Liebe geht durch den Magen - Kuchen Dreierlei

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Irgendwo zwischen Sendschaft Bilchtrutz und Fürstenhort, Ende Ingerimm 1035 BF,

Iber Bockling rutschte nervös auf dem ungewohnten Sattel hin und her und versuchte krampfhaft, sich auf den Weg zu konzentrieren. Hinter ihm ritt seine Küchenhilfe auf einem Maultier und führte ein zweites, schwer bepackt, hinter sich her. Es waren sehr anstrengende und ereignisreiche Wochen für ihn gewesen. Dabei hatte er sich schon so sehr an sein Leben gewöhnt gehabt und darauf eingerichtet, bis an die Ende seiner Tage so zu leben wie er es getan hatte.
Um zu erklären, wo er herkam, musste man wohl bei seinem Urgroßvater beginnen. Dieser der auf den klingenden Namen Dûrhelm Böcklin von Bockenstein gehört hatte war ein wackerer Weidener Ritter gewesen. Zweitgeborener Sohn eines Barons hatte ihm ein nahezu vorgeschriebener Weg bevorgestanden. Doch es hatte zwei Brüche in dessen Leben gegeben:
Der erste war die Begegnung mit Yanis Hullheimer, einer Adlergardistin aus Gareth, gewesen. Dieser, Ibers Urgroßmutter, war mit ihrem Banner gerade im Finsterkamm zur Orkjagd gewesen, als sie auf Dûrhelm getroffen war. Die beiden hatten im Felde eine stürmische "Beziehung" gehabt, und kurze Zeit später war Yanis mit ihrem Banner wieder abgezogen.
Drei Jahre später erschien sie dann mit einem Kind und stellte Dûrhelm seinen Sohn, Iber´s Großvater, vor. Dieser bekam den Namen Rainald, und gemäß den Familientraditionen der Familie Böcklin hieß er zunächst mit Familiennamen Fesslin, nannte sich aber später in Bockling um. Obwohl er ein Bastard war und eine Heirat zwischen Dûrhelm und Yanis unmöglich war - er war adeliger Junker und sie war Tochter eines freien Bürgers der Stadt Gareth - erkannte der Junker seinen Sohn an. Zwei Jahre lebten beide zusammen auf Burg Bockenstein, dann aber verließ Yanis und mit ihr auch Rainald die Burg.
Zum einen konnte sie sich nicht damit abfinden, dass Dûrhelm demnächst standesgemäß verheiratet wurde. Zum anderen gefiel ihr das Leben außerhalb der Armee nicht. Sie trennten sich in Freundschaft, und Dûrhelm versprach für Rainald, wenn er im richtigen Alter war, einen Schwertvater zu finden. Das die beiden Burg Bockenstein verließen, stellte sich im Nachhinein als großes Glück heraus.
Denn da kam es zum zweiten Bruch in Dûrhelms Leben. Im Rahmen des 4ten Bockensteiner Massakers wurde Dûrhelm, seine neue Ehefrau und viele weitere Anwesenden von der verfeindeten Adelsfamilie Schnewlin in der Hochzeitsnacht erschlagen. Einzig Dûrhelm jüngerer Bruder Perinald überlebte durch Zufall das Schlachten. Er allerdings wollte nichts von der Vereinbarung zwischen Yanis und Dûrhelm wissen, weshalb Rainald nicht zum Ritter ausgebildet wurde.
Yanis trat, nachdem sie den Bockenstein verlassen hatte, wieder in ihr altes Regiment ein und starb schließlich, im Rang eines Weibels, am 3. Boron 987 BF bei der Schlacht von Jergan. Rainald, Iber´s Großvater, wuchs bei Yanis Eltern auf, und kaum, als er 17 Winter alt geworden war, ging er ebenfalls zum Reichsheer. Nach seiner ersten fünfjährigen Dienstzeit gelang es ihm, zur Adlergarde versetzt zu werden, wo er auch bis zu seinem Tod diente.
Kurz bevor er in den Armeedienst eintrat, heiratet er noch seine Jugendliebe Elida Buchweiz, eine Garether Bäckerstochter. Deren Vater war eigentlich gegen die Verbindung und als er von der Heirat und der Schwangerschaft von seiner Tochter hörte verstieß er seine Tochter. In den ersten 5 Dienstjahren sahen die beiden sich zwar nur recht selten, bekamen aber insgesamt drei Kinder. Rainald starb schließlich am 24. Hesinde 995 BF, als er "an der Seite" von Kaiser Hal das Jerganer Tor in Tuzak erstürmte.
Elida lebte noch lange Jahre weiter in Gareth, und nach dem heldenhaften Tod von Rainald, er wurde posthum sogar mit den Kaiser-Raul-Schwertern in Bronze ausgezeichnet, nahm ihr Vater sie wieder auf. Sie starb schließlich 1012 BF nach der Zweiten Schlacht auf den Silkwiesen, als marodierende Orks durch Gareth zogen. Dabei wurde auch die Bäckerei der Familie Buchweiz bis auf die Grundmauern niedergebrannt und alle Familienmitglieder fanden den Tod.
Die drei Kinder von Rainald und Elida trugen die Namen Lares, Adran und Ulmia Bockling. Über Lares und seine Nachkommen wurde in der Familie Bockling nicht mehr viel gesprochen, waren sie doch Anhänger Answin von Rabenmunds und fanden sämtlich den Tod im Zuge dessen Versuche, sich die Krone des Neuen Reiches aufzusetzen.
Die Nachkommen von Adran nahmen eine Entwicklung mit vielen Wendungen und Schicksalschlägen. Sie waren schlußendlich fahrende Ritter, und konnten nun vor kurzem, wie im KK berichtet, Burg Bilchtrutz von Räubern und Gesindel befreien und herrschten nun über dieses Lehen.
Rainald´s 975 BF geborene Tochter Ulmia war im Gegensatz zu den meisten ihrer Verwandten nicht sehr kriegerisch. Sie erlernte im berühmten Hotel Seelander das Kochen und wanderte in den Kosch aus. Dort heiratete sie in eine Gastwirtfamilie ein und kochte bis ins Alter im Gasthaus "Dickbarsch" in Angbar. Sie fand gemeinsam mit ihrem Mann beim Wüten des Alagrimms den Tod. Sie hinterließ zwei Kinder.
Die 998 BF geborenen Gilia und eben den 1001 BF geborenen Iber. Gilia und Iber führten nach dem Tod ihrer Eltern das Gasthaus "Dickbarsch" weiter. Gilia als Erstgeborene erbte das Gasthaus und heiratete den Sohn einer angesehenen Handwerkerfamilie aus der Bäckerzunft Angbars. Iber blieb lange unverheiratet und ging darin auf, das Haus mit seiner Schwester zu führen und in der Zunft verschiedene Ämter auzuüben. Sein einziges "Laster" war die Tatsache, dass er mit einigen Freunden intensive Mitglieder der Angbarer Schützengilde war.
Vor ein paar Wochen erreichten ihn dann die Nachricht, er solle sich sofort nach Burg Bilchtrutz aufmachen, da sein Onkel, Ritter Kuno Bockling, nun Herr über Burg Bilchtrutz, mit ihm zu reden hatte. Diesem war natürlich bewusst, dass sie mehr oder weniger nur halben Anspruch auf die Burg hatten, und auch ihr Adelsstatus nicht wirklich sicher war. Ihm war aber zu Ohren gekommen, das die Junkerin von Mackenstein nun auf besondere Art und Weise nach einem Gemahl suchte. Seine beiden eigenen Söhne, ebenfalls gestandene Ritter, bewandert im Umgang mit Waffen, aber unfähig in jeder Küche, kamen daher nicht in Frage.
Außerdem war sein Ältester, Gilborn Bockling, bereits mit Azila Sephira Vieska Borking verlobt. Diese war als einzige Borking mit dem Leben davon gekommen, als das Gesindel Burg Bilchtrutz erobert hatte. Kuno´s Zweitgeborener Khoran Bockling dagegen weilte zur Zeit bei der Goldenen Lanze in Garetien und war ein gar wilder Geselle, der sich mehr und mehr dem Gott Kor zuwandte und nur wenig von Backwettbewerben halten würde. Ganz zu schweigen von dem erforderlichen Können. Da war Kuno sein lediger Neffe eingefallen und er hatte diesen hergebeten.
Alles weitere war dann schnell erzählt. Kuno hatte Iber erklärt worum es ging, und diesen gleich nach Fürstenhort geschickt. Iber war nicht viel übrig geblieben, und er hatte zugestimmt. Zurück reiste er wieder über Angbar und besorgte sich dort die Zutaten, von denen er meinte, sie für einen Sieg im Backwettbewerb zu brauchen. An selbigen im Backwettbewerb zweifelte er nicht wirklich, wobei in seiner Vorstellung seine Konkurrenten alles Adelige vom Junker aufwärts waren, die wohl alle kaum selber backen konnten. Er glaubte nicht, dass Hügelzwerge und dergleichen antreten würden, gegen die er dann nur wenig Aussichten auf Erfolg haben würde.
Was ihm viel mehr an einem Sieg zweifel ließ, waren die "restlichen" Tatsachen. Zuvorderst war da natürlich seine Abstammung. Er war ein Bürgerlicher wenn auch mit Adeligen Vorfahren und Verwandten. Da konnte Onkel Kuno und seine Söhne zehnmal richtige Ritter sein. Die einzige Waffe die er in seinem bisherigen Leben geschwungen und mit der er "getötet" hatte, war das Küchenbeil. Er war zwar ein recht guter Schütze mit der Armbrust durch seine Tätigkeit in der Schützengilde. Aber auf etwas lebendiges hatte er mit der Armbrust noch nicht geschossen.
Für einen Bürgerlichen ging es ihm zwar recht gut, aber man konnte ihn auch nicht wirklich als wohlhabend bezeichnen. Seiner älteren Schwester gehörte ja das Gasthaus, und er bewohnte dort nur eine Kammer im Dachgeschoss. Er hatte zwar kleinere Ersparnisse, die er größtenteils aber in Fürstenhort noch für passende Garderobe ausgeben hatte, aber selbst mit dem Gasthaus konnte er es natürlich lange nicht mit dem Vermögen und dem Besitz der Junkerin aufnehmen.
Zu guter Letzt kam dann seine Gestalt dazu. Er hatte die Junkerin noch nicht gesehen, aber doch schon Berichte gehört, dass sie eine wahre Schönheit sein soll. Er selber entsprach dagegen nicht wirklich dem Idealbild eines Ritters, so wie man ihn sich vorstellte. Iber war durschnittlich groß, so wohl grob 1,75 Schritt. Er hatte braune Augen und ebensolches Haar, welches er halblang trug. Seine Augen schauten meiste milde bis gütig auf seine Umwelt und nur recht selten wallte ihn ihm Zorn auf. In seinem recht kurzem Vollbart mischte sich noch ein rötlicher Ton hinein, was aber das einzig Auffällige an ihm war. Er war kein Schwächling, hatte aber auch keine besonderen Muskelpakete zu bieten.
Sein Arbeit als Koch und die Vorliebe für ein bis mehrere Bierchen nach den Übungen bei der Schützengilde hatten dafür gesorgt, dass er mehr als nur ein kleines Bäuchlein hatte. Fett konnte man ihn zwar noch nicht nennen, aber er wog gute 90 bis 95 Stein.
Dies waren seine Gedanken, während er auf dem Baduarsteig gen Fürstenhort ritt und sich überlegte, wie es wohl weitergehen würde.