Ankunft in Moorbrück - Die Tafel

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1032, Moorbrück (Baronie)

Als alle bei der Morgenmahlzeit saßen, erhob sich Rumpel. Er hatte sich offenbar den Bart gestutzt und die Haare gewaschen. Er blickte in die Runde und atmete einmal durch.
„Werte Herrschaften! Ich muss euch was gestehen! Der edle Herr vom Kargen Land hatte schon einen Verdacht und ich will ihn nun euch bestätigen."
Boromil hatte bereits die Hand in einer nachdenklichen Geste vor den Mund gelegt und weitete nun die Augen. Der Augenblick war gekommen! Derweil redete der Katenbewohner weiter.
"Mein Name ist nicht Rumpel. Ich war... bin Hardger Kusi von Mönchbach!“
Stille, nur die Geräusche des Sumpfes klangen um die Gesellschaft herum, die den Mann mit großen Augen anschaute.
Doch noch ehe jemand das Wort ergreifen konnte, fuhr Hardger fort: „Ich offenbare dies nicht um Klippbrühl, das einst unter meiner Obhut stand, zurück zu erhalten. Zuviel Trauer ist inzwischen mit diesem Ort verbunden. Ich hoffe die Götter werden dem künftigen Herren von Klippbrühl mehr Glück schenken!“
Der Ritter vom Kargen Land nickte still, innerlich erleichtert, aber auch schwer ergriffen, und musste für einen Moment die Augen schließen. Vogt Gerling stand auf.
„Sagt, könnt Ihr eure Worte beweisen, dass Ihr Hardger von Mönchbach seid?“
Hardger schien klar gewesen zu sein, dass sein plötzliches Auftauchen natürlich auch Misstrauen hervorrufen würde, immerhin galt er als tot.
„Selbstverständlich, euer Hochgeboren!“
Er zeigte den Vogt einen Ring, den er an die Hand steckte: Darauf das Wappen derer von Mönchbach: Der rote Mönch im weißem Fluß!
„In meiner Kate liegt noch der Zweihänder meiner Tochter Lissmene Arraxa und das Schwert meiner Familie „Fürstentreu“.“
Hardger blickte in die Runde.
„Ich danke den Göttern, das sie eure Gesellschaft zu mir gebracht hat. Ich hatte hier zwar meine Ruhe, doch ist mir klar geworden, dass es meine Pflicht ist dem Fürsten zu dienen. Und das kann ich nicht mehr in Moorbrück. Das werde ich dort tun, wo es dem Fürsten gefällt.“
Dann ging Hardger zu Boromil und reichte ihm die Hand.
„Ich wünsche euch Glück! Und als kleine Starthilfe darf ich euch meine kleine Ziegenherde anbieten? Es sind zwar nicht viele, aber ein Grundstock für neue Siedler ließe sich daraus machen!“
Boromil schüttelte die Hand, während seine Augen glänzten. Was musste es den Ritter für Überwindung gekostet haben, dieses Geheimnis preiszugeben! Welche inneren Kämpfe mochte er in den letzten Tagen mit sich gefochten haben?
"Ich danke Euch für Eure klaren Worte und nehme Euer Geschenk gerne entgegen!"
Er zögerte. Sollte er es wagen? Aber wenn nicht, würde er sich immer Vorwürfe machen...
"Werter Ritter von Mönchbach, ich möchte von Euch keine Erklärung, warum Ihr nach Eurer Genesung nicht zurück unter Menschen gekehrt seid. Ich werde nicht den Stab über jemandem brechen, dem das passiert ist, was Euch widerfahren ist! Möge der Fürst darüber richten, ob Ihr Euch dadurch eines Verfehlens schuldig gemacht habt. Die Götter scheinen Ihr Urteil bereits gefällt zu haben, denn sie brachten uns zu Euch und Euch zu uns."
Boromils Stimme war etwas unsicher, offenbar immer noch beeindruckt von der Offenbarung Hardgers. Doch er fuhr fort.
"Ich bitte Euch nur um eins, auch wenn es Euch schmerzen mag, darüber zu reden: Als Siedler an Eurem ehemaligen Rittergut obliegt es mir, den Keller Eures ehemaligen Turms und eventuell auch die anderen Gebäude zu untersuchen. Ihr würdet mir sehr helfen, wenn Ihr mir auf dem Rückweg einiges erzählen würdet. Selbst scheinbar unwichtige Details können eine Rolle spielen! Bedenkt, dass Euer erster Dienst als wiedergekehrter Ritter darin liegen kann, einem anderen Ritter zu helfen, dass ihn nicht dasselbe Schicksal ereilt. Ich will das neue Rittergut gegen Räubergesindel rüsten, damit es nicht noch einmal zuschlagen kann."
Hardger neigte das Haupt.
„Ich werde euch berichten, was ich weiß! Der Fund den ihr im Keller gemacht habt, hat mich schon sehr erstaunt, aber soweit ich weiß, gab es einmal einen Gang vom Turm zum nahegelegenen Kloster. Doch dieses ist schon vor einigen Götterläufen komplett versunken, und ich denke mal, den Gang hat es ähnlich getroffen.“
Hardger überlegte.
"Vielleicht fällt mir im Laufe der nächsten Tage noch mehr ein.“
Dann ging der alte Ritter zu Grimm Goldmund.
„Euch auch meinen herzlichsten Glückwunsch. Darf ich euch mein Schwert „Fürstentreu“ anbieten? Der Sumpf hat es mir gelassen, im Gegensatz zu eurem. So ist es nur recht und billig, dass ihr ein Neues bekommt!“
Und so Schritt Hardger die Reihe der neuen Ritterschaft von Moorbrück ab. Er wünschte jedem Glück, und auch wenn er keine weiteren Geschenke verteilte, so bot er doch die Hilfe von zwergischen Freunden für den Aufbau an, was insbesondere Boromil gerne in Anspruch nahm. Schlussendlich zog er aus seinem Rucksack eine Flasche und reichte sie herum.
„Moorbrücker Torfgeist, aus Dinkel gebrannt.“
Der Schnaps war scharf, wärmte jedoch die Glieder.
„Auf TSA!“ rief Hardger und setzte somit seinem Abschied von Moorbrück ein würdiges Ende. Denn jedem Ende wohnt ein Anfang inne. Damit setze sich Hardger. Sein Gesicht wirkte nun ruhig und gefasst, nichts mehr von den Zweifeln der vergangenen Tage lag darin. Die Würfel waren auch für Hardgers Schicksal gefallen.
Boromil saß still, körperlich noch den Torfgeist verdauend, doch im Geiste die Rede des Ritters von Mönchbach. Es war sehr wichtig gewesen, dass Hardger Kusi vor so vielen edlen Zeugen - und noch aus so vielen Häusern - ausdrücklich keinerlei Anspruch mehr auf sein Rittergut erhoben hatte. Damit war es ausgeschlossen, dass ein eventueller Verwandter - sei er auch noch so weitläufig - ein Erbe einfordern konnte.
Vielleicht sollte er dem verschollenen und wiedergekehrten Ritter Hilfe anbieten. Einige Zeit auf dem Gut seiner Familie - vielleicht wäre das ein Weg, Kraft für den Neubeginn zu sammeln. Zumindest auf der Durchreise nach Angbar könnte er dort Station machen, das war das mindeste.
„Dieser Sumpf ist doch immer für eine Überraschung gut“, murmelte Roban mehr zu sich selbst. Da saß also einer, der einst versucht hatte, hier zu leben – ein Adliger, der jahrelang freiwillig als Ziegenhirt lebte, nachdem der Sumpf und seine Bewohner ihm alles genommen hatten, wofür es sich zu leben lohnte. Da konnte er nur hoffen, dass er selbst nicht in ein paar Jahren ebenfalls unter falschem Namen Ziegen züchtete... oder Torf stach.
„So zeigt unsere Neubesiedlung erste Erfolge! Jemand, den einst sein Mut verlassen hatte, hat ihn wiedergefunden. Hoffen wir, dass es anderen genauso ergeht. So ihr nicht an euren ehemaligen Handlungsort zurückkehren möchtet, seid ihr mir in Therbunja willkommen. Ihr wisst sicher besser den Aufbau eines Tempels zu organisieren, als Bruder Perainfried. Erborn und ich werden die ersten Monate viel auf Reisen sein, um Siedler zu werben, Baumaterial zu organisieren, Handwerker zu finden und vieles mehr. Wenn ich euch an Perainfrieds Seite in Therbunja wüsste, wäre mir um einiges wohler.“
Reto nahm sich noch einen Kanten Brot mit Speck und bemerkte erst dann die etwas saure Miene von Bruder Perainfried. Hoffentlich war er ihm nicht zu nahe getreten, als er Hardgers Fähigkeiten über seine hob. Reto sah Perainfried entschuldigend an und hob die Schultern.
„Vielleicht solltest du den Ritter Hardger nicht gleich mit einem derartigen Anliegen bedrängen“, nuschelte Roban Grobhand von Koschtal mit vollem Mund, bemerkte einen tadelnden Blick des Vogtes ob dieses kleinen Fehltrittes und schluckte etwas zu hastig.
„Ich meine, er hat bereits gesagt, dass er von diesem Sumpf die Schnauze gestrichen...“, erneut bildete sich eine steile Falte zwischen den Brauen des Vogtes, „äh, ich meine, mehr als genug hat. Außerdem will er sein weiteres Schicksal ja in des Fürsten Hand legen, also sollte dieser entscheiden, an welcher Stelle der Ritter fürderhin stehen soll. Da sollten wir uns nicht einmischen, so sehr ich dein Anliegen auch verstehen kann. Jeder von uns wird über kurz oder lag jemanden in Dienst nehmen müssen, der sich in diesem Sumpf auskennt. Trotz aller Erlebnisse der letzten Tage wird wohl noch einige Zeit vergehen, ehe wir das von uns selbst behaupten dürfen.“
„Entschuldige, Roban, aber von bedrängen kann doch bei einem ganz offenen Angebot keine Rede sein. Falls ich euch bedrängt haben sollte, werter Hardger, möchte ich mich dafür entschuldigen. Solltet ihr mein Angebot ablehnen, werde ich euch das in keinster Weise übelnehmen.“
Reto hatte sich bei den letzen Worten Hardger zugewandt und verbeugte sich mit einem Armschwung.
„Ich bin nicht sicher, mit derlei Personen dienen zu können“, wandte der Vogt sofort ein, „Bolzer und Alma waren so ziemlich die einzigen, die man in Moorbrück und Grantelweiher für diese Aufgabe gewinnen konnte. Ob es noch weitere Leute gibt, die man als Ortskundige anwerben könnte, weiß ich nicht zu sagen.“
"Wohl wahr."
Rainfried wandte sich an Vogt Gerling.
"Ich wäre Euch sehr verbunden, Euer Hochgeboren, wenn Ihr mit Eurer Stimme meiner mehr Gewicht beim Junker von Grantelweiher verleihen würdet, was Alma betrifft. Ich habe noch immer die Absicht, sie und ihren Mann als meine ersten Siedler zu gewinnen."
Der Vogt nickte und biss in ein wenig Brot – der Junker von Grantelweiher war noch ein Knabe, da sollte es gelingen den Wunsch des Ritters zu erfüllen. Auch der Grimsauer griff noch nach einem Stück Brot und Hartkäse.
"Und all zu lange möchte ich die Gute auch nicht mehr in der kleinen Casa Caballero Hardgers, alleine mit den Pferden und den Ziegen, lassen."
Er stand die letzten Krümel des Käses kauend auf, um sich auf die Abreise vorzubereiten.
Aus Richtung der Senke, durch die die Neusiedler am Vortag gekommen waren, war auf einmal ein Platschen zu hören, das Knarzen von Zaumzeug, Schnauben eines Pferdes und eine Frauenstimme, die schimpfte: „Ja, Donner nochmal! Geh endlich voran! – Und du bleibst da! Nix jetzt! Da hoch!“
Etwas quiekte unwillig, wahrscheinlich ein Esel oder Maultier. Die Ritter griffen zu ihren Waffen. Wer so laut ankam, wollte zwar wahrscheinlich nichts Böses, aber ganz sicher konnte man sich dessen nicht sein, so tief im Gebiet des Moorbrücker Sumpfes.
Endlich kam die Quelle der Geräusche in Sicht, drei Quellen, besser gesagt: Voran trottete ein rötliches Maultier mit hängenden Ohren, die es jedoch sofort aufrichtete, als das Lager der Ritter in Sicht kam. Dahinter stapfte eine kleine, kräftig gebaute Frau, etwa Mitte 20, ihren orangebraunen Kleidern nach eine Traviageweihte auf Reisen. Am Zügel führte sie ein Pferd, bei dessen Anblick Ritter Grimm freudig auffuhr – er hatte kaum noch damit gerechnet, sein Ross lebendig wiederzusehen!
Die Geweihte hielt inne, musterte die Ritter und Vogt Gerling prüfend, dann lächelte sie.
Travias Segen mit euch allen! – Hochgeboren ...“, sie verbeugte sich leicht in Richtung des Vogtes und stutzte, als sie Perainfried und Madalein sah, „... und Peraine und Rahja zum Gruß!“
„Travia zum Gruß“, erwiderte Vogt Gerling zurückhaltend. Ihm war deutlich anzumerken, dass er nicht recht wusste, was er vom Auftauchen der Geweihten halten sollte. Im Vorfeld der Siedlungsplanungen hatte es genug Stimmen gegeben, die lieber die Kirchen als federführend in dem Projekt gesehen hätten, allen voran der Dreischwesternorden.
„Was verschafft uns die Ehre?“
Die Geweihte setzte ein betont ernstes Gesicht auf, was in sonderbarem Kontrast zu ihren roten Wangen und ihrer Stupsnase stand.
„Der Ratschluss der Götter“, erwiderte sie salbungsvoll, „sowie der Heilige Orden der drei guten Schwestern von den Feldern“, und bestätigte damit Vogt Morwalds schlimmste Befürchtungen.
Ilvine Ilmenstroh“, noch einmal deutete sie eine Verbeugung an und holte tief Luft, „Nuntia des Klosters vom Heiligen Orden der drei guten Schwestern von den Feldern zu Gôrmel.“
Dann atmete sie auf, als sei sie erleichtert, ihr Sprüchlein fehlerfrei losgeworden zu sein, und wandte sich, immer noch ernst, an die Ritter.
„Ihr seid wahrscheinlich die Hohen Herren, die hier siedeln sollen.“
Sie sprach schnell, als habe sie es eilig, und schaute besorgt von einem zum anderen.
„Das freut mich sehr, aber erst brauch ich Eure Hilfe – das Pferd hier ist uns gestern zugelaufen, und ich weiß nicht, ob sein Reiter noch irgendwo im Sumpf liegt und Hilfe braucht. Es soll hier Sumpfranzen geben ...“
„Der Gaul... das Pferd gehört dem Herrn Goldmund von Koschtal“, erklärte Roban, auch wenn Grimms Verhalten beim Anblick des Tieres mehr sagte als tausend Worte, und ebenso überschwänglich fiel dessen Dank an die Überbringerin des Tieres aus.
Diese war ihrerseits sichtlich erleichtert, den Besitzer des Pferdes körperlich unversehrt anzutreffen, schaute aber etwas verdattert dem Ritter hinterher, der den gerade eben erst begonnen Aufbruch ungerührt fortzusetzen schien.
"Euer Gnaden, verzeiht die Manieren unseres Freundes Roban hier", Rainfried ließ den Griff seines Schwertes erleichtert wieder los.
"Gestattet, dass ich uns alle vorstelle. Vogt Gerling kennt ihr offensichtlich bereits."
„Naja“, die Geweihte lachte Ritter und Vogt gleichermaßen offen an, „ich habe viel von Seiner Hochgeboren gehört ...“
Seine Hochgeboren selber lächelte dazu lediglich verkniffen. Der Ritter deutete auf die beiden Geweihten.
"Ihre Gnaden Madalein und seine Gnaden Perainfried."
Auch diesen beiden lächelte die Traviageweihte zu, Perainfried herzlich, Madalein verwundert, allerdings keineswegs ablehnend. Rainfried schritt zu Roban, und legte ihm eine Hand auf die Schulter.
"Dieser Caballero, dessen brüske Manieren nicht seinem wahren Geist entsprechen ist Wohlgeboren Roban Grobhand von Koschtal."
Roban quittierte diese Vorstellung mit einem etwas verlegen wirkenden Grinsen und einem dankbaren Blick in Rainfrieds Richtung. Ilvine bedachte den Vorgestellten mit einem ebenso belustigten wie aufmerksamen Blick.
Rainfrieds Blick und seine Hand gingen zu dem nächsten Ritter, der bereits freudig über den Kopf des Pferdes Strich, mit dem Ilvine angekommen war.
"Der Besitzer des Pferdes, das Ihr da mit Euch führt, ist Ritter Grimm Goldmund von Koschtal, fast ein Opfer der Sumpfranzen, die Ihr erwähntet. So wie wir alle hier. Das Pferd des Vogtes hat die Begegnung leider nicht überlebt."
Ein rascher Blick der Geweihten flog zum anderen Koschtaler, dann drückte sie dem Goldmund die Zügel in die Hand.
„Euer Pferd hat auch was abbekommen“, sie deutete auf einen langen, schon gut verheilenden Riss an der Seite des Tieres, „schont es ein bisschen in nächster Zeit. Und das Zaumzeug ist auch angeknabbert worden, fürchte ich.“
Sie klopfte dem Ross den Hals und überließ es dann seinem überglücklichen Besitzer. Rainfried blickte nun Edelbrecht an.
"Der stolze Hombre, der immer ein gutes Auge auf den Vogt wirft, um ihm in Emergenzia auch unterstützend unter die Arme zu greifen, ist Ritter Edelbrecht von Borking."
Bei diesen Worten lächelte der Grimsauer doch etwas schelmisch Edelbrecht zu. Auch dem Borkinger lächelte die Geweihte zu, wobei sie zu dem hochgewachsenen Ritter emporschauen musste, was ihr allerdings nichts auszumachen schien.
"Seine Wohlgeboren Boromil vom Kargen Land hier wird das ehemalige Gut Klippbrühl übernehmen."
Hier wurde die Miene der Traviageweihten traurig.
„Möge Euch Mutter Travia vor dem Unglück des vorigen Ritters behüten! – und Peraine Euren Namen nicht wörtlich nehmen!“
Bei den letzten Worten schmunzelte sie schon wieder, aber so recht kehrte ihre Fröhlichkeit nicht wieder zurück. Nachdem Rainfried Boromil vorgestellt hatte, ging sein Blick zu Hardger, der neben den beiden stand, und er nickte ihm zu.
Leise, so dass die Geweihte ihn nicht hören konnte, sagte er zu ihm: "Die Vorstellung Eurer Person überlasse ich Euch. Ob Rumpel oder Hardger Kusi von Mönchbach soll in Eurer Hand liegen."
Irritiert sah Ilvine den Mann an, der zwar zwischen den Rittern stand, ihr aber nicht vorgestellt wurde. Doch Rainfried schritt schon zum nächsten Anwesenden.
"Ritter Reto von Tarnelfurt, demnächst Herr von Therbunja, mit dem Willen, diese bornischen Erdknollen in Moorbrück heimisch werden zu lassen. Mit der Hilfe seiner Gnaden Perainfried glaube ich, hat er auch gute Voraussetzungen, dass ihm das gelingen mag."
„Beste, da bin ich sicher!“
Ilvine lächelte.
„Therbunja, ein schöner Name!“
Reto trat auf die Geweihte zu.
„Euer Gnaden, auch ich bin hocherfreut und aufs angenehmste überrascht, über eure Anwesenheit. Ich wollte in den nächsten Wochen dem Kloster einen Besuch abstatten, um von meinen Plänen zu berichten und vielleicht Unterstützung zu erhalten. Ich hoffe wir finden auf der Rückreise nach Birkendamm oder dort, die Möglichkeit uns ein wenig auszutauschen.“
Reto neigte respektvoll das Haupt vor der Geweihten.
„Das trifft sich ja bestens!“
Ilvines Lächeln wurde wieder heller und galt sowohl Reto als auch Perainfried. Rainfried deutete auf Erborn und Bolzer, die gerade dabei waren, die letzten Reste des Lagerfeuers zu verlöschen.
"Erborn, der Begleiter Retos, und so ich sagen darf, ein hervorragender Bogenschütze. Ein gewisses Rotauge kann davon ein Lied singen. Und Bolzer, einer unserer Führer durch den Sumpf."
„Bolzer?“ fragte die Geweihte. „Bolzer Spatenschwingh?“
Der Gefragte nickte überrascht und noch überraschter, als Ilvine ihm die Hand schüttelte, nun wieder übers ganze Gesicht strahlend.
„Dann gratuliere ich herzlich und trage dir auf, so bald wie möglich bei Riedmers Aline und Gerbald vorbeizuschaun – als Pate, wenn ich das richtig verstanden hab! Es ist ein Junge, und er heißt auch Bolzer!“
Etliche Sätze, Ausrufe und Erklärungen später wusste jeder in der Runde, dass eine Torfstecherfamilie am nordöstlichen Rand des Sumpfes, mit Bolzer offenbar befreundet, kürzlich um einen Sohn reicher geworden war, mit Travias Segen und Ilvines tatkräftiger Hilfe. Was wenigstens zum Teil erklärte, warum die Geweihte nicht schon viel früher bei den Neusiedlern aufgetaucht war. Bolzer strahlte, nahm seinen Hut vom Kopf, strich sich über die strähnigen Haare und musste sich erst mal setzen.
„Mensch, das Alinchen un’ der Baldel, das is’ ja ’n Ding!“
Endlich war dies alles geklärt, und unvermittelt wandte sich die Priesterin wieder den Rittern zu.
„Dann fehlen jetzt also noch zwei“, freundlich lächelte sie Rainfried und Hardger an. Mit einem angedeuteten Handkuss und eine kleiner Verneigung stellte der Grimsauer sich selber vor.
"Und meine Wenigkeit, Rainfried Moritat von Grimsau. Euer Gnaden, es ist mir Honor und Alegria, Euch kennenzulernen."
„Mir auch“, strahlte die Geweihte den Ritter an, wobei dessen Galanterie und seine almadanische Ausdrucksweise sie ganz eindeutig verwirrten. Hardger trat vor die Geweihte.
„Ich bin Ritter Hardger von Mönchbach und begrüße euch, euer Gnaden!“
Ernst blickte Ilvine Hardger an, dann machte sie eine segnende Geste.
„Mögen Tsa und ihre Schwestern Euer neues Leben schützen und Euch ihren Segen schenken!“
Dann wandte sie sich lächelnd an die anderen.
„Ihr wolltet gerade aufbrechen, bevor ich ankam, nicht? Ein bisschen Marsch kann ich noch vertragen.“
„Dann woll´n wir mal wieder!“
Roban erhob sich ebenfalls und schob sich das letzte Brotstück zwischen die Kiefer. Das Lager abzubrechen dauerte nur wenige Minuten, bald darauf ging es den gleichen Weg zurück, den sie gestern erst gekommen waren – gestern noch als Besucher, jetzt bereits als Herren dieses kargen Landstrichs. Erstaunlich, wie diese Tatsache den Blick zu ändern schien. Mancher sah schon einen künftigen Pfad durch den Sumpf und durchmaß mit Blicken das Land. Roban bemühte sich, weiteren Mücken den Garaus zu machen, als unvermutet jemand zu ihm aufschloss und ihm ein Schwert vor die Nase hielt.
„Hier“, sagte Grimm Goldmund von Koschtal, der jetzt als einziger ein Pferd am Zügel führte, „nach dem überaus großzügigen Geschenk des Ritters Hardger werde ich Eure Klinge nicht mehr brauchen. Habt noch einmal Dank für diese bemerkenswerte Leihgabe.“
Roban schenkte Grimm kaum mehr als einen Seitenblick. Anscheinend hatte dieser es eilig, das Schwert der Grobhands wieder los zu werden.
„Noch habt Ihr Hardgers Waffe nicht“, bemerkte Roban. „Die liegt wohl in seiner Kate, und die liegt gute zwei Tagesmärsche entfernt von hier. Behaltet das Schwert, bis wir dort sind, auch wenn es Euch eine Bürde ist, ausgerechnet mein Schwert zu tragen.“
Grimm Goldmund von Koschtal atmete tief durch – er hatte wohl gehofft, Roban würde sein Schwert sofort wieder an sich nehmen.
„Nun, damit beweist Ihr wohl zur Genüge, dass man auf Euer Schwert zählen kann, wenn man in Bedrängnis ist. Ich hoffe, dass ich – trotz aller Differenzen, die uns trennen mögen – auch zukünftig auf derlei Hilfe hoffen kann!“
Abrupt blieb Roban stehen und musterte Grimm Goldmund mit gerunzelter Stirn. War das ein Trick? Wollte der Goldmund prüfen, wie ernst es ihm war mit dem Burgfrieden, den sie bislang gehalten hatten, oder hoffte er, mit derlei Anliegen einen Streit vom Zaun brechen zu können?
„Falls Ihr auf Schwierigkeiten stoßt, mit denen Ihr allein nicht fertig werdet, könnt Ihr auf mein Schwert zählen – und auch auf mich!“ knurrte er und würgte seinen Unmut hinunter. Er bemerkte, wie einige der anderen zu ihnen hinüber sahen, mit sorgenvollen Mienen, wie es schien.
Vor allem Edelbrecht blickte finster drein. Seitdem Reto von Tarnelfurt ihn so geschickt auf den Arm genommen und sich das vertrauliche Du ergaunert hatte, hatte es ihm anscheinend die Sprache verschlagen. Nun sah er den aufkeimenden Streit der beiden Koschtaler mit Unmut an. Keineswegs, so glaubte er, besaß ihre Runde die Harmonie, derer sie bedurft hätten. Nur gut, dass sie jetzt auch noch Travias Beistand hatten.
Er ließ die Lehnsvergabe noch einmal Revue passieren und schmeckte bittere Galle. Boromil am anderen Ende des Sumpfes, die beiden verwandten Streithähne nebeneinander, der seltsame Grimsauer, der sich scheinbar nur um den Ackerbau bekümmern wollte, und der stolze von Tarnelfurt mit seinen hochtrabenden Klosterplänen direkt neben ihm. Das konnte ja nicht gut gehen!?
Edelbrecht hatte ein Gefühl, als habe der Sumpf schon über sie triumphiert, noch ehe sie recht begonnen hätten. Er dachte an daheim, an Borking, wo sein Vater, der Junker, so manchen Streit mit der örtlichen Geweihtenschaft, insbesondere der alten Perdita Dasmin, ihres Zeichens Perainegeweihte, hatte. Immer wieder hatte Damian von Borking seine Söhne vor den Geweihten gewarnt.
„Die Kirche“, so hatte er erzählt, „nimmt sich ungefragt Land, und sobald sie einmal welches besitzt, strebt sie stets danach, immer mehr Pfründe an sich zu ziehen. Hierin unterscheidet sie sich nicht vom Adel. Aber im Gegensatz zu uns, gibt die Kirche das Land nicht mehr her! Schaut was sie aus dem schönen Darpatien gemacht haben…“
Wenn sein Vater Recht hatte, so überlegte Edelbrecht, dann würde es nicht lange dauern, ehe Retos Klosterschwestern auch bei ihm in Neufarnhain anklopfen würden. Wie einfach wäre doch alles gewesen, wenn Boromil neben ihm gesiedelt hätte. Es war wirklich zum aus der Haut fahren. Dieser verflixte Vogt!
Edelbrecht zwang sich zur Ruhe und dachte, noch während er die beiden Koschtaler im Auge behielt, an ihre Rückkehr nach Burg Birkendamm. Dort würde es ein warmes Feuer geben, einen Pokal Wein und er würde endlich Devota wieder in die Arme schließen können.
Warum eigentlich nicht? überlegte er weiter – er war der Zweitgeborene, wenn nichts Unvorhergesehenes geschähe, was Boron verhüten möge, so würde er den Stammsitz zu Borking eh nicht erben, und sein Bruder schickte sich gerade an, ein Weib zu nehmen, so dass der übernächste Erbe schon bald das Licht der Welt erblicken würde.
Hier in Neufarnhain aber war Edelbrecht sein eigener Herr und als solcher könnte er entscheiden wie er wolle. Das würde er mit Devota besprechen müssen. Er steuerte auf Boromil zu, der immer noch neben dem verschollenen Kusi ging.
„Heda, Boromil!“
Sein Freund blickte zu ihm auf.
„Was hältst du von den beiden,“ Edelbrecht zeigte verstohlen auf Grimm und Roban, „sie scheinen sich wirklich sehr nahe zu stehen!“
Ein Grinsen huschte über Edelbrechts Gesicht. Boromil lächelte, als ihn sein neuer Freund aus den Gedanken riss.
"Tja, nicht nur im Gespräch, auch im Nahkampf ist man sich nahe, was? Aber es muss ja nicht so weit kommen..."
Mit diesen Worten ging er zu beiden hinüber. Falls sich dort ein Streit anbahnte, ließ sich dieser vielleicht durch ein anderes Thema vermeiden.
"Verzeiht, werter Goldmund von Koschtal, wenn ich Euch noch einmal etwas überrumpele mit Informationen, aber Ihr sollt keinen Nachteil daraus haben, dass Euer Weg durch manches Hemmnis erschwert wurde. Wo der Ritter Grobhand von Koschtal das Thema Beistand angesprochen hat, fiel mir etwas ein, das ich noch ansprechen wollte. Der Fürst spendet jedem Neusiedler einen Schrein. Ich hatte bereits beim ersten Treffen auf Burg Birkendamm vorgeschlagen, dass jeder Siedler eine andere Gottheit wählt, um möglichst viel unterschiedlichen göttlichen Beistand für unser Vorhaben zu bekommen.
Vier der Neusiedler haben sich bereits entschieden: Bei Reto von Tarnelfurt wird es Peraine sein und bei Rainfried von Grimsau Rahja. Das hättet Ihr sicherlich auch ohne meine Erläuterungen gemerkt. Edelbrecht von Borking wählte Ingerimm und Roban Grobhand von Koschtal Rondra. Habt Ihr bereits klare Vorstellungen? Ich habe mich noch nicht entschieden, auch wenn ich mehrere Götter in die engere Auswahl genommen habe. Gerne spreche ich mich mit Euch ab."
Roban nutzte Boromils Gespräch mit dem Goldmund, um den Abstand unauffällig wieder zu vergrößern. In den Hintern hätte er sich beißen können! Sein Bruder Rondrolf hatte wahrlich recht, sein Maul war doch schneller als sein Verstand! Erst schoss er mit der unpassenden Begrüßung der Geweihten den nächsten Eber über den Haufen, dann ließ er sich aus reinem Stolz auch noch dazu hinreißen, dem Goldmund Beistand zu versprechen, anstatt sein Schwert endlich wieder anzunehmen!
So dämlich musste man wirklich mal sein, so dämlich wie ein Roban Grobhand von Koschtal. Jetzt konnte Ritter Grimm ihn jedes Mal beim Wort nehmen, wenn es in seiner Siedlung Ärger gab, und er war auch noch selbst schuld daran!
Wütend schlug er nach einer anfliegenden Mücke, verfehlte sie aber, was seinen Unmut noch weiter vergrößerte. Fast wünschte er sich, die Sumpfranzen würden noch einmal auftauchen, damit er seinen Zorn an diesen auslassen konnte. Und wer weiß – vielleicht stellten sich die Ranzen diesmal geschickter an und fraßen den Herrn Grimm doch noch auf! Roban grinste bei dem Gedanken etwas schief.
„Dümmlicher Oger“, schimpfte er sich dann selbst. Er hatte wichtigere Probleme als Ritter Grimm – einen gewissen Hügel, mitten im Sumpf, beispielsweise! Er würde sich möglichst bald um die dringlichsten Probleme kümmern müssen, vor allen Dingen die Wege und trinkbares Wasser musste er haben, sonst konnte er gleich nach Koschtal zurückkehren. Zu ärgerlich, dass man einen Sumpf nicht einfach erschlagen konnte...
Ilvine hatte sich anfangs mit dem Vogt unterhalten, der aber bald zu schnaufen begann und wenig zu einem Gespräch aufgelegt zu sein schien. Er sah aus als würde er sich nach Birkendamm sehnen, nach einem heißen Bad und einem Abend am Kamin. Jeder neue Schritt durch den Sumpf, der ihn fast verschluckt hätte und sein teures Ross raubte, brachte ihm Unbehagen.
Als ihr Maultier vor etwas scheute, was durchs Sumpfgras huschte, nutzte sie die Gelegenheit, sich zurückfallen zu lassen. Munter wie eine Hausiererin zwischen einem Dorf und dem nächsten marschierte sie mal zwischen, mal hinter den Rittern, summte einmal sogar ein paar Takte eines Liedes vor sich hin, dabei warf sie jedoch immer wieder wachsame Blicke auf Sumpfland und Gesträuch oder beobachtete nachdenklich die Neubelehnten.
Nach einer Weile geriet sie – zufällig oder auch gewollt – neben den grimmig vor sich hingrübelnden und Mücken erschlagenden Roban.
Zunächst lief sie schweigend neben ihm her, gelegentlich ebenfalls nach einer Mücke schlagend, dann fragte sie ihn: „Wieviele habt Ihr schon?“
„Vierund... Moment!“
Ein weiterer Blutsauger beendete sein Dasein als zermatschter Fleck auf dem Arm des Ritters.
„Fünfundsiebzig! Und bis zum Abend werde ich wohl die Hundert voll bekommen! Dann ist Feierabend mit Zählen!“
„Habt Ihr Euer Soll dann erfüllt?“ fragte Ilvine amüsiert. Roban hob mit einem verlegenen Grinsen die Schultern.
„Nein – weiter kann ich nicht zählen! Ich müsste wohl jedes Mal den Ritter vom Kargen Land fragen, was als nächstes kommt...“
Trotz aller Höflichkeit konnte Ilvine ein kurzes Auflachen nicht unterdrücken, doch das schien Roban nicht weiter zu stören. Ein Mann, der mit seinen Waffen wohl mehr anzufangen wusste als mit Zahlen, und sich dieses Defizits wohl auch bewusst war.
„Alle Mücken in Moorbrück werdet Ihr ohnehin nicht erschlagen können“, gab sie zu bedenken.
„Es ist der Kampf, der uns auszeichnet, nicht unbedingt der Sieg“, murmelte der Ritter halblaut, als rezitiere er einen Satz seines Lehrmeisters. Dann blickte er Ilvine mit einem merkwürdig nachdenklichen Ausdruck an.
„Vielleicht können wir auch den Sumpf nicht trockenlegen, zumindest nicht in dieser Generation.“
Ilvine verschluckte ein verblüfftes 'Hattet Ihr das erwartet?' Stattdessen fragte sie:
„Ihr zweifelt?“ und legte die Stirn in Falten.
„Nur ein hochmütiger Narr ist sich des Sieges schon vor dem ersten Schlagabtausch sicher. Der Sumpf hier“, Roban beschrieb eine weit ausholende Geste, „ist ein harter und zäher Feind. Ihn zu bezwingen, wird nicht einfach werden, und es wird lange dauern. Immerhin konnte er allen Versuchen, ihn trocken zu legen, vierhundert Sommer lang trotzen!“
„Und trotzdem wollt Ihr es versuchen“, stellte Ilvine fest. Roban nickte entschlossen.
„Ganz recht. Unser Fürst rief seine Ritter, diesen Sumpf trocken zu legen, und als gute Ritter“, diesmal galt die Geste der marschierenden Gruppe, „zogen wir aus, dem Wort des Fürsten Folge zu leisten.“
„Also seid Ihr als gehorsamer Vasall hier“, lächelte die Geweihte, „oder gibt es noch andere Gründe, warum Ihr hier Moorbrücker Mücken jagt und mitten zwischen Moortümpeln ein Heim errichten wollt?“
Abrupt blieb Roban stehen und blickte Ilvine misstrauisch an.
„Ihr werdet mir einen weiteren Fehltritt verzeihen müssen, Euer Gnaden“, sagte er mit einem leisen Seufzer, „aber meine Beweggründe, hierher zu kommen, würde ich einstweilen lieber für mich behalten!“
Ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er sich mit großen Schritten wieder in Bewegung.
„Meine Frage habt Ihr ja beantwortet“, erwiderte die Geweihte und setzte sich ebenfalls wieder in Marsch. Wäre Roban nicht so vorausgestürmt, hätte er bemerkt, dass sie grinste, wobei Grübchen in ihren Wangen erschienen.
„Fehltritt verziehen!“
Auch sie machte eine ausholende Geste, wohl um theatralisch ihre Großzügigkeit zu betonen. Das irritierte aber ihr Maultier, das unwillig zurückscheute, womit Ilvine vollends hinter dem Ritter zurückblieb. So entging diesem auch der nachdenkliche Blick der Geweihten, mit dem sie hinter ihm hersah.
„Und Ihr?“ fragte Ilvine, gleich wieder munter, den nächsten Neusiedler, neben den sie durch die Verzögerung geraten war.
„Was treibt Euch dazu, die Sumpffrösche vertreiben zu wollen?“
Es war ausgerechnet der ebenfalls nicht übermäßig heiter gestimmte Edelbrecht.
„Es verwundert mich, wie ihr, Euer Gnaden, von der großen und ehrenvollen Aufgabe sprecht, die unser hochwohlgeborener hochzuverehrender Fürst uns Neusiedlern zugedacht hat“, bellte Edelbrecht die verdutzte Ilvine an, nur um gleich darauf in versöhnlicheren Tonfall fortzufahren.
„Ein Familienzwist hat sich dadurch zum Guten gewendet, dass ich diese Bürde auf mich nahm. Gleichzeitig wurde es wohl auch höchste Zeit, dass ich das Elternhaus verließ und nunmehr endlich ein eigenes Lehen verwalte. Ihr seid mir selbstverständlich jederzeit willkommen.“
„Alles andere hätte mich auch schwer gewundert!“ gab die Traviageweihte herausfordernd zurück, biß sich aber gleich auf die Lippen und fuhr fort: „Eine gute und ehrenhafte Beilegung eines Zwistes, noch dazu in der Familie. – Habt Ihr schon genauere Pläne oder gar Leute für Euer Gut?“
„Nun, der ein oder andere Gefährte aus früheren Tagen wird mir sicherlich hilfreich zur Seite stehen. Wie ich meine Siedlung hingegen im einzelnen aufbauen werde, ist mir bislang selbst noch nicht in allen Einzelheiten klar. Dafür wird der Siedlungsplatz sicherlich noch das ein oder andere Mal genauer untersucht werden müssen. Immerhin die Gottheit für den Schrein ist schon festgelegt – das ist sicherlich ein guter Anfang.“
Während Edelbrecht noch einige Sätze belanglosen Inhalts mit Ilvine wechselte, beobachtete Reto die Geweihte genau; in ihrer Nähe war es nie still, fast als wenn man einen Barden an seiner Seite hätte; das gereichte ihr als Traviageweihte natürlich zur Ehre. Reto versuchte dennoch einen Moment abzupassen, in der er sich zu ihr zurückfallen lassen oder zu ihr aufschließen konnte, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Endlich ergab sich eine Möglichkeit.
„Herr von Tarnelfurt, richtig?“ fragte Ilvine, als der Ritter neben ihr ging.
„Ihr seid in Begleitung Bruder Perainfrieds gekommen, nicht wahr?“
Reto schaute die Geweihte etwas verwundert an. Etikette schien nicht ihre Stärke zu sein, dachte sich Reto.
„Richtig, Euer Gnaden, Perainfried begleitet mich. Was ich euch fragen möchte, müssen nicht alle Anwesenden hören, verzeiht mir also, wenn ich etwas leiser spreche. Ich habe große Pläne mit Therbunja und frage mich ob euer Orden….“
Dann sprach Reto so leise, das nur Ilvine es hören konnte.
Roban blieb stehen, nachdem er fast auf gleicher Höhe mit Bolzer war – vor dem Torfstecher, der die Gruppe ja immerhin als Pfadfinder begleitete, wollte er denn doch nicht marschieren. Er sah, wie Ilvine neben Reto ging. Der Tarnelfurter schien auf sie einzureden, vermutlich breitete er bereits die Pläne für seine Siedlung aus. Dass er dem Orden der drei guten Schwestern ein Kloster errichten wollte, hatte er ja bereits in Birkendamm erklärt, und mit dieser schwatzhaften Ilvine hatte gleich die passende Ansprechpartnerin.
Er selbst hatte sich eine mögliche Unterstützung mit seiner ungehobelten Art wohl wieder einmal verdorben. Wenn er so weiter machte, würde er der einzige Bewohner von Hohentrutz bleiben. Leise auf sich selbst schimpfend setzte er sich in Bewegung. Was nützten die besten Vorsätze, wenn er zu dämlich war, sie umzusetzen!
Boromil war inzwischen aufgefallen, dass der Ritter Grobhand von Koschtal keinen guten Tag zu haben schien. Zumindest machte er nach mehreren Gesprächen immer noch eine missmutige Miene - welcher Kontrast zu den anderen, denen man größtenteils anmerken konnte, wie froh sie waren ob der Aussicht, bald den Sumpf verlassen und ihre Siedlungsplätze in die Tat umsetzen zu können. Ob da etwas im argen lag?
"Auf ein Wort, frischernannter Ritter zu Hohentrutz!" sprach er Roban an.
Dieser unterbrach seinen leisen Monolog und schaute Boromil erwartungsvoll an.
"Ihr habt Euch gegenüber Eurem Nachbarn, dem Mitglied einer verfeindeten Familie, ehrenhaft verhalten. Auch habt Ihr einen Standort nach Wunsch bekommen und sogar einen passenden Namen für ihn gefunden. Dennoch spricht Euer Gesicht Bände. Was bedrückt Euch?"
Boromil ließ sich absichtlich zusammen mit Roban ein wenig zurückfallen. Es musste ja nicht jeder mithören, was sie zu besprechen hatten.
"Ach, es ist... nun ja, Ihr kennt ja meine Art inzwischen! Beim Gewinnen neuer Siedler und Verbündeter ist das nicht gerade hilfreich!"
"Dass Ihr in Etikette nicht so sicher seid wie ich und das Herz auf der Zunge tragt, haben wir alle mitbekommen. Und dass Ihr in punkto Galanterie dem jungen Herrn von Grimsau etwas nachsteht, ist ebenfalls kein Geheimnis. Aber wenn Ihr Euch in jeder Disziplin an jemandem misst, der Euch übertrifft, ist es kein Wunder, wenn Ihr verdrießlich seid!"
Der Ritter vom Kargen Land wies mit dem Kopf in Richtung Reto, der immer noch mit der Geweihten redete.
"Ihr solltet Euch nicht mit den Tarnelfurter vergleichen, was die Ideen für die Neusiedlung betrifft. Er hat klare Pläne, in denen er sich nicht beirren lassen will. Das ist aber zum jetzigen Zeitpunkt keine Bedingung zum Erfolg - und vom Fürsten nicht eingefordert! Glaubt Ihr denn, man hätte sechs Lehen vergeben, wenn man nur einen Ritter mit ausformulierten Absichten gebraucht hätte?"
Roban verkniff den Mund, etwas überlegend, aber noch nicht überzeugt. Also fuhr Boromil fort:
"Es soll doch die Vielfalt sein, die den Sieg über den Sumpf bringen soll. Ausdrücklich wurden alle Mittel erlaubt! Wenn Ihr nicht den gleichen Weg wie einige von uns nehmen könnt, dann wählt einen anderen, der zu Euch passt!"
"Das ist leicht gesagt, aber schwer getan! Und im Sumpf muss man seinen Weg erst kennen, bevor man ihn geht! Sonst ist man verloren."
"Nun, ich kann Euch natürlich keinen ausgeklügelten Plan präsentieren, wie Ihr genau vorgehen müsst! Es ist eher eine grobe Idee... oh, verzeiht, es war kein Wortwitz beabsichtigt! Jedenfalls solltet Ihr Euch auf Eure Stärken besinnen. Ihr habt einen Hügel, seid willensstark und redet geradeheraus. Wenn Euch der Umgang mit vielen Menschen schwerfällt, warum also nicht Zwerge fragen?"
"Wollt Ihr Euch etwa doch über mich lustig machen?", brauste Roban auf. Nahm dieses Aufziehen nur wegen seiner Vorliebe für gut zu verteidigende Plätze denn kein Ende?
"Aber nein", beeilte sich Boromil zu beschwichtigen, "ich meine es ernst! Hört zu: Ich erwähnte doch bereits, dass mein Onkel eine Art Vermittler zwischen Menschen und einem Klan Hügelzwerge ist. Vielleicht sind diese bereit, Euch einige Spezialisten zu schicken, die Euch beim Anlegen von Bauten beraten und die wissen, was man hier an Essbarem aus dem Boden holen kann! Hügelzwerge sind als Pilzzüchter bekannt. Falls es Euch gelingt, einige von ihnen zu überzeugen, hier zu bleiben, dürfte für das leibliche Wohl zumindest gesorgt sein! Nun, was haltet Ihr von der Idee?"
Boromil sah Roban aufmunternd an.
„Gedacht hatte ich daran schon“, gab Roban zu.
„In Koschtal gibt es schließlich mehr als genug Angroschim, ich beherrsche die Sprache leidlich und halte viel von Zwergenarbeit. Womöglich lässt sich nicht nur die Oberfläche des Hügels nutzen...“, für einige Sekunden versank Roban in Grübelei, dann schlug er Boromil kräftig auf die Schulter.
„Danke, Boromil. Für eure Idee und dafür, dass ihr mich wieder aufgebaut habt!“
„Keine Ursache!“ erwiderte Boromil rasch und vermied es, sich die schmerzende Schulter zu reiben.
„Und Siedler werden sich schon finden, die mit dem großen Maul ihres Ritters auskommen können. Und die Galanterie“, Roban setzte einen gequälten Gesichtsausdruck auf, „na ja, die hinkt nicht nur, sondern kriecht schon auf dem Zahnfleisch. Aber um eine Frau kann ich mich noch kümmern, wenn die Siedlung ihre ersten paar Sommer überstanden hat. Wie steht es bei Euch – ist Eure Hand bereits vergeben?“
„Bis dato noch nicht“, gestand Boromil, „auch bei mir hat sich die Frau Rahja bislang etwas Zeit gelassen.“
„Kommt Zeit, kommt Weib!“ grinste Roban.
„Zumindest in der Hinsicht reicht meine Zuversicht für uns beide!“
Bolzer hatte die neuen Lehensherren zunächst denselben Weg zurückgeführt, den sie vom künftigen Therbunja her gekommen waren. Dann aber schwenkte er südostwärts auf einen flachen, mit Heide und niedrigen Gehölzen bewachsenen Hügelzug ein.
„Das war doch so, daß die Herrn gleich zur Kate wolln, nich erst nochmal zum fünften Platz zurück?“ fragte er sicherheitshalber in die Runde.
„Direkt zur Kate“, erklärte Roban, der während des Marsches den Abstand zu Ilvine wieder verkürzt hatte.
„Alma, das ist die zweite Wegkundige, wird wohl schon langsam ungeduldig werden – immerhin muss sie die Pferde und Hardgers Ziegen mitversorgen!“
„Nummer fünf, ist das nicht Therbunja?“ fragte Ilvine.
„Schade! Den Platz hätt' ich zu gern gesehen!“
Lange hielt ihre Enttäuschung jedoch nicht an. Rast machten sie in einer sonnigen Senke. Bevor sie zu essen begann, erhob sich Ilvine, ein Stück Brot auf der Hand, und sprach laut:
„Lieb' Travia, Tsa und Frau Perain', wir danken für eure Gaben! Und laden alle Hungrigen ein, sich nun daran zu laben!“
Fröhlich nickte sie in die Runde.
„Wohlschmecken!“
Damit ließ sie sich selber nieder und biß herzhaft in ihr Brot. Bald bezog sich der Himmel mit grauem Dunst. Von unsichtbaren Moorsenken her zog Fäulnisgeruch über die Heide, den auch der stete kalte Luftzug, der die Wanderer frösteln ließ, nicht vertrieb.
„Sieht verdammt nach Regen aus!“ bewertete Roban den Wetterumschwung, während er verbissen auf seiner erloschenen Pfeife herum kaute.
„Bolzer, wie weit haben wir es denn noch bis zur Kate? ´Nen nassen Hintern müssen wir uns ja nicht holen, wenn wir nicht müssen.“
„Bald müßten wir in Hammerschlag sein“, antwortete Vogt Gerling an Bolzers Stelle.
„Dort können wir die Nacht in einer Herberge verbringen und am morgigen Tag Alma und die Tiere abholen. Ich denke, eine Übernachtung in einem Gasthaus wird uns allen gut tun!“
Der Meinung schienen nicht alle Ritter zu sein, trotz der Verlockung eines weichen Strohsacks und eines warmen Essens, aber niemand widersprach. Die dräuenden Wolken ließen es ohnehin dringlich erscheinen, möglichst bald irgendwo Unterschlupf zu finden, also setzte man den Marsch Richtung Hammerschlag fort.
Doch so leicht ließ der Sumpf seine neuen Bewohner nicht gehen. Feuchte Wiesen und moorige Tümpel begleiteten sie bald wieder auf beiden Seiten, manche Senken schienen noch frisch vom letzten Regen überflutet zu sein. Unversehens tauchte der Hügelzug in eine Wasserfläche ab.
„Au, verdammich!“ entfuhr es Bolzer.
„Tschuldigung“, setzte er gleich erschrocken hinterher, „aber das is dumm, ganz dumm. Das Wasser is neu hier. Das war letztens noch nich da. Das is ganz neu. Vielleicht der Regen, letzt'. Das is dumm, ganz dumm.“
Er prüfte die Senke, hinter der der heidige Hügelzug weiterführte, mit seinem Stab. Aber obwohl das Wasser selbst nicht sehr tief zu sein schien, hatte es den Boden doch so durchweicht, daß man fürchten mußte, mit Mensch, Roß und Maultier elend darin zu versinken. Es blieb nichts anderes übrig, als süd- und westwärts auszuweichen, wieder weiter ins Moor hinein, das sie gehofft hatten zu umgehen. Immerhin behielt man trockene Füße, und gegen Nachmittag konnte Hardger die Führung bis zu seiner Kate übernehmen.
Als die Behausung schon in Sicht kam, blieb Erborn kurz stehen und winkte die Ritter zu sich. Vor ihnen zeichnete sich eine merkwürdige Fährte im Boden ab.
„So etwas habe ich noch nie gesehen“, gestand der Wildhüter, und auch die anderen konnten nicht von sich behaupten, eine solche Spur jemals zuvor gesehen zu haben. Nur Bolzer schlug rasch das Zeichen der Sonne zur Abwehr finsterer Mächte, als er der Abdrücke ansichtig wurde.
„Welche Kreatur des Sumpfes hinterlässt solch eine Fährte, Bolzer?“ fragte Reto von Tarnelfurt sofort, als er die Reaktion des Torfstechers bemerkte.
„Über das Böse soll man nich reden!“, stammelte dieser und schien drauf und dran, das Hasenpanier zu ergreifen.
„Bolzer!“ schnappte Roban drohend und handelte sich gleich von mehreren Personen mahnende Blicke ein.
„Das war das Ding!“ heulte Bolzer aber sofort los.
„Das Ding aus dem Sumpf! Es war hier! Es hat Alma geholt! Und die Pferde! Und die Ziegen! Und...“
Bolzer bemerkte, wie Roban ganz sacht die flache Hand auf halbe Höhe hob, und verstummte sofort wieder.
„Wir sollten nachsehen“, schlug Edelbrecht vor und seine Stimme zitterte leicht.
„Zur Kate müssen wir ja sowieso!“
Dem konnte niemand widersprechen, doch näherte man sich dem Haus mit gebotener Vorsicht und gezogenen Waffen, doch noch ehe man es erreicht hatte, wurde die Tür von innen geöffnet, und eine erleichterte Alma trat ins Freie. Sie berichtete, daß in der Nacht etwas um die Hütte gestreift sei, mit einem schleifenden Geräusch. Die Ziegen hätten Alarm geschlagen, da habe es sich verzogen. Edelbrecht atmete erleichtert auf und blickte nunmehr belustigt auf den ortskundigen Bolzer.
“Nun, Bolzer, sagt einmal – das muss fürwahr ein schreckliches Ding im Sumpf sein, das derartig beeindruckende Spuren im feuchten Erdreich hinterlässt, und dann durch das Meckern von Ziegen aufgeschreckt wird und das Hasenpanier ergreift. Da sollte es uns allen doch nicht schwerfallen, es zu erledigen, wenn wir nur fest zusammenstehen.”
Beifall heischend blickte er sich in der Runde um und konnte sich ein Kichern nicht verkneifen.
“Vorausgesetzt natürlich, wir haben immer eine Herde Ziegen bei uns.”
Roban gab ein unwilliges Knurren von sich. Er teilte weder Bolzers Angst noch Edelbrechts Optimismus. Die Kreatur schien ihre Opfer nicht willkürlich zu wählen, sonst wären Alma und die Ziegen wohl nicht mehr am Leben. Aber wenn sie nicht auf Beute aus war, was hatte sie dann hier gewollt?
Folgte sie am Ende den Spuren der Ritter, beobachtete jeden ihrer Schritte? Das sprach nicht gerade für ein tumbes Monster ohne Verstand – kein erfreulicher Gedanke, wie er fand.
"Was uns zu einem kleinen logistischen Problem bringt, welches wir jedoch sicherlich gemeinsam lösen werden", ergänzte Boromil.
"Wenn von Mönchbach sich so bald wie möglich zum Fürsten begeben möchte, was wird dann aus der Kate? Das Inventar können wir vielleicht zurücklassen, auch wenn es für einen Neusiedler nicht gerade von Ordenlichkeit zeugt, verwertbare Ausrüstung herumliegen zu lassen, so dass jedes Streunerpack es mitnehmen kann! Aber die Ziegen werden zugrunde gehen, wenn nicht jemand hier bleibt und sie versorgt! Oder wollen wir sie gleich Richtung Birkendamm treiben? So weit ist das von meiner zukünftigen Siedlung nicht entfernt."
„Sofern der Weg einigermaßen in Ordnung ist, können wir die Viecher direkt mitnehmen“, schlug Roban vor und warf einen fragenden Blick zu Bolzer, der versicherte, der Weg nach Hammerschlag könne auch mit den Ziegen fortgesetzt werden.
„Wollt Ihr Euch wirklich als Ziegenhirt versuchen?“ hakte Vogt Gerling nach, während sich eine steile Falte zwischen seinen Brauen bildete.
„Immerhin hat seine Hochgeboren von Mönchbach gute zwei Dutzend Tiere, die man zusammen halten muss, melken, füttern, tränken. Und was ist mit dem wenig erfreulichen Geruch?“
Roban blickte seinerseits stirnrunzelnd zum Vogt hinüber.
„Tscha“, begann er dann, kratzte sich kurz im Bart, „bislang hat der Ritter von Mönchbach das tagtäglich allein bewältigt, da werden wir das wohl auch packen. Und unser Geruch“, er schnupperte kurz in Richtung seiner Achselhöhle, „ist mittlerweile auch keine rechte Freude mehr! Ein wenig Ziegendunst macht den Kohl nicht mehr fett!“
Allgemeines Gelächter quittierte diese offensichtliche Feststellung. Die Tage des Marsches durch tiefsten Morast und fauliges Wasser hatten in der Tat ihre Spuren an den Reisenden hinterlassen, die man sehen und auch riechen konnte.
Derartig aufgemuntert setzte die Gruppe schon bald mitsamt der Ziegen ihren Weg fort. Obgleich sie noch einige Male ihre Route angesichts des vom Regen aufgeschwemmten Bodens ändern musste, gelangte der nun wieder um die Pferde und Begleiter angewachsene Zug am 19. Phex endlich die Baronie Hammerschlag.
Tags drauf wandten sich die Siedler an der Warna wieder nordwestwärts, am Birkenhain vorbei. Die Wolken waren noch düsterer geworden, beißend kalte Windböen schlugen den Reitern ins Gesicht, bald auch nasser Schnee und Eiskristalle.
Schließlich blieb den Siedlern nichts anderes übrig, als Schutz im Birkenhain zu suchen und hier so lange zu verharren, bis das Unwetter vorübergezogen war. Dann aber setzte sich der Trupp umso rascher in Bewegung, so dass man am frühen Morgen des 21. Phex endlich Burg Birkendamm erreichte. Hier erwarteten die Ritter neben eines üppigen Frühstücks bereits die ersten potentiellen Neusiedler, die sich ihnen anvertrauen wollten.
Lange schaute Edelbrecht sich unter ihnen um und erkannte: Diese Menschen würden dem grausamen und unheimlichen Sumpf ein Ende bereiten und Moorbrück würde schon bald nur noch ein trauriges Kapitel in den Annalen des Koschs sein, dessen war er sicher…