Bündnis und Verbundenheit - Liebesverhandlungen

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Autor: Korkron, Baduar

Zwietrutz, Phex 1042

Salzmarken, im Tsa 1042, nachmittags
“Grimm Wer? Zwietrutz? Wartet mal... aus Bärenfang, oder? Herrschen die Zwietrutzer nicht über eine der drei Burgen am Trolleck?”, sinierte Angbart, nachdem er das Schreiben, das ihm sein Sekretär vorgelegt hatte, gelesen hatte. “Und der will uns besuchen? Um mit uns über unsere Nichte Iralda zu sprechen? Das haben wir jetzt davon, dass die kleine Iralda nach Koschtal gegangen ist. Jetzt scheint ihr irgendein Neuadeliger den Hof machen zu wollen... wo soll das noch hinführen? Da kann sie ja auch gleich einen ... Gewöhnlichen heiraten. Da wäre mir ja fast noch einer vom Kargen Land oder von den verhexten Eichsteinern lieber, die haben wenigstens Stammbaum... Sag, Roban, haben wir eine Depesche von Iralda dazu erhalten in den letzten Götternamen?”

“Ja, Euer Wohlgeboren, tatsächlich hat Iralda Euch vor knapp drei Wochen geschrieben. Wenn ich mich richtig erinnere sprach sie davon, dass sie zu Beratungen über eine neue Landwehreinheit im Bärenfangschen unterwegs war. Ich werde das Schreiben noch einmal vorlegen, damit wir das im Hinblick auf den Brief des Zwietrutzers noch einmal lesen.”

“Ja, macht das, Roban. Dann will uns der Zwietrutzer also einen Besuch abstatten - na, da bin ich ja gespannt, was uns der Neuadelige im Genauen antragen will. Der soll sich bloss nichts einbilden - wenn er tatsächlich ernsthafte Absichten hegt, dann wird das teuer werden für ihn... oder wir bekommen einen neuen Verbündeten. Wir werden sehen. Schreibt eine kurze Antwort, dass er sich auf den Weg machen soll, wenn es sein muss. Wir werden schon ein paar Augenblicke für ihn erübrigen.”

Salzmarken, 01. Phex 1042
Langsam ritt Grimm zu Zwietrutz über den südlichen Weg in die Stadt. Er stieg ab und schaute sich um. Zu Fuß, das Pferd an der Hand und seine Hunde direkt neben sich, passierte er die Zollbrücke und suchte zunächst nach dem Phextempel. Gerüchten folgend bereitete er sich auf eine harte Verhandlung vor und wollte dem Listigen vorab Tribut zollen und sich so ein wenig seiner Gunst erwerben.

Der kleine, aber schöne Tempel war, anders als in den meisten anderen Städten, nicht geheim und so konnte Grimm anhand der Sternen- und Fuchsornamenten den Tempel am kleinen Marktplatz leicht ausmachen.

Als er die schwere Tür mit lautem Knarren geöffnet hatte und diese zurück in ihr Schloss gefallen war, stand er im völligen Dunkel. Ein winziges Licht, wahrscheinlich am Ende des Raumes, ließ erkennen, in welche Richtung man sich zu bewegen hatte. Grimm hatte ein mulmiges Gefühl. Er selbst huldigte dem Gott der Jagd. Nun aber kam er sich selbst beobachtet, fast gejagt vor. Er setzte sich langsam in Bewegung in Richtung des Lichtes. Ein schwerer Geruch lag in der Luft und Grimm fühlte sich an die starken Düfte südaventurischer Handelshäuser erinnert.

Er nahm einen Ring vom Finger und legte ihn auf den nun erkennbaren Altar, auf dem auch bereits andere Schmuckstücke und Dukaten erkennbar waren. Danach setzte er sich auf eine Bank, schaute abwechselnd in das Dunkel und das Licht und wartete, ob sich irgendetwas tat oder eine Eingebung hatte.

Das Verhandeln lag ihm nicht wirklich. Und so hatte er in seinem Leben des Heimlichen bisher wenig Beachtung geschenkt. Die Minuten vergingen in Gedanken an das bevorstehende Gespräch. Als er endlich aufstehen wollte kam es ihm vor, als hätte ihm ein Fuchsbild zugezwinkert. Er ging auf das Bild zu, doch es war ohne Zweifel nur ein Bild und das Zwinkern war wohl eher seiner Hoffnung entsprungen.

Er drehte sich um und ging vorsichtig in Richtung der in der Dunkelheit vermuteten Tür. Als er mit aller Kraft die Tür öffnete und ihn das Tageslicht blendete, erschrak er, als ihm ein fröhliches „Phex mit Dir“ aus dem Tempel verabschiedete und seinen Verdacht, beobachtet zu werden, bestätigte.

Burg Fuchsfels, 01. Phex 1042 - Abends
„Ein ehrenwertes Haus, das Haus Salzmarken“, bemerkte Angbart von Salzmarken-See spitz. „Wiederholt doch noch einmal Eure Bitte! Ich habe nicht recht verstanden, was Euch zu mir bringt.“
Eine junge Bedienstete versuchte Grimm aufmunternd zuzulächeln und goss ihm ein Glas Wein ein.
„Für wahr“, erwiderte Grimm, tief einatmend und dem Burgherrn ein Lächeln nachahmend. Er hatte stets damit Probleme, dass man ihm im Gesicht ansah, wen er mochte und wen nicht.
Zwar versuchte er fast täglich, ein nichtssagendes Gesicht zu üben und nahm sich hierbei seinen Freund Wolfor von Roder zum Vorbild, der auch den verhasstesten Leuten ein freundliches Lächeln entgegen bringen konnte und bei Verhandlungen deutlich geschickter war als er selbst.
Aber beim alten Salzmarken fiel es ihm noch schwerer als bei anderen.
„Euer Wohlgeboren Junker von Salzmarken“, begann Grimm, sich die Spitze nicht verkneifen zu können, dass das Haus Zwietrutz trotz sicher anderer Ansicht Angbarts standesgleich war. „In den vergangenen Monaten habe ich Eure Brudertochter kennen gelernt und erbitte von Euch als Oberhaupt des Hauses ihre Freigabe aus dem Haus Salzmarken, um sie zu ehelichen.“ Grimm trank einen tiefen Schluck und stellte das Glas zurück.
Angbart zog die Brauen hoch, als habe er die Frage beim ersten Mal tatsächlich nicht verstanden. „Nun, Ritter Grimm zu Zwietrutz...” Angbart hielt einen Augenblick inne, ließ die Worte wirken. “Iralda liegt mir sehr am Herzen, sie ist ein wichtiges Mitglied des Hauses Salzmarken. Nicht nur, dass unser Haus eines der Ältesten im ganzen Kosch ist...” Erneut eine kurze Pause, um die Worte wirken zu lassen. “Auch ist es angesehen im ganzen Kosch. Und Iralda ist schließlich eine bedeutende Person, sie ist Alt-Rottmeisterin und geachtet und geehrt“, merkte er an und tat so, als befürchte er den Zusammenbruch seines ganzen Hauses, sollte Iralda heiraten. Oder gar: unter ihrem Stande heiraten.
Die Verhandlung hatte offenbar bereits begonnen. Schnell konnte sich das Gefühl einstellen, dass diese angehende Hochzeit Grimm noch teuer zu stehen kommen würde... Grimm hasste Momente wie diese. Er mochte es nicht, Bittsteller zu sein und dachte, dass er wohl genau aus dem Grund kein guter Verhandlungsführer war. Er dachte nach. „Was würde Wolfor tun? Was Magister Attalan? Was würde Iralda tun?“ Er musste lächeln. Iralda würde natürlich schlagfertig kontern. Sie würde sich dabei nicht an die Etikette halten und die Antwort wäre sicher an der Grenze einer Beleidigung, was bei ihr aber wie immer ungeahndet bleiben würde.
Er wurde rot. Nicht, weil er in Tagträumen abdriftete, sondern weil er merkte, dass er sie wirklich liebte. Es musste also weitergehen in diesem Gespräch. Er kam zu dem Schluss, dass er leider nur wie er selbst reagieren und antworten könne. „Der Kosch wüsste auch nach der möglichen Hochzeit, dass Iralda aus dem Haus Salzmarken kommt“, machte er einen zaghaften Versuch, das Argument Angbarts zu entkräften.
Er blickte in Angbarts Augen. Doch egal wie wenig Talent in Verhandlungen er besaß. Grimm konnte deutlich erkennen, dass es Angbart nicht um Argumente, sondern um etwas Handfesteres ging.
Er atmete durch und machte einen zweiten Versuch: „Vielleicht ist es ja möglich, dass mein Haus Euren Verlust lindert?“, fragte er dann, seinen freundlichen Ton nur unter Mühen aufrecht haltend.
“Unseren Verlust lindern? Meine Nichte ist doch kein Stück Vieh!” Angwart reagierte sehr stark und wirkte schwer beleidigt. “Ritter Grimm zu Zwietrutz”, erneut betonte er sowohl Stand als auch den Namen mit einem gewissen Unterton, “Ihr seid hier, um um die Hand meiner Nichte anzuhalten und nun, nun tut ihr so, als ob Ihr ein Stück Vieh auf dem Markt kaufen wollt? Auf der Stelle entschuldigt Ihr Euch, oder ich lasse Euch hinauswerfen!” rief der Salzmärker aufgebracht.
Grimm schnaubte vernehmlich. Er musste sich stark zügeln, um nicht direkt das Gegenteil seines Wunsches zu erzielen und in eine Fehde zu geraten. Unter seinem linken Auge zuckte es grimmig.
Nach einigen Sekunden künstlicher Stelle sagte er: “Angwart von Salzmarken, meine Absicht war es nicht, Eure Nichte wie ein Stück Vieh zu verhandeln. Mir geht es darum, Iralda zu ehelichen und dabei alles dafür zu tun, dass unsere beiden geachteten Häuser Glück aus dieser Verbindung ziehen können.”
Grimm atmete durch. Er wollte auf keinen Fall um Entschuldigung bitten und hoffte, dass seine Worte aber als solche verstanden werden konnten.
“Ich bitte Euch, mein ehrenvolles Ansinnen nicht durch Verständigungsschwierigkeiten abzutun!”
Verständigungsschwierigkeiten? Diesem Buben würde er gehörig auf den Zahn fühlen! Er war doch hier nicht auf einem tulamidischen Basar und es ging hier immerhin um Iralda, seine geliebte Nichte! Im Gegensatz zu seinem Bruder Dankwart war er tatsächlich stolz auf sie und hatte großes mit ihr vor. Und nun wollte dieser dahergelaufene Jungadelige seine Iralda heiraten? Obwohl... ein feines Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Er wandte sich wieder Grimm zu und fuhr auf einmal mit deutlich weicherer Stimme fort: “Ein ehrenvolles Ansinnen also, sagt Ihr? Was ist das Haus Zwingtrutz denn bereit, für das Haus Salzmarken zu tun? Warum sollte ich gerade Euch die Hand meiner Nichte anvertrauen?” Grimm schluckte. Er hasste es, wenn man seinen Namen falsch aussprach. “Beruhige Dich! Jetzt nichts Dummes machen. NICHTS DUMMES machen!”, befahl er sich wortlos. In Gedanken ging er die Möglichkeiten durch, aus seiner Sicht angemessen auf diese dreiste Erpressung zu reagieren. War er denn hier auf einem tulamidischen Basar? Schließlich ging es hier um seine geliebte Iralda. Die erste Frau, bei der er sich vorstellen konnte, sie tatsächlich zu ehelichen.
Einige unendlich lange Sekunden verstrichen. Er bemerkte dies erst als die Augen Angwarts abwartend immer größer wurden. Grimm hoffte inständig, dass Angwart von Salzmarken keine Gedanken lesen konnte.
Er atmete noch einmal tief durch und sagte dann mit gespielt freundlichem Tonfall: “Was das von Euch benannte Haus bereit ist, mag ich nicht beurteilen. Das Haus ZWIETRUTZ würde einiges tun? Habt Ihr bereits Gedanken dahingehend?”
Hatte es dem Buben jetzt die Sprache verschlagen? Ah nein, er hat doch noch was zu sagen. “Oh Ihr müsst verzeihen, die Namen dieser ganzen neuadeligen Häuser - man weiß immer nicht, ob es sich lohnt, sich den Namen zu merken und das Haus überhaupt lange genug besteht... Aber Ihr seid ja nun mal hier - und Ihr wollt meine Nichte ehelichen. Dann wäre es doch sicher an Euch mitzuteilen, was Ihr zu tun bereit wäret dafür? Überrascht mich!” Freundlich lächelnd schaute er Grimm auffordernd an und war auf sein Angebot gespannt.
“Was nun?”, dachte Grimm abschätzig. Laut sagte er: “Es versteht sich von selbst, dass das Haus Zwietrutz alle Kosten der Vermählung und dazu auch eine Verlöbnisgebühr tragen wird. Allerdings, Junker von Salzmarken, habe ich Euch richtig verstanden, dass Ihr an weitergehendes dachtet? Kann Euch mein Haus vielleicht bei einem Eurer Vorhaben unterstützen?”
So langsam fing dies hier an, sich in eine Richtung zu entwickeln, die ihm zumindest halbwegs zusagte. “Da sind wir einmal gespannt, was das Haus Zwietrutz bei der guten alten Tradition des Namenwiegens auffahren wird.” Kurz lächelte er, fast ein wenig schelmisch. “In der Tat denke ich, dass das Haus Zwietrutz die Ehre, die wir ihm erweisen, zumindest zu einem Stück erwidern kann, in dem es unsere Anliegen zukünftig unterstützt. Es gibt eine Menge Kräfte und Emporkömmlinge im Kosch, die doch nur Eigennutz oder gar Schlechtes für den Kosch im Sinn haben. Da bedarf es alter Häuser wie dem unseren, um gegenzusteuern. Und da gibt es vermutlich auch Gelegenheiten für Euch, um Euch zu beweisen und zu zeigen, dass Ihr würdig seid, eine Salzmärkerin zur Frau zu haben. Vielleicht ergibt sich eine erste Gelegenheit, Eure Loyalität und Treue zu beweisen schon früher als Ihr denkt...”, endete der Salzmärker fast schon nachdenklich.
Als der Salzmärker endlich eine Pause machte, zogen Erinnerungen an verschiedene Situationen durch Grimms Kopf. In allen diesen Situationen hatte Grimm darauf geachtet, die Würde und Ehre des Hauses Zwietrutz nicht in billige Adelsstreitigkeiten oder für niedere Motive herzugeben. Und nun forderte dieser schmierige Hund genau das. Loyalität und Ehre... Pah.
Seine Hand zitterte und wollte am liebsten an sein Schwert greifen. Er merkte, wie sehr er alles hasste, was Angbart in diesem Moment darstellte. Dennoch war genau er das Familienoberhaupt der Frau, die er liebte, wie er es sich vorher nicht hatte vorstellen können.
Die Augen Angbarts weiteten sich mit der fortschreitenden Stille erneut merklich. Offensichtlich wartete er schon ungeduldig auf Grimms Reaktion.
Grimm schloss die Augen. Als er sie aufmachte, sah er hinter Angbart auf einem Gemälde einen Fuchs, der ihn freundlich ansah.
Sollte ihm dies Beistand geben? Er stand auf. Angbart tat es ihm gleich.
Die Formulierung die ihm nun in den Kopf kam war das Äußerste, was er über seine Lippen bringen konnte. Er wollte Iralda unbedingt und war bereit, vieles zu geben. Doch genauso würde er Fuchsfels nicht an einer Kette gelegt verlassen. In schnippischen Ton, dann er aber alsbald deutlich freundlicher und mit, wie er glaubte, füchsischer Redegewandtheit begann er: „Ich wusste gar nicht, dass es am Alter liegt, um Schlechtem entgegenzutreten. Unsere beiden Häuser hat man sicher nicht auf eine gemeinsame Stufe über das Volk gestellt, um Schlechtes im Sinn zu haben. Loyalität und Treue dem Kosch beweist mein Haus täglich. Eine Verbindung wird ebendiese auch dem Haus Salzmarken zuteilwerden lassen.“ Er setzte sich wieder. Das erste Mal sah Grimm den Anflug eines Lächelns auf dem Gesicht des Salzmärkers. “Nun, dann sind wir uns doch einig. Wenn es um Bedrohungen geht, die dem Kosch drohen, dann müssen jung und alt zusammenstehen. Für die weiteren Verhandlungen über die genauen Umstände einer möglichen Vermählung sollten wir vielleicht in einem neuen Gespräch weiterplaudern, was meint Ihr?” fragte er sein Gegenüber.
Grimm konnte das Lächeln nicht erwidern, wenngleich er es unbedingt als gutes Anzeichen ansehen wollte. “Mögliche Hochzeit” widerhallten die Worte Angbarts in seinem Kopf. “Bei Phex, eine Nacht in der Hundehütte würde dem Salzmarken gut tun”, dachte er grimmig und hatte lebhafte Bilder vor Augen.
“Fürwahr”, antwortete er dann laut. “Ich freue mich, dass wir uns bereits einig geworden sind und schlage daher vor, Eurer Idee schnell nachzukommen und Euch bereits im Sommer gemeinsam mit Eurer Nichte zu besuchen, um die Planung der Hochzeit voran zu treiben.”
Er stand auf, eine abschließende Antwort abwartend und blickte dem bärtigen Junker fest in die Augen, wobei er durch seine Größe leicht auf ihn herabschauen konnte. Auch Angbart erhob sich. Seine Ausstrahlung und Selbstsicherheit machten den Größenunterschied mehr als wett. Zufrieden blickte er den Zwietrutzer an: “So sei es.”