Bärenbrüder - Tag der Rache

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Anfang Ing 1027 BF
Tag der Rache


Kapitel 1

Das Tal des Nebels
Autor: Geron

1027 BF, Bärenstieg

Über zwanzig Jahre hatte er auf diesen Tag gewartet. In Armut war er aufgewachsen und auf fremden Schlachtfeldern hatte er für fremde Herrscher geblutet, nur um ein Auskommen zu finden.
Aber nun war es vorbei. Er stand dort, von wo sie seine Mutter vertrieben hatten, als sie mit ihm schwanger gewesen war. Ein Bastard war er, und der gute Ruf der Familie sollte nicht beschmutzt werden. Sein Vater war am Nebelstein gefallen, aber die Frau, die hinter der Vertreibung seiner Mutter gestanden hatte, lebte noch immer und sie würde er zur Rechenschaft ziehen.
Er war nicht alleine. Hinter ihm stand eine Gruppe von vierzig Häuptern. Da waren Kameraden, mit denen er sich rechtzeitig abgesetzt hatte, bevor sie sein Regiment in einem sinnlosen Gefecht verheizen wollten. Aber da waren auch Halsabschneider, Orks und Goblins. Nicht gerade die Armee, die er sich vorgestellt hatte, um seine Rache zu nehmen, aber er konnte es sich nicht leisten wählerisch zu sein.
Vor ihnen lag der Ort. Bärenstieg hieß er und war in der Baronie Auersbrück gelegen. Über dem Dorf ragte die gleichnamige Burg auf. Sie hatte schon bessere Zeiten gesehen, aber der steile Felsen, auf dem sie lag, machte sie leicht zu verteidigen. Das Dorf selbst mochte wenig mehr als hundert Seelen beherbergen und dennoch war es von einer stabilen Palisade umgeben. Die Lande waren eben rau und man musste sich gegen allerlei Gefahren zur Wehr setzen. Nicht zuletzt gegen die des Borrewaldes in dessen Ausläufern das Dorf lag.
Bisher hatte sie niemand bemerkt. Ulfried hob die Hand. Sturmleitern und Wurfhaken wurden bereitgemacht. Ruhig ließ er die Hand niedersinken und erhob sich. Neben ihm taten es ihm zahlreiche Gestalten gleich. Er hatte ihnen reiche Beute versprochen und daher hatten sie sich von der Hauptmacht um Ulfing von Jergenquell abgespalten. Ulfing würde sicherlich vor Zorn erbeben, aber das war Ulfried egal.
Hastig und geduckt eilten seine Leute vorwärts. Über die Palisade lugte nun ein Kopf. Für einen Moment überkam Ulfried Sorge, aber dann schwenkte die Gestalt ein rotes Tuch. Die Wache war also ausgeschaltet worden. Es war sicherlich keine große Sache gewesen, den Bauern zu überwältigen, aber Ulfried fiel dennoch ein Stein vom Herzen.
Das Tor schwang auf, und er und seine Leute eilten in das Innere des Dorfes. Während er mit dem Großteil seiner Leute auf den Burgberg zueilte, schwärmten die Goblins aus und drangen in die Häuser und Hütten ein. Wer sich nicht wehrte, würde am Leben bleiben. Ulfried musste jedoch sicherstellen, dass ihm beim Angriff auf die Burg niemand in den Rücken fallen würde.
Ein Alarmhorn ertönte von der Burg. Sie hatten sie also entdeckt. Ulfried war mit seinen Leuten schon den halben Burgpfad herauf, als die Verteidiger sich zu wehren begannen. Bolzen und Pfeile flogen heran und rissen einige Kämpfer in der ersten Reihe nieder. Arme Narren! Ulfried hatte sich mit den erfahreneren Mitgliedern seiner Truppe zurückfallen lassen und entging so dem Pfeilhagel.
Schon waren sie an der Mauer. Leitern wurden angelegt, Wurfhaken geschleudert und Pfeile abgeschossen. Ein Feuertopf zerbarst im Inneren des Torhauses. Einer seiner Leute hatte es durch eine Lücke zwischen zwei Zinnen hereingeschleudert.
Es war fast zu einfach. Seine Leute hatten schon die Mauer erklommen und machten die wenigen Verteidiger nieder. Endlich hatte auch er die Mauer überwunden. Der Weg ins Innere der Burg war frei. Einige Verteidiger eilten zurück zum Bergfried, doch seine Leute waren ihnen zu dicht auf den Fersen. Eine gutgerüstete Frau mit dem Wappenrock derer von Bärenstieg versuchte den Rückzug zu decken. Schon drangen seine Leute auf sie ein, doch auf seinen Zuruf hielten sie inne. Dies war sein Kampf.
„Seid ihr Niam von Borking?“ rief er der Frau zu, während er ihr mit dem Schwert in der Hand entgegenrannte.
„Die bin ich! Und wer seid ihr Mordbrenner?“
„Ich bin Ulfried, Sohn der Thalia, und ich bin gekommen um Rache zu nehmen.“
Niam erbleichte bei der Nennung des Namens. Sie hatte ihre Nebenbuhlerin also nicht vergessen.
Sie umfasste das Schwert mit beiden Händen und hob es hoch über den Kopf. Wer auch immer diesen Hieb zu spüren bekommen würde, wäre mit großer Wahrscheinlichkeit tot. Ulfried näherte sich vorsichtig. Er selbst trug nur ein einfaches Schwert. Es war nicht dazu geeignet es mit beiden Händen zu führen. Der Anderthalbhänder war schon immer das Vorrecht der Reichen und Mächtigen gewesen.
Wut überkam ihn und er stürmte vorwärts. Ihrem Hieb wich er aus. Wie eine Hummel stach er zu, aber sie war schnell. Sie umkreisten sich wie zwei Adler, auch der Suche nach Beute. Immer wieder tauschten sie wuchtige Hiebe aus. Beide legten all ihre Kraft in die Hiebe. Ein Hieb traf Ulfried am Bein. Er strauchelte. Ihre Waffe war schlichtweg länger. Er musste sich etwas einfallen lassen. Mit der linken Hand tastete er nach dem Messergriff. Mit zwei Waffen konnte er nicht kämpfen, aber er hatte eine Idee. Er schleuderte das Messer mit aller Kraft auf Niam. Diese taumelte von der Wucht des Wurfes zurück. Sie war zwar nicht verwundet, aber einen kleinen Moment unaufmerksam. Das reichte ihm.
Er sprang vorwärts und trieb sein Schwert tief in ihren Unterleib. Zwei, dreimal stieß er nach, dann rührte Niam sich nicht mehr. Verwirrt starrte Ulfried auf die Leiche. Sie war nicht die erste Person, die er getötet hatte, aber er in ihrem Fall hatte er eine tiefe Befriedigung erwartet, doch die stellte sich nicht ein.