Dohlenfelder Thronfolgestreit - Das Lager der Löwen

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Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
F25. Epilog
13. Tra 1033 BF
Das Lager der Löwen
Das Wolfssteiner Lager


Kapitel 71

Die Lage in Dohlenfeld
Autor: Reichskammerrichter, weitere


Nordmarken, 1033

Das Gefolge ’des Löwen’ hatte seine Lagerstatt in der Nähe des Wolfssteiners, zwischen dornigen Hanghecken und fünf schattenspendenden Buchen aufgeschlagen. Vier geräumige Turnierzelte in den Farben rot weiß, schwarz weiß, blau weiß und blau gelb bildeten dabei das Zentrum des beschaulichen Außenlagers. Arlan Stepahan hatte die Lanze Flusswacht und Schildwacht unter seinen alten und treuen Waffenbrüdern Lûran Falkraun und Rhégend Taladan zum Heerbann geführt. Befehligt von ihm und seinem Schwertvater Arnvald Wellenstein dem schwarzen Fels und Heermeister Drausteins.
Dies war alles was die Stammlande der Stepahan so kurz nach dem verlorenen Unabhängigkeitskampf aufzustellen vermochten. Immerhin hatten diese annähernd ihre Sollstärke erreicht. Manch Waffenknecht und Freier unter dem Banner des weißen Löwen sah sich hier dem Feinde von einst gegenüber. Doch selbst hinter vorgehaltener Hand wagte keiner von ihnen den Befehl ’des Löwen’ in Frage zu stellen. Zu groß war die Furcht vor ihren gestrengen Herren die schwatzende Gefolgsmänner nicht sonderlich schätzten und in früheren Tagen selbige auch schon mal die lose Zunge herausschnitten.
Arnvald Wellenstein hatte Hylgwen, eine großgewachsene Kundschafterin und einige weitere Männer und Frauen mit der Sicherung der Umgebung beauftragt. In diesem Tal sollten sie sich den neugierigen Blicken des streitbaren Anverwandten des rechtmäßigen Herrn von Dohlenfelde entziehen können. Überraschungen schätzen die Drausteiner nicht und deshalb trafen sie Vorkehrungen diesen zu begegnen.
Mit dem kleinen Tross führte Arlan Stepahan gut ein Halbbanner an. Mit ihm selbst waren sie vier Ritter vom Schwertbund der Weißen Löwen zu Draustein. Desweiteren zwei Knappen, Arnbrecht Wellenstein der Sohn seines Schwertvaters Arnvald Wellenstein und Thalania von Draustein zu Carn Ferhal, eine Anverwandte mit dem Blute ’der Löwen’ aus dem nostrischen Seenland und Schildmaid von Ritter Lûran. Auch verfügten sie über drei Bannerträger, darunter die erfahrenen Hauptfrau der Burgwache Nebelwachts, Khorena Dunlaith, zwei Schreiber und zehn Waffenknechte. Da so mancher der Mannen und Frauen noch nicht einmal einen ganzen Götterlauf in den Diensten ihrer Herren stand, nutzte der Heermeister Drausteins jede zur Verfügung stehende Tagesstunde für die Feldausbildung des zum Teil recht unerfahrenen Haufens. Unablässige Befehle und Waffenübungen erfüllten die Lagerstatt und verlangten von den Kämpfenden Schweiß, Blut und blaue Flecken. ’Der Löwe’ selbst maß sich mit seinen Freunden im Umgang mit Schild, Streitkolben und der Mordaxt sowie dem Langen Schwert. Auch das Ringstechen mit der Kriegslanze in Platte aus vollem Galopp - erfreute sich zumindest unter der beschaulichen Ritterschaft großer Beliebtheit.
Dass viele Augenpaare den Drausteiner mit Argwohn oder Misstrauen folgten wusste man bereits seit Eisenhuett. Bei Beratungen hielt man sich so lange Bedeckt bis der Ratschlag der Löwen eingefordert wurde. Nur mit wenigen der Anwesenden neben der Familie Sturmfels und Quackenbrück sprach man in freundschaftlichem Worte, zu tief saßen auf beiden Seiten die schrecklichen Erlebnisse der letzten Jahre - als man sich noch gegenseitig den kalten Stahl bis zum Heft durch den Leib stach. Aber die schicksalhafte Fügung der Sturmherrin selbst hatte ihren Herrn mit Angrond von Sturmfels im rondragefälligen Zweikampf verbunden und Arlan Stepahan hatte sein Wort gegeben dem ehrenhaft überwundenen Streiter bei seinem achtbaren Unterfangen beizustehen.

„Die Baronin zu Ambelmund! Das erinnert mich daran, dass ich immer noch nichts Konkretes weiß über das Schicksal von meinem Sohn Amaldus. Soweit ich weiß, ist Wunnemines Vater verschollen. Unabhängig von der Sache mit Dohlenfelde werde ich die Gunst der Stunde nutzen und mit Wunnemine unter vier Augen sprechen, ohne diese neugierigen Lîfsteiner wohlgemerkt.“ Der Wolfssteiner schien nun wieder mehr Aufmerksamkeit der Umgebung zu schenken als seinen düsteren Gedanken. „Nun denn, meine Ritter und Knappen, dann wollen wir ebenfalls strammen Schrittes zum Zelt des Sturmfelsers aufbrechen. Die Praiosscheibe stand tiefrot über den Ingrakuppen heute Morgen, ein untrügliches Zeichen dass dieses Kapitel mit Stahl und Blut entschieden wird.“
Lechdan gürtete sein Langschwert und stapfte als erster aus dem Zelt, seine Vasallen Magorn Fenwasian und Rakon von Wolfsstein-Schleiffenröchte sowie seine beiden Knappen direkt hinter sich. Die Aufmerksamkeit der Wolfssteiner wurde jedoch von den Waffenübungen der Drausteiner in Anspruch genommen.
„Sieh an, die Stepahan. Wie immer im steten Dienst an der Leuin, will mir scheinen.“, interessiert folgten die grauen Augen Lechdans dem Ringstechen der Drausteiner Ritter.
„Die Stepahan müssen gute Gründe haben, hier zu sein. Wenn Sie einmal einen Verbündeten gewählt haben, gilt dies zumeist für die Ewigkeit.“, ergänzte Magorn, während er die Wappen der Drausteiner musterte. Als Mitglied des ebenfalls uralten albernischen Hauses Fenwasian stand er den Stepahan zumindest deutlich näher als den jüngeren albernischen Häusern. Man achtete und schätzte sich.
Rakon hingegen brummte nur missmutig und strich desinteressiert sein samtenes Wams glatt. Er hatte ganz persönliche Gründe Albernia nicht sonderlich zu mögen. Das häufig polternde, anbiedernde und engstirnige Gehabe vieler albernischer Adeligen war dem standesbewussten Rakon zuwider.
„Nun denn, wir müssen eh am den Zelten der Stepahan vorbei, dann ist es auch nur angebracht, dem Herrn von Draustein die passende Ehre zu erweisen“, entschied der Baron. „Die donnernde Leuin sei mit euch, Ritter Drausteins. Der Herr von Wolfsstein und seine Vasallen grüßen das altehrwürdige Haus Stepahan.“, sprach Lechdan laut und vernehmlich. Den Ritter in Vollrüstung und heruntergeklappten Visier konnte er nicht erkennen. Aber es musste einer der Vasallen Arlans sein, vielleicht gar der Baron höchst selbst.
„Dies sind mein Vetter, Rakon von Wolfsstein-Schleiffenröchte, der Edle zu Marderau, sowie mein Leibritter, Magorn Fenwasian, der Junker auf Burg Nadelfels. Sowie meine beiden Knappen, Folcrad vom Berg aus dem jüngeren Hause und Prianna von Krotenau. Mit wem haben wir die Ehre?“
Der unbekannte Ritter hatte sein Pferd gezügelt und reichte der eilig hinzu gesprungenen Schildmaid Lanze und Schild. Magorn Fenwasian sah nun deutlich den Falken auf dem eisenbeschlagenen Holzschild des Ritters und wusste nun sicher zu sagen, dass es sich bei dem Ritter um einen Abkömmling aus dem Steinvasallengeschlecht Falkraun handeln musste, den Herren von Flusswacht. Die schüchtern wirkende Knappin verneigte sich ehrerbietig vor den Frauen und Männern von Stand ehe sie die Waffen davon trug und sorgsam an einem Zelt in den Farben blau und gelb ablegte. Danach rannte sie zu einem großen weißroten Turnierzelt und verschwand in selbigem.
Geübt stieg der schwer gerüstete Kämpe von seinem Streitross und nahm den Topfhelm vom Haupte. Seinen weißen Wappenrock zierte auf der Brust ein rotbesticktes Schild mit einem weißen Löwen: „Die göttliche Sturmbringerin auch mit Euch - Euer Hochgeboren und ebenso mit den Frauen und Männer von Stand und altem Blute die sich in Eurem Gefolge finden lassen.“, sagte der Ritter. Ehrerbietig schlug der Gerüstete seinen Panzerhandschuh auf die eiserne Brust und verneigte sich achtsam. Dabei suchten die Augen des Ritters anerkennend die Gestalt des Mannes mit dem Gefolgschaftswappen der schwarzen Distel auf goldenem Grund. „Ich bin Ritter Lûran Falkraun von Schildwacht zu Draustein. Nacheinander reichte er den von Baron Lechdan Mykena von Wolfsstein vorgestellten Rittern den Schwertarm.
In diesem Moment wurde auch der schwere Zelteingang umgeschlagen. Zwei Männer verließen das dunkle Innere. Der eine kräftig und massig – ein wahrer Bär von einem Manne und gut zwei Schritt groß mit dichtem Bart und buschigen Augenbrauen. Der andere Mann – gut ein Spann kleiner, schritt aber diesem selbstsicher voran. Seine stolze Haltung und die weißroten Farben seines Wappenrockes verrieten Rang und Namen. Unter den Wappenröcken beider Streiter erkannte man beim näher kommen rundgenietete Panzerhemden aus unzähligen engmaschigen Flachringen, welche wie eine eiserne Haut das Fleisch und Blut Drausteins beschützten.
„Rondra mit Euch und den Euren, Euer Hochgeboren!“ Sittsam entsandte Arlan Stepahan seinen Schwertgruß an seinen Feldnachbarn. „Dies ist der Heermeister Drausteins“, sagte der Baron wies auf den bärtigen Hünen an seiner Seite „Arnvald Wellenstein, Herr von Nebelwacht“ und stellt so den Sitten gemäß die ’Pranke des Löwen’ vor. ’Der schwarze Fels’ neigte grüßend sein Haupt und unterstrich sein stummes Grußwort in dem er seine Schwerthand rondrianisch auf sein Herz legte. „Es ist mir eine Freude Euch hier im Lager der Weißen Löwen begrüßen zu dürfen“, fuhr ’der Löwe’ weiter fort, während Arnvald Wellenstein das Gefolge des Wolfsteiners im Stillen bemaß. Dem Wolfssteiner war aufgefallen, dass das Aufgebot der Stepahan recht überschaubar war.

Prianna stand leicht versetzt hinter dem Baron von Wolfsstein – nicht nur, weil sie den Ritterschlag noch nicht erhalten hatte, sondern weil es ihr so leichter fiel, ihre Abneigung gegen die Albernier zu verbergen. Sie wusste, dass ihr Herr ein gewisses Maß an Verständnis aufbrachte, doch sie mit Sicherheit maßregeln würde, sollte sie in seiner Anwesenheit mit ihrem Auftreten sein seine Gesprächspartner beleidigen. Nicht, dass dies in ihrer Absicht lag. Diese Männer aus Draustein erinnerten sie immerhin ein wenig an die ehrwürdigen Ritter aus den Nordmarken. Sie gaben sich offenbar alle Mühe, trotz ihrer Herkunft weltmännisch und rondrianisch zu erscheinen. Wobei die Zeit erst zeigen musste, was wirklich in diesen Rittern steckte. Ob sie in der Schlacht ehrwürdig streiten oder hinterhältig morden würden… Die Mimik der Knappin verriet ihre Gedanken nicht. Sie stand einer Statue gleich da, ließ ihren naturgemäß so kühl wirkenden Blick aus den eisgrauen Augen langsam schweifen, ohne dabei auch nur einen Moment zu lange auf den Drausteinern zu verharren und wartete geduldig, dass ihr Herr sich weiterbewegen würde.

Lechdan von Wolfsstein lächelte leicht, als Arlan ihm den Heermeister vorstellte. Die in Leder und Samt gekleideten Wolfssteiner Ritter wirkten gegenüber den gerüsteten und gewappneten Drausteinern fast, als wären Sie zu einem Plausch hier angereist, aber das mochte täuschen. Dass sowohl Lechdan als auch Rakon und Magorn das Schwert gegürtet und den traditionellen Wolfspelz über den Schultern trugen, zeigte dass man sich hier auf einem Kriegszug befand und die Angelegenheit ernst nahm. Alle drei trugen gedeckte Farben, zumeist schwarzes Leder, Samt und Linnen. Neben dem Wolfspelz war ein edel gefertigtes Jagdmesser ein weiteres gemeinsames Merkmal.
„Es erfreut mein Herz altes albernisches Blut hier an diesem Orte zu sehen, Hochgeboren Arlan. Der Ruf der Stepahan eilt euch natürlich voraus, Angrond von Sturmfels mag sich glücklich schätzen die Ritter der Weißen Löwen an seiner Seite zu wissen, fürwahr.“ Während Junker Magorn den Drausteinern ebenfalls den rondrianischen Gruß entbot, hielt sich der Edle Rakon eher zurück. Die Familienverwandtschaft zum Baron war dem Edlen in Gesicht und Statur anzusehen – hoch gewachsen, jedoch eher sehnig und schlank, ein dichter, kurz geschorener Vollbart, sowie dunkle Haare, die zu einem Zopf getragen wurden. Rakons Gesichtszüge waren jedoch weicher und weniger markant als die seines älteren Vetters Lechdan. Dafür umspielte jedoch ein steter Spott die Lippen Rakons und seine Augen maßen sein Gegenüber häufig mit einer gewissen Arroganz, während Lechdan eher einen harten Ausdruck auf dem Antlitz führte und seinen Gesprächpartnern zumeist recht direkt und offen gegenüber trat.
Luran und Arnvald musterte Rakon nur kurz, dem Baron zu Draustein schenkte er jedoch mehr Aufmerksamkeit und musterte diesen aufmerksam.
„Wie ich bereits eurem treuen Vasallen Luran Falkraun mitteilte, sind dies meine treuen Vasallen Rakon von Wolfsstein-Schleiffenröchte, Edler zu Marderau und Magorn Fenwasian, Junker auf Burg Nadelfels. Sowie meine beiden Knappen, Folcrad vom Berg j.H. und Prianna von Krotenau.“
„Die donnernde Leuin zum Gruße, Hochgeboren“, grüßte Junker Magorn knapp. Der Ritter aus dem uralten Hause Fenwasian schenkte den Drausteinern ebenfalls ein verhaltenes Lächeln.
„Die Zwölfe zum Gruße!“, ließ auch die Knappin vernehmen, als sie vorgestellt wurde, wobei sie die Zwölfe recht betont aussprach, den Baron Arlan Stepahan jedoch nur kurz ansah, ansonsten aber weiteren Blickkontakt mit ihren Gegenüber vermied.
„Seid bedankt für Eure Ehr zusprechenden Großworte Euer Hochgeboren“, nahm Arlan die achtbaren Worte des Wolfsteiners auf und sah dann nacheinander in die ihm vorgestellten Antlitze. Dabei verharrten die grüngrauen Augen des Familienoberhauptes der Stepahan einen gefälligen Augenblick auf dem Ritter des Hauses Fenwasian. Arlan sah für einen Moment hoch zur Praiosscheibe: „Ich würde Euch und Eure Vasallen gerne zu einem Umtrunk laden. Sagen wir heute Abend zur zweiten Stunde des listenreichen Fuchses – wenn keine dringlicheren Gründe oder Aufgaben uns von einer persönlichen Unterredung abhalten.“
Der Wolfssteiner Baron nickte zustimmend. „Gerne werden wir eure traviagefällige Geste entgegen nehmen und uns in eurem Zelte einfinden, Hochgeboren Arlan. Hoffen wir bei den Göttern dass uns heute Nacht keine Überraschungen bevorstehen. Sofern ihr nichts einzuwenden habt, würde ich den Ritter auf der Hirschenau aus dem Gefolge der Baronin zu Tommelsbeuge als Gast mitbringen, er ist sozusagen ein Freund der Familie. Ich habe sein Banner noch nicht entdecken können, aber ich habe keinen Zweifel, dass er hier ist.“

…Kurz bevor die Schar um Lechdan von Wolfsstein und Arlan Stepahan das Zelt Angronds erreichen, treffen sie auf den Ritter greifhold von Krotenau.
Ritter Greifhold von Krotenau schritt den Herren aus Wolfsstein und Draustein entgegen. Beide waren wichtiges Verbündeten und dementsprechend sollten sie gewürdigt werden. Zunächst würde er sie wohl als Ritter seines eigenen Herrn, aber auch Verbündeter Angronds von Sturmfels willkommen heißen und sie zu diesem geleiten. So war er nicht allein und eine Getreue Angronds schritt an seiner Seite.
In Wolfsstein war der Ritter nicht unbekannt, war er doch mehr als einmal dort bereits zu Gast und die Knappin des Barons von Wolfsstein seine Base. Er galt wohl als getreuer Gefolgsmann des Barons von Eisenhuett, doch war es kein Geheimnis, dass er sich gar prächtig mit des Barons Bruder und Lehnsvogt verstand und nicht selten auch auf dessen Wunsch, doch niemals gegen seinen Herrn, handelte.
Prianna von Krotenau hatte ihren Verwandten entdeckt, als dieser noch viele Schritte von ihnen entfernt war und erstmals stahl sich ein Lächeln in ihr Gesicht, wie ein Sonnenstrahl an einem klaren Wintertag. Gerne wäre sie ihm entgegen geeilt, um ihn zu begrüßen, doch lag es an Greifhold oder ihrem Herren, die ersten Worte zu tauschen und so musste sie sich wieder einmal in Geduld üben. Für persönliche Worte würde später noch Zeit sein.
„Die Zwölfe mit euch, Ritter Greifhold. So kann euer Herr nicht weit sein, wenn ihr uns schon begrüßt. Meine Knappin wird sich sicher freuen mit euch ein paar Worte wechseln zu können. So geleitet uns und den Herren Drausteins doch in das Stabszelt, Greifhold.“ Für Greifhold nicht sonderlich überraschend fiel die Begrüßung durch den Wolfssteiner Baron recht hemdsärmelig und wenig dünkelhaft aus – ein freundlicher Schulterklopfer Lechdans unterstrich dies.
Aus dem Zelt Angronds kam ein vor Wut schnaubender Bernhelm von Lîfstein geschossen und verschwand in Richtung seines Zeltes. Kurz darauf folgte ihm sein Bruder Hagen. Für Leute, die an dem Zelt des Junkers vorbei gingen, war zu vernehmen, dass sich die Brüder nicht gerade leise unterhielten. Auch schien es bei den Kämpfern aus Lîfstein und Schrazelroth Unruhe zu entstehen, so als ob es irgendwelche überauswichtigen Neuigkeiten geben würde.
Prianna von Krotenau sah den beiden nach, bevor sie mit zwei schnellen Schritten an ihrem Schwertvater vorbei zu ihrem Vetter trat. „Rondra zum Gruße, Greifhold!“ Sie ergriff seinen Arm und sah ihn fragend an. „Sag, weißt du, was uns dort im Zelt erwartet?“ Ihr Blick wanderte kurz hinüber zu dem Lîfsteiner. „Gibt es schlechte Nachrichten?“
Auch der Wolfssteiner Baron blickte den Lîfsteiner Brüdern stirnrunzelnd hinterher. Priannas Frage damit bestätigend, schenke auch er dem Ritter aus Baron Garmwart von Quakenbrücks Gefolge einen fragenden Blick.

Bevor jedoch Greifhold die Gelegenheit erhielt, auf die Frage zu antworten, vernahmen sie die schweren Schritte zweier gerüsteter Männer, die hinter ihnen auf den Zelteingang zuhielten. Der ältere, der schon viele Götterläufe zählen mochte und dennoch das stolze Auftreten eines Anführers hatte, war Torgus von Albenbluth-Lichtenhof, Offizier a. D. und wie es hieß, sogar recht nahe verwandt mit Angrond. Der jüngere Mann war sein ältester Sohn und Erbe, Lucrann, der seinen Ritterschlag von Bernhelm von Sturmfels erhalten hatte. Beide galten als langjährige Verbündete des Hauses Sturmfels.
Die beiden Männer grüßten im Namen Rondras in Richtung der hohen Herrschaften. Der Alte nickte und lächelte knapp, als er Lechdan von Wolfsstein unter den Männern erblickte.