Die erste Nacht Teil 3

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:Fürstenhort, 1030
„Sauber, eure bunten Deckchen faltet ihr also schon, Söhnlein. Dann will ich euch wohl hoffen, dass ihr später auch in eurer Stube Ordnung halten werdet, ohne dass ich euch Burschen die Hanghasenhaxen lang ziehen muss", knurrte der schwarzbärtige Zwerg zu Viridian, der auf einmal in der Tür stand und eine weitere Maid zu ihnen in die Kammer schob. Die zierliche Elvine kam als letzte in den Raum und musste mit einem zugigen Winkel vorlieb nehmen.
"Und ich will kein Gebalge über die Betten hier hören, ihr werdet hier ohnehin nur eine Nacht hier im Ritterhaus verbringen. Meister Kuniswart euch allen dazu noch etwas sagen - denn denkt dran, wenn ihr Knappen des Fürsten sein wollt, müsst ihr euch allzeit würdig erweisen." Profoss Endracosch, Sohn des Endrasch, hatte die Tür schon fast wieder hinter sich zugezogen, als er noch einmal innehielt.
"Und wenn ihr noch etwas habt, dass ihr Meister Kuniswart Obhut überlassen wollt, so könnt ihr das auch gleich mir geben. Wann ihr eine Klinge tragt, bestimmen allein Seine Durchlaucht und er. Seid aber gewiss, dass dies noch nicht allzu bald der Fall ein wird."
Calderine Vea von Lilienthal hatte die Worte ihres Dieners, daß ihre Sachen bereits in dem ihr zugedachten Raum gebracht seien, gar nicht richtig vernommen. Der Grund hierfür waren die gemischten Gefühle, die sich in ihr breit machten. Die Freude es geschafft zu haben und der Beginn von etwas Neuem und Unbekanntem. Das Verlassen ihres alten Zuhauses war ihr eigentlich eher leicht gefallen, sie wollte schon immer hinaus in die weite Welt, aber dennoch mußte sie auch daran und an ihre Eltern denken. Sie war sich sicher, daß die Nachricht von ihrer Aufnahme die Eltern mit Stolz erfüllen würde, in Gedanken meinte sie die Stimme ihres alten und sehr strengen Vater zu hören: „Mach unsrem Namen bloß keine Schande!“.
Das hatte sie einstweilen geschafft, aber irgendwie ahnte sie wohl schon, daß es noch ein weiter Weg war und noch viele Hürden folgen würden. Was wohl auf sie zukommen würde, und wie sie mit den anderen zurechtkommen würde, sie kannte hier ja eigentlich niemanden so richtig. Mit kräftigen Schritten war das Mädchen hinter den anderen in den zugedachten Raum gestapft. Ihre etwas über schulterlangen blonden Haare schwangen dabei im Takt ihrer Schritte. Der für ein Kind auffällig korpulente Bau und ihr hübsches Gesicht mit den großen blau-grauen Augen wurde aber von ihrem ernsten Gesichtsausdruck und dem nüchtern, fast schon traurig wirkenden Blick, konterkariert.
Noch immer mit den eigenen Gefühlen beschäftigt, öffnete sie die Tür zur Stube und blickte sich erstmal neugierig um. Aber ehrlich, der Blick in diesen Raum war mehr als entäuschend, ehrlich gesagt hatte sie vielleicht etwas mehr erwartet.

Siehe: Die Knappen des Fürsten