Willkommen zuhause - willkommen daheim: Die Jagd beginnt

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Roterz, 1037


Angesichts der angeworbenen Bergleute wirkte Roban gleich offener als seinen eigenen Streitern gegenüber. Mit ihren von Kohlesalben geschwärzten Gesichtern, den Felsspaltern und kurzen Äxten wirkten sie wehrhaft und kampfbereit, und ihre von harter Arbeit gestählten Körper würden wohl auch einen Waffengang bewältigen. Nach kurzer Begrüßung ging es gleich weiter, am Ufer der Warna entlang und wieder bergab, den gleichen Weg, den Ladislaus und Roban gekommen waren.
Noch immer stand das Praiosauge strahlend hell am Himmel und ließ die Angroschim leise schimpfen, doch sie hielten das Tempo mühelos, und am Abend war man erneut in die Nähe des Gasthauses gelangt, dass man „Gargamils Stollen“ nannte. Auf eine entsprechende Frage Rondrolfs lief Sambrax feuerrot an.
„Gargamil ist ein Halsabschneider! Freiwillig hat er sich von seiner Sippe abgewandt, um jetzt arglose Wanderer auszunehmen. Von Gastfreundschaft weiß er nichts, nur vom schnöden Silber. Selbst anderen Angroschim weist er die Tür, wenn sie das Obdach nicht sofort entlohnen können. Keine zehn Höhlendrachen bringen mich dorthin!“
Die anderen Zwerge nickten zustimmend.
„Aber es gibt eine Höhle“, setzte Sambrax dann nach. „Sie ist nicht weit und eignet sich für eine Übernachtung. Natürlich nur, wenn nicht jemand – oder etwas – anderes darin haust!“
„Ist besser als unter freiem Himmel zu pofen“, beschied Roban, und da niemand sonst Einwände hatte, wies man Sambrax an, sie zu besagter Höhle zu führen. Sambrax wechselte, noch bevor Gargamils Stollen in Sicht kam, vom Weg auf einen Wildwechsel, der recht steil den Hang hinauf in dichtes Unterholz führte. Den Zwergen kam dies gelegen, hatten sie doch nun ein dichtes Blätterdach und nicht das Praiosauge und den offenen Himmel über sich. Vor einer dichten Weißdornhecke hielt Sambrax an.
„Hinter diesem Busch ist die Höhle, doch ich weiß nicht, ob sie frei ist.“
Ladislaus und Sigismund verständigten sich mit einem Blick und dieser nahm die Hunde und umrundete vorsichtig die Hecke. Mensch und Tiere verstanden sich gut darauf, im Wald leise zu sein und so pirschte sich der Bornländer näher an die Höhle heran. Etliche Minuten später kam er aus einer anderen Richtung zurück.
„Die Höhle ist leer, von getrockneten Pflanzen, die nach Meister Petz riechen, einmal abgesehen. Offensichtlich hat er die Höhle als Winterquartier genutzt, doch ist er schon lange fort. Vor der Höhle haben wir nur eine Ricke und ihr Kitz gestört, offensichtlich ist unser Ziel in ihrem Setzrevier, denn einen Sprung konnte ich nicht ausmachen.“
Gemeinsam umrundeten sie die Weißdornhecke und bezogen die Höhle für die Nacht. Nicht nur für die beiden Rehe, von denen keine Spur mehr zu sehen war, sondern auch für die Zweibeiner bot die Lichtung vor der Höhle reichlich zu essen und sie konnten ihren mitgebrachten Proviant mit frischen Beeren und schmackhaften Kräutern ergänzen.
Plötzlich hielt Ladislaus in der Bewegung inne und bückte sich dann, um die Brombeerranken zu seinen Füßen auseinanderzuziehen. Als er wieder aufstand, hielt er eine Geldkatze und ein Bündel Bolzen in der Hand, das von einem blauen Band zusammengehalten wurde. Er zeigte den Fund Roban und Sigismund und alle drei waren sich einig, dass der gefundene Stofffetzen von der Mordstelle farblich sehr gut zu diesem Stoffband passte. Offensichtlich hatte der Halunke diese Höhle ebenfalls genutzt. War er gestört worden und geflohen, dass er die Geldkatze und die Bolzen hier verloren und noch nicht wieder abgeholt hatte?
Ladislaus reichte die Bolzen an Roban und leerte dann den Inhalt der Geldkatze auf seine behandschuhte Hand. Er zählte fünf Silber, drei Heller und zwei Kreuzer, zwei Hirschhornknöpfe und drei Ersatzbolzenspitzen.
Sigismund ließ die Hunde daran schnuppern und danach an der Fundstelle. Eine Weile schien es, als sei die Fährte schon zu alt, doch plötzlich gab Kolja den Fährtenlaut und Sigismund sagte:
„Gut, vielleicht hilft uns das, wenn wir morgen die Hatz weiterführen. Hoffen wir, dass die Hunde die Spur halten können.“
Währenddessen hatten die Angroschim ein niedriges Feuer vor der Höhle entfacht, etwas von dem Fleisch auf Stangen gespießt und den Lagerplatz in der Höhle aufgeräumt, so dass man im Dunklen nicht Gefahr lief, sich an den alten Pflanzenresten oder spitzen Steinen zu verletzen. Selbst in Kopfhöhe der Menschen hatten sie die scharfen Kanten geglättet. Nachdem die Nachtwachen eingeteilt waren, kehrte so langsam Ruhe ein.