Dohlenfelder Thronfolgestreit - Chaostage in Twergenhausen II

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Texte der Hauptreihe:
K28. Sieg
K95. Kajax
F25. Epilog
29. Pra 1032 BF
Chaostage in Twergenhausen II
Chaostage in Twergenhausen I


Kapitel 48

Praios‘ Auge abgewandt

Nordmarken, 1033

„Eberhard erkläre er mir das.“ Alvide von Eichental deutete auf ein Schriftstück. „In Twergenhausen hat eine Gruppe Bewaffneter den Bürgermeister Glapendick, oder so ähnlich entführt und eine andere Gruppe Bewaffneter hat versucht sie aufzuhalten. Es gab wohl ein wenig chaotische Zustände und die Leute, die helfend eingriffen wurden festgenommen, während die Entführer entkamen. Nicht jedoch ohne eine Reihe braver Bürger dahin zu schlachten. Die Leute die festgenommen wurden behaupten nun sie hätten sich mit Informationen an euch wenden sollen und das sie über Mittelsmänner angeworben worden sind. Was steckt dahinter?“
Der gestandene Söldnerführer Eberhard von Vardock hatte die Tirade seiner Heerführerin still hingenommen. Er der er es gewohnt war vom Fürstenhorter Vogt angebrüllt zu werden hatte schon schlimmeres erlebt. Dennoch wurde er etwas unsicher. Es war eigentlich nicht geplant gewesen, dass die Leute in Twergenhausen schon so früh eingriffen und noch dazu erwischt wurden. Sorgsam legte er seine Worte zurück. „Ich habe diese Leute über Mittelsmänner angeworben und ihnen den Auftrag gegeben in Twergenhausen ein Auge auf die Geschehnisse zu halten. Sie sollten eingreifen, wenn etwas gegen Hagens Interessen geschehen sollte. Diese Entführung des Bürgermeisters fällt sicherlich darunter. Es ist nur bitter, dass sie dabei gefangen genommen werden konnten und die Entführung sogar glückte.“
Die Wahrheit würde er Alvide nur über seine Leiche verraten. Roban von Fürstenhort würde ihn aufspüren und gnadenlos töten lassen, wenn er berichten würde, dass eigentlich der Vogt hinter der Sache steckte.
Alvides Gesichtszüge hatten sich verhärtet. „Einer von der Bande wurde gar erschlagen. Die Entführer töten noch den Leibwächter des Bürgermeisters, einen Bäckergesellen und einen Flussgardisten. Dabei wurden zwei von der Bande zu Boron geschickt.“
Eberhard hörte sich den Bericht stumm an. Die Entführer schienen eine Horde hartgesottener und blutgieriger Schlagetots gewesen zu sein.
Alvide fuhr fort „Ein barönlicher Zöllner konnte einen verwundeten Adligen gefangen nehmen und hierher schaffen. Es handelt sich um einen Gefolgsmann des Gernebruchers. Scheint also eine Adelsaktion gewesen zu sein…“
Mitten in ihren Ausführungen platzte ein abgehetzter Posten in das Zelt herein. „Der Spähtrupp ist zurück!“ rief er völlig außer Atem. Alvide sah ihn ungehalten an. „Das ist noch lange kein Grund einen solchen Aufstand zu veranstalten.“ Herrschte sie den Posten an. Dieser zuckte zusammen, nahm Haltung an und sammelte sich kurz. „Der Spähtrupp ist zu Fuß unterwegs und der Herr von den Silberfällen fehlt.“ Alvide schaute den Mann für einen Moment sprachlos an. „DAS GIBT’S DOCH GAR NICHT. WAS GEHT HIER VOR?“ poltere sie und machte sich an den Weg zum Tor, wo gerade der Spähtrupp erschöpft ins Lager wankte.
Die Geschichte war schnell erzählt und die Heerführerin war wenig erbaut. Balinor war ein guter Mann und ihn in der Hand von irgendwelchen horasischen Soldknechten zu wissen war kein sehr beruhigender Gedanken. Dennoch konnte sie daran im Moment wenig ändern. Der Kampf hatte gerade erst angefangen und es würde sicher noch viele Gelegenheiten geben Gefangene auszutauschen. Der Verlust der Pferde war ebenfalls einschneidend. Die verlorenen Waffen und Rüstungen konnten leicht ersetzt werden und dennoch war die gesamte Episode mehr als ärgerlich.
Während sie dem Spähtrupp nachsah, wie er auf die Quartiere zuwankte winkte sie eine kräftige Hauptfrau heran. „Barmine. Sorg dafür, dass mehr Kundschafter ausrücken. Wir suchen nach einer Gruppe von ungefähr vier Bewaffneten, die eine Geisel bei sich haben. Einer der Entführer soll ein rechter Hüne sein. Die Späher sollen in Zweiertrupps ausrücken und nur auf dieser Seite des Darlins suchen. Eine Grenzverletzung nach Wichtenfels ist keinesfalls hinnehmbar. Sollten die Späher die Gruppe finden holt einer Hilfe, während der andere sie weiter verfolgt. Schickt auch einen Boten nach Dohlenhorst hoch. Ich will hier unten einen Trupp Reiter sehen. Unsere eigenen sind zu kostbar, um sie bei einer solchen Aktion zu gefährden.“
„Jawohl, Hochgeboren!“ klang es lediglich von der Frau, als sie sich umwandte um ihre Befehle auszuführen. Alvide drehte sich wieder zu Eberhelm um. „Der Stadtrat Twergenhausens ist naturgemäß recht aufgebracht darüber, dass ihr Bewaffnete in der Stadt verstecket habt. Wir werden uns wohl eine gute Ausrede ausdenken müssen, um die Stadt zu beruhigen. Letztlich haben die Schlagetots ja für eine gute Sache gekämpft. Ich werde mich nach Dohlenhorst aufmachen und mich dort mit den Leihenhofs beraten. Ihr übernehmt solange das Kommando.“
Sprachs und wollte sich abwenden, als ein Posten einen Reiter ankündigte. Sofort gingen Armbrustschützen in Position, bis sich der Reiter auf Schussweite genähert hatte und anhielt. „Wer seid ihr und was wollt ihr hier?“ rief eine Torwache zu dem Unbekannten herüber.
„Ich bin Waldeslaus und ich bringe eine Nachricht aus Koschtal.“
Die Torwachen schauten sich fragend an, doch Eberhard neigte sich vor und flüsterte Alvide ins Ohr. „Euer Mann schickt ihn.“
Alvide hätte Eberhard für diesen Satz am liebsten die Faust ins Gesicht geschlagen, doch nickte sie nur und gab Befehl den Reiter einzulassen und in ihr Zelt zu geleiten. „Eberhard, wenn es noch mehr Geheimnisse gibt solltet ihr sie schnell rausrücken, sonst wird es euch schlecht ergehen.“ Polterte Alvide kaum, dass sie ihr Zelt betreten hatte.
„Ich wusste nur von dem Trupp in Twergenhausen und dem Losungswort, dass Agenten eures Gattem gebrauchen würden, wenn sie Kontakt aufnehmen würden. Das ist alles.“ Beteuerte der Söldnerführer. Alvide blickte ihn lang an und es wurde offenbar, dass sie nicht so recht überzeugt war.
Die Zeltplane wurde zur Seite geschlagen und der Mann, der sich als Wenzeslaus vorgestellt hatte trat ins Zelt ein.
„Mein Gatte schickt euch also. Was hat er den auf dem Herzen?“ fragte Alvide den Mann gereizt.
Dieser verneigte sich. „Ich bin Wenzeslaus Andergaster und ich stehe euch von nun an zur Verfügung. Ich bin ein Abgänger der Kampfakademie zu Andergast und wurde entsandt, um euch gegen die eventuellen magischen Attacken der feindlichen Partei abzuschirmen.“
Verblüfft blickte Alvide Wenzeslaus an. Erlan schickte ihr einen Kampfmagier und das nur einen Tag, nachdem sie selbst von einem feindlichen Magier erfahren hatte. Das konnte alles nicht sein und trug so gar nicht Erlans Handschrift. Sie würde die Augen offen halten müssen und Eberhard ein wenig im Auge behalten, damit der nicht auf dumme Gedanken kam. Irgendwas verbarg er jedenfalls.

Wenig später stand Alvide vor Ansoalda und Roklan von Leihenhof. Die Baronin machte einen gereizten Eindruck, doch der Baron Galebquells hatte sich wie immer gut im Griff und ließ sich nichts anmerken. „Es scheint so, als ob mein Hauptmann Eberhard von Vardock etwas übereifrig gewesen ist. Er hat scheinbar einen Trupp Kämpfer angeworben, um ein Auge auf die Entwicklungen in Twergenhausen zu haben. Sie sollten Umtriebe von Angronds Seite verhindern und genau das haben sie versucht. Sie haben so gesehen kein schlimmes Verbrechen begangen, da sie zum Wohle der Stadt gehandelt haben. Die Frage ist nur, wie wir das am besten der Stadt verkaufen und die Leute aus dem Kerker bekommen. Der Trupp scheint ja recht handfest zu sein und könnte uns sicher noch von Nutzen sein. Indes habe ich Späher ausgesandt, um die Entführer aufzuspüren, aber ich räume einer solchen Aktion nur wenige Erfolgschancen ein. Die sind vermutlich längst über alle Berge.“ Kurz unterbrach Alvide ihren Redefluss, um kurz darauf fortzufahren. „Es gibt noch andere schlechte Nachrichten. Der Spähtrupp geriet in einen Hinterhalt der feindlichen Söldner und Balinor von den Silberfällen wurde gefangen genommen. Der Rest des Haufens ist mittlerweile zurückgekehrt, aber ohne Waffen, Pferde und Rüstungen. Das ist alles sehr ärgerlich, aber kein Beinbruch. Jetzt gilt es ruhig zu bleiben und Angronds Schlag abzuwehren. Aussitzen und die Stellung halten, dass ist alles was wir tun müssen, um diesen Streit zu beenden.“