Du und all mein Glück - Und ich Träumer, und ich Tor ...

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Oberangbar, 7. Rondra 1042

Sie waren fort, bald nach dem Frühmahl aufgebrochen. Wieder würde es ein heißer Tag im Rondra werden. Die Bürger von Oberangbar waren längst bei ihrer Arbeit, in den Werkstätten, in den Gärten, auf den Feldern.
Wolfhardt von der Wiesen ging durchs Haus, tief in Gedanken versunken – doch ohne wirklich einen Gedanken zu fassen. Auf einmal stand er im Musikzimmer. Dort hatten sie den ersten Abend verbracht.
Was lag da auf der Truhe, in der er seine Harfe aufbewahrte? Ein kleines Stück Holz, ein Rohr, eine Flöte ... Eine Flöte.
Ihre Flöte. Sie hatte sie nicht verloren, sonst läge sie nicht auf der Truhe. Sie hatte sie auch nicht vergessen. Gewiss nicht. Zurückgelassen. Aber warum? Wozu?
Er nahm die Flöte in die Hand und schaute sie lange an.
Es war nur eine Flöte.
Er zögerte, dann setzte er sie an die Lippen und blies hinein. Ein einzelner, sanfter Ton.
Auch ihre Lippen hatten dieses Mundstück berührt.

»Und ich Träumer, und ich Tor,
Sah dir sprachlos nach,
Brachte nicht ein Wort hervor,
Nur ein leises: Ach.«

Nur eine Flöte?
»Ach verdammt!«, rief er plötzlich und eilte mit raschen Schritten aus dem Saal. »Alrich! Sattle mein Pferd!«