„Ein heimliches Eindringen ist über den Felsen und die Mauern Dohlenhorst fast unmöglich. Einzig ein Geheimgang, so es solch einen gibt, könnte uns von Vorteil sein. So bleiben nur die anderen beiden Möglichkeiten. Die Burg langwierig zu belagern und zu zermürben. Das sollte uns möglich sein. Unsere Vorräte sind reichlich und mit der Stadt Twergenhausen im Rücken sollte es uns selbst im Winter an nichts mangeln“, Rajodan dachte hier mehr an sich selbst und die Annehmlichkeiten, die in der kalten Jahreszeit ein Stadthaus bot.
Eine Behaglichkeit, die dem einfachen Streiter freilich verwehrt bleiben würde. Aber obgleich mach einer Firun und Seuche holen würde, wäre es eine recht sichere Sache. Früher oder später wäre die Burg reif.
„So fiel einst Burg Tannwacht, wie ihr sicher noch wisst. Es ist unwahrscheinlich, dass Eurem Bruder Angrond in den kommenden Monden Entsatz zu Hilfe eilt. Wer nun keine Kriegsvorbereitung getroffen hat, wird sie nun auch nicht mehr unternehmen können. Die wenigen Verbündeten die Angrond hat, huldigen da wohl eher Bishdariel, als dass sie sich mit Rondra und Firun rühmen wollten. Den Vorteil wird uns also keiner streitig machen. Dieser Weg wäre der einfachste aber auch der langwierigste.“
Allzu lange wollte der Baron von Eisenstein in Dohlenfelde eigentlich nicht verweilen, daher behagte ihm diese Möglichkeit weniger. Mit den zur Verfügung stehen Geschütze würde es jedoch eine Weile brauchen die Mauern für einen Angriff vorzubereiten, und bei Wintereinbruch würden sie bald ihren Dienst ohnehin versagen.
„Ich selbst bevorzuge eher den Sturmangriff zu einem frühen Zeitpunkt. Die Zahl unserer Streiter dürfte jene Angrond deutlich um ein vielfaches übertreffen. Es sollte uns also ein Leichtes sein, ihn in den kommenden Tagen nach einem oder zwei Sturmangriffen niederzuringen.“
Jedem der an einem solchen Sturmangriff gegen Feste Mauern und bergauf teilgenommen hatte, war jedoch klar, dass diese Option einen sehr hohen Blutzoll fordern würde, vermutlich einen zu hohen. Ein Drittel, sehr wahrscheinlich deutlich mehr, der Streiter der vereinten Kriegshaufen würden dabei zu Boron gehen, vor allem wenn es nicht im ersten Sturm gelänge, die Burg zu nehmen.
Die Belagerungen der Tannwacht aber auch der Draustein in Albernia hatten gezeigt, das selbst unter den günstigsten Bedingungen und einer langwierigen Vorbereitung, dem Beschuss der Mauern und selbst dem Untergraben der Burg eine gut bemannte und auf günstiger Lage stehende Feste nur unter größtem Aufwand zu nehmen war.
Burg Dohlenhorst war zudem nur von einer Seite gut anzugehen. Selbst bei deutlich zahlenmäßiger Unterlegenheit würde es den Verteidigern mit ihren Bögen, Armbrüsten, offensichtlich mindestens einer Rotze und allem, was sie von den Zinnen werfen konnten, ein Leichtes sein, die Angreifer lange aufzuhalten, ihnen sogar schwer zuzusetzen und diese womöglich sogar abzuschlagen. Nur entschiedene Beharrlichkeit und schonungsloses Antreiben der eigenen Leute konnte zum Erfolg führen.
In den Augen des Barons von Eisenstein war jedoch keine Bitterkeit zu erkennen, der Preis nicht zu hoch. Er rechnete die Kopfzahlen kalt gegeneinander auf. Er selbst würde offensichtlich nicht an der Spitze des Sturms stehen, das stand ihm auch nicht an.
Auch Hagen durfte nicht an der Spitze des Sturmangriffes stehen, das war eine zu große Gefahr für das Unternehmen. Wem diese Ehre zuteil werden mochte und das Aufgebot Hagens anführen würde, das musste noch bestimmt werden. Vielleicht seinem Schwager, diesem Stand solch eine Ehre durchaus zu.
Rajodans Leute waren zudem entbehrlich, da nur Söldlinge und Landwehr in den Röcken von Bütteln. Um die gefallenen Streiter, gleich wie viele diese letztlich sein mochten, sollte sich Boron sorgen, nicht er. Was zählte auch schon ein gemeines Leben, wenn es um die Durchsetzung der Rechte des Adels ging?
Die bei dem im Sturmangriff gefallenen Ritter indes würden dagegen die Stammbäumen der jeweiligen Familien mit ihrem Mut doch aufs trefflichste zieren. Um seinen eigenen Ritter Gorwin von Eisenstein-Schleiffenröchte, seinem Vertrauten, mochte sich Rajodan indes ebenso wenig sorgen. Der Ritter hatte mehr als einmal bewiesen, dass er im Gefecht seine Haut zu verteidigen wusste. Es würde ihm wieder gelingen.
Zudem mochte es dem Baron von Eisenstein auch nicht ganz unrecht sein, wenn manch einer in der Runde auf dieser Art seinem jeweiligen Stammbaum durch ein besonderes Opfer auch besondere Ehre zu Teil werden lies. Und ohnehin hatte manch einer seiner Nachbarn zu viele Streiter unter Waffen.
„Was nun Euren Halbbruder und die seinen angeht, da habt Ihr wohl recht“, womit sich Rajodan auf die zuvor in einem unbedachten Moment vielleicht zu leichtfertig geäußerten Worte Hagens bezog.
„Es kann nur eine Möglichkeit geben: Er selbst und seine Nachkommen müssen vor allem nach dieser letzten Unverfrorenheit zur letzten Konsequenz geführt werden. Alles andere würde Euch stets einen Erzfeind sichern. Ihr könnte gewiss sein, dass selbst eine Abkehr von den Ansprüchen am heutigen Tag, in den kommenden Götterläufen wenig Wert haben wird. Wenn auch Angrond sich daran womöglich halten mag, solange er einen Nachkommen hat, werdet ihr keine Ruhe vor den Ansprüchen seiner Brut haben. Daher gebe ich Euch einen Rat, wenn ihr mit einem die Rechnung begleicht, so müsst ihr es gleich mit allen tun. Für derlei Vergehen, wie sich Eurer Bruder schuldig gemacht hat, kann es zudem nur eine Strafe geben, die Euch als Baron des Isenhags zu verhängen zusteht.“
Rajodan blickte Hagen eindringlich an. Der junge Baron von Dunkelforst forderte eine dritte Baronie für sich? Nun gut, dem stand Rajodan mehr als wohlwollend gegenüber und wollte seinen Beitrag leisten. Doch spätestens heute musste sich Hagen bewusst werden auch seinen Teil der Rechnung, sei es auch mit dem Blut seines Halbbruders, zu begleichen.
„Seiner Gemahlin jedoch will ich mich selbst annehmen.“
Kein Anzeichen der Begierde lag in seiner Stimme.
„Seid versichert, ihr wird von mir kein Haar gekrümmt und von ihr werdet Ihr auch keine Gefahr fürchten müssen. Mit dem Tod ihres Gemahls und ihrer Nachkommen erlöschen auch alle möglichen und unmöglichen Ansprüche der Dame auf Dohlenfelde. Doch mit Ihrer Familie will ich selbst noch eine Rechnung begleichen.“
Kurz glich der Blick des Eisensteiner dem eines Raubtieres, das hier schon reiche Beute wähnte.
Dem Grinsen des Ritters Korbrandt Leuerich von Bösenbursch war anzusehen, dass er dem Vorschlag des Eisensteiners, einen blutigen Sturmangriff auf Burg Dohlenhorst zu führen, nicht abgeneigt war. Und er würde alles dafür tun, der erste zu sein, der die Mauern der Burg für Rondra und Baron Hagen bezwingen würde – sollte er damit scheitern, würde er immerhin der erste sein, der an Rondras Tafel von diesem Kampf erzählen könnte. Wie gerne würde Korbrandt auf den Zinnen Dohlenhorsts die Klingen mit Ituberga von Liepenstein kreuzen, der Befehlshaberin der Garde Angronds, die für ihre Fähigkeiten mit dem Schwert berühmt war – und sie nach einem langen, heroischen Zweikampf zu Boron schicken!
Korbrandt verachtete die zumeist finsteren und undurchschaubaren Absichten des Eisensteiners zutiefst – aber er schätzte dessen Methoden, denn diese ließen Raum für Heldentaten. Doch alles in allem würde Korbrandt viel lieber gegen diesen Schurken von Baron kämpfen, als an dessen Seite.
Aber dies war einzig Hagens Entscheidung, die er respektierte. Er war schließlich der allzeit treue Waffenmeister des Barons zu Dunkelforst, Baruns Pappel und Dohlenfelde.
Erlan von Sindelsaum war über den Fortgang der Ereignisse mehr als unzufrieden. Heute morgen noch hatten sie mit einem leichten Sieg gerechnet, und nun standen sie hier im Regen vor der Burg und es schien fast so, als wäre Angrond bereit zu kämpfen und sterben. Müde schüttelte er den Kopf.
Darüber hinaus machte der Eisensteier Baron jetzt auch noch merkwürdige Vorschläge.
„Ein Sturmangriff wäre Wahnsinn. Die Verluste wären enorm und der Ausgang ungewiss. Wir wissen nicht wie gut sich Angrond vorbereitet hat. Auch sollten wir doch bei aller Feindschaft die Gebote der Ehre nicht über Bord werfen. Ein Brudermord wäre nicht nur unmoralisch, sondern würde auch noch euren Feinden in die Hände spielen und euren Ruhm weiter schädigen. Ich bin eindeutig dafür die Burg erst sturmreif zu schießen, bevor wir irgendwelche Sturmangriffe starten.
Sobald der Regen aufgehört hat werden meine Leute mit den Vorbereitungen beginnen. Wir werden damit anfangen Verschanzungen zu errichten. Dabei können wir viele Hände brauchen. Zuerst werden wir hölzerne Schutzwände errichten. Unter deren Schutz begeben wir uns bis auf Rotzenschussweite an die Burg heran. Dort werden wir die großen von mir mitgebrachten Weidenkörbe aufstellen und mit Erde auffüllen. Des weiteren müssen Erdwälle als Schutz aufgeworfen werden. Alles kein Problem es wird nur ein wenig dauern und so lange werden wir unter dem Beschuss der Rotzen stehen. Wenn wir uns erstmal eingegraben haben, können wir die Burg sturmreif schießen.
Das Komische ist, dass Erde Rotzenkugeln viel besser absorbiert, als Steinmauern. Wir sitzen also am längeren Hebel. Das Ganze wird dann allerdings ziemlich unangenehm und blutig. Wir müssen die feindlichen Geschütze ausschalten. Dafür werden wir Feuertöpfe in die Burg schießen. Es kann gut sein, dass die Schäden an Burg und Bewohnern groß sein werden.
Das Gelände verbietet es uns leider, die Burg zu unterminieren. Sobald wir ein paar Lücken geschossen haben müssen unsere Truppen die Besatzung im Handgemenge überwinden. Die Baumeister hier waren sicher keine Idioten, und daher müssen wir mit einigen Verlusten rechnen. Letztlich wird die Burg aber an uns fallen.
Ich plädiere aber dafür eine andere Lösung zu finden. Ein solches Blutbad kann nicht in unserem Interesse liegen. Sobald es aufgeklart hat sollten wir Angrond, oder einen Vertreter einladen, unser Heer zu inspizieren. Das birgt natürlich die Gefahr, dass er weiß was ihn erwartet, aber andererseits sieht er dann auch, dass sein Kampf hoffnungslos ist. Wir sollten dem Gesinde und anderen Nichtkombattanten auch Freies Geleit anbieten. Für Angronds Familie können wir das freilich nicht. Ich werde ihm auch anbieten, sich bei mir in ehrenhafte Gefangenschaft zu begeben. Ich werde für sein Leben bürgen und ihn schützen, doch dafür muss er allen Widerstand in Dohlenfelde einstellen.“
Erlan beendete seine kleinen Vortrag und blickte ernst in die Runde. Die Aussicht, die Burg sturmreif zu schießen, gefiel ihm nicht. Technisch würde es wohl gut zu schaffen sein, aber es würde hässlich werden, sehr hässlich.
Rajodan schüttelte den Kopf. Er konnte kaum glauben, mit welch zaghaften Verbündeten sich Hagen eingelassen hatte. Aber was mochte man von einem Koscher erwarten?
Die Erfahrungen bei der Tannwacht und Draustein hatten gezeigt, dass mit solch wenigen Geschützen, wie sie hier zur Verfügung standen eine Burg recht lange aushalten mochte. In Erlans Rede klang dies alles recht einfach. Bei der Draustein hatte zudem eine Vielfalt der horasischen Belagerungskunst Anwendung gefunden, und dennoch war solch ein Vorgehen ein äußerst langwieriges gewesen.
Rajodan war davon überzeugt, dass der Herr von Sindelsaum, so überzeugend er in seiner Beschreibung das Vorgehen schilderte, er letztlich nur einen Ausweg suchte, um das entscheidende Gefecht zu umgehen. Wie er schon das Wort blutig ausgesprochen hatte! Angrond würde bei diesem Vorgehen wohl eher aus Überdruss kapitulieren, denn aufgrund der hohen Verluste.
Welch Feigling! Noch dazu, wollte er den Feind einladen das Lager zu inspizieren. Als wüsste Angrond nicht, was sich vor seinen Mauern versammelt hatte, wollte Erlan diesem auch noch einen besonderen Blick gewähren! Angrond hatte wenigsten den Mut, seinen Gegner die Stirn zu bieten. Es würde im Lager kaum mehr geben, was ihn nun noch mehr Respekt einflößen würde, als es bereits geschehen war. Und davon hatte er sich bisher nicht beirren lassen.
Rajodan würde jedoch weiter auf seine Position beharren. Auf den Widerstand, den Angrond dem rechtmäßigen Baron von Dohlenfelde entgegen bot, konnte es nur eine Strafe geben, eine Strafe, die ein Isenhager Baron schon bei geringeren Delikten aussprach. Und welche Gegenseite mochte es dann noch geben und sich Hagen entgegenstellen, wenn es keinen Angrond mehr gab, der ihm Dohlenfelde streitig machen konnte? Wie auch immer sich Hagen hinsichtlich seines Halbbruders entscheiden mochte, auf seine eigene Geisel, das hatte Rajodan in seiner Rede deutlich gemacht, würde Rajodan nicht verzichten – mochte der Herr von Sindelsaum auch den größten Preis lediglich fürs herumsitzen einstreichen.
Nun versagte Rajodan jedoch jedweden Kommentar zu Erlans Ausführungen. Seinen eigenen Standpunkt hatte er klar gemacht, er mochte dem nichts hinzufügen.