Bärenbrüder - Thalia

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Ardan atmete tief durch. Die Gefangene hatte mehr offenbart, als ihm lieb war. Sie hatte ihnen alles verraten, was sie wusste.
Dass Ulfried in Harzklamm einen Stützpunkt unterhielt, war ihm bereits bekannt gewesen, und auch die Stärke der Bande war keine Überraschung. Indes hatte die Gefangene behauptet zu wissen, wo Ulfrieds Mutter lebte. Sie war wohl die einzige, die ihm in der Sache weiterhelfen konnte. Er hatte bereits in Bärenstieg Nachforschungen angestellt und tatsächlich war eine Magd mit Namen Thalia 997 BF aus dem Ort weggezogen. Idamil konnte sich noch an sie erinnern.
Ardan hatte einen Entschluss gefasst. Er würde diese Frau suchen. Es blieben ihm noch gut und gerne sechs Wochen bis zum ersten Schnee. Wenn er sich beeilte, würde er vor dem Schnee wieder zurück sein. Daria würde er hier lassen und nur Idamil mitnehmen. Ihn kannte er bereits seit Jahrzehnten und sie konnten gegenseitig fast ihre Gedanken lesen. Daria hingegen war zwar tapfer und hatte schon eine Menge gesehen, aber dennoch war sie noch sehr jung, und so wollte Ardan ihr diese Reise ersparen, zumal sie ein Pfeil in das linke Bein getroffen hatte.
Die Reise nach Alt-Albumin war beschwerlich. Immer wieder hatten sie sich im Wald versteckt, um keinen Patrouillen aufzufallen. Sie übernachteten in Rübfold und hörten dort von dem harten Kampf der Edlen Eisegrina von Rübfold.
Schließlich passierten sie die Grenze nach Andergast, und bald schon waren sie in Albumin angekommen. Das kleine Städtchen befand sich angeblich unter Kontrolle der Finsterzwerge, daher mussten sie vorsichtig sein. Es war ein offenes Geheimnis, dass die Zwerge ihre Finger auch nach den Erzminen im Kosch ausgestreckt hatten. Ohne ihre Wappenröcke würden die beiden Männer jedoch kaum auffallen. Sie wirkten wir zwei Kriegsreisende, die bei ein paar Schlachten zu viel dabei waren, um noch völlig normal zu sein.
Das einzige, was sie wussten, war, dass sie nach einer Frau namens Thalia suchten und, dass diese in dem Ort leben sollte. Eine Zugezogene unter einigen hundert Einwohnern zu finden sollte kein allzu großes Problem darstellen, befand Ardan. Dennoch quartierten sie sich erst einmal in einem billigen Gasthaus ein. Der Wirt stellte keine Fragen und schien sich auch sonst nicht viel für seine zwielichtigen Gäste zu interessieren.
Ardan und Idamil stellten Erkundigungen an. In so manchem Gasthaus kehrten sie ein, um sich mit den Dorfältesten zu unterhalten. In den letzten Jahren war in dem Ort einiges durcheinander geraten. Die Unruhen, die im benachbarten Kosch herrschten, griffen auch immer wieder über die Grenze über. Sei es, dass Räuber die Lande heimsuchten, oder Flüchtlinge hier Zuflucht suchten.
Nach einigen Stunden ergebnisloser Rumfragerei konnte sich schließlich jemand an eine Frau aus Bärenstieg erinnern. Sie hatte als Schankmagd in einer kleinen Schenke gearbeitet. Drei Stunden später klopfte Idamil bestimmt an die Tür einer kleinen Kate. Die Hütte machte einen erstaunlich guten Eindruck. Es schien fast, als ob Ulfried seine Mutter unterstützte, wenn sie denn wirklich seine Mutter war. Die Tür schwang auf und sie blickten in das Gesicht eines alten mürrischen Mannes.
„Was wollt ihr hier?“ fragte der Mann.
„Wir suchen eine Frau, die auf den Namen Thalia hört. Sie müsste nun auf die fünfzig Lenze zugehen.“
Der Mann wurde sichtlich misstrauischer und griff mit seiner linken Hand nach etwas, dass hinter der Tür stand. Ardan reagierte sofort. Er zückte seinen Dolch und setzte ihn dem Mann an die Kehle. Dann näherte er sein Gesicht an das des Mannes an.
„Ihr werdet uns jetzt hereinlassen und uns sagen, wo Thalia steckt.“